Der Bestseller-Autor Manfred Lütz ("Bluff! Die Fälschung der Welt", "Gott. Eine kleine Geschichte des Größten") meint, dass Christen Weihnachten besser im Sommer feiern könnten. "Die Konsumindustrie hat dieses Fest komplett kernsaniert. Die Fassade steht noch, aber dahinter ist kein Stein mehr auf dem anderen geblieben." Jesus sei wahrscheinlich sowieso im Sommer geboren, "sonst wäre er in der Krippe erfroren". Die Christen hätten Weihnachten auf den 25. Dezember gelegt, um der heidnischen Lichterfeier, die an diesem Tag begangen worden sei, den Garaus zu machen, so wie man auch Tempel in Kirchen umgewandelt habe, um den heidnischen Kult zu überwinden.
Heute hätten die Heiden ihr Sonnwendfest zurückerobert. "Als Abrissbirnen fungierten die Weihnachtsmänner, die an Lächerlichkeit nicht zu überbieten sind und dem Fest jede christliche Ernsthaftigkeit ausgetrieben haben", sagte der 58-Jährige. Früher sei die Adventszeit eine besinnliche dunkle Zeit gewesen, "da leuchteten nur die maximal vier Adventskerzen. Den Weihnachtsbaum gab es – wie der Name schon sagt – erst an Weihnachten. Erst da wurden Weihnachtslieder gesungen und der Menschwerdung Gottes in einem ärmlichen Stall gedacht." Das sei allerdings so ungefähr das Gegenteil des derzeitigen Konsumrausches.
Solange eine Verlegung nicht möglich sei, könne man wenigstens schon einmal zeitweilig aus der ganzen Hektik aussteigen. Um die künstliche Familienharmonie am Fest zu entkrampfen, könne man zum Beispiel die christliche Tradition aufgreifen, zum Fest Einsame und Bedürftige einzuladen. Das täte auch der Psyche ganz gut, sagte Lütz, der hauptberuflich als Psychiater arbeitet. (dpa/pro)