London: Christliche Anzeige gegen Homosexualität gestoppt

Eine geplante Anzeigenkampagne einer christlichen Gruppierung in London hat eine Debatte über die Möglichkeit ausgelöst, ob Menschen ihre homosexuelle Empfindung ändern können. Der Bürgermeister von London, Boris Johnson, hat eine Anzeige gestoppt, die ab Montag auf den Bussen der britischen Hauptstadt stehen sollte.
Von PRO

Die britische Organisation "Core Issues" (zu Deutsch: "Kernpunkte") wollte eigentlich ab Montag auf fünf Buslinien in London eine Anzeige schalten. Auf ihr sollte der Spruch zu lesen sein: "Nicht schwul! Bisher schwul, ehemals schwul und stolz darauf. Kommt damit klar!" Die Motive sollten für zwei Wochen auf den Seiten von Bussen stehen, unter anderem auf Routen zu wichtigen Touristenzielen wie der St. Paul’s Cathedral, dem Trafalgar Square und Piccadilly Circus. Die Aktion wird unterstützt von der Organisation "Anglican Mainstream", einer Bewegung innerhalb der Anglikanischen Kirche, welche die Bedeutung der Bibel in der Kirche betonen möchte.

Die christliche Initiative "Core Issues" will nach eigener Aussage Männern und Frauen helfen, die "mit ihrer Homosexualität zu kämpfen haben". Mit ihrer Anzeige antworten sie offenbar auf eine Anzeigenkampagne des Schwulenverbandes "Stonewall". Auf deren Anzeigen, die seit dem 1. April auf 1.000 Londoner Bussen standen, hieß es: "Manche sind halt schwul. Kommt damit klar!" Pfarrerin Lynda Rose, eine Sprecherin der Organisation "Anglican Mainstream", sagte laut dem britischen "Guardian", die Bibel verdamme außerehelichen Geschlechtsverkehr, und sie glaube, dass Homosexuelle nicht das lebten, was Gott sich wünsche.

Wie der "Guardian" berichtet, stoppte Londons Bürgermeister Boris Johnson die Aktion. Johnson ist zugleich Vorsitzender von "Transport for London" (TfL), der Dachorganisation, die das Londoner Verkehrssystem koordiniert. Johnson erklärte: "London ist eine der tolerantesten Städte in der Welt und nur intolerant gegenüber Intoleranz. Es ist beleidigend, wenn man behauptet, Schwulsein sei eine Krankheit, von der man sich erholen könnte, und ich möchte nicht, dass so etwas auf den Bussen Londons herumkutschiert wird."

Vorwurf der Zensur gegen "Voodoo"-Vorwurf

Der Vizedirektor von "Core Issues", Mike Davidson, kritisierte die Entscheidung laut einem Bericht von "The Press Association" und sprach von "Zensur". "Wir haben den korrekten Dienstweg beschritten und wurden von der Busgesellschaft darin bestärkt. Sie haben alles abgesegnet, und nun soll es wieder gestoppt werden. Ich würde gerne wissen, auf welcher Grundlage sie das entschieden haben." Er kritisierte, dass in Sachen Homosexualität nur eine Meinung öffentlich gesagt werden könne, nämlich dass jemand schwul heiraten könne und dass homosexuelles Empfinden in keinster Weise geändert werden könne. "Das ist keineswegs die überall vertretene Ansicht. Das ist eine bestürzende Entwicklung, und es ist betrüblich, dass Großbritannien diese Haltung vertritt."

Ein Sprecher des Homosexuellenverbandes "Stonewall", Andy Wasley, begrüßte die Entscheidung des Bürgermeisters und sagte: "Es ist fantastisch, dass es in London keine Anzeigen für einen Voodoo-Zauber geben wird, der Homosexuelle heilen können soll."

Der Parlamentsabgeordnete Chris Bryant, ehemaliger Vikar und bekennender Schwuler, sagte laut dem "Guardian", das geplante Werbeplakat sei grausam, besonders für Jugendliche, die gerade dabei sind, ihre Sexualität zu entdecken. "Der emotionale Schaden, den die Ansicht, man könne ‚ex-schwul‘ sein, bei Menschen anrichten kann, die versuchen, ihre Sexualität zu unterdrücken, oder bei Frauen, die diese heiraten, und bei deren Kindern, ist unermesslich." So zu tun als könne man homosexuelles Empfinden einfach abstreifen, zeuge von einem "grundlegenden Missverständnis der Schöpfung". (pro)

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