Libanesische Christen hoffen auf Fürbitte

Libanesische Christen haben ihre Glaubensgeschwister weltweit zum Gebet aufgerufen. Im Hafen der Hauptstadt Beirut hatte es am Dienstagabend eine gewaltige Explosion gegeben. Dabei sind nach aktuellen Angaben mindestens 100 Menschen getötet und mehr als 4.000 verletzt worden. Bis zu 300.000 Menschen haben ihr Obdach verloren.
Von PRO
Nach Explosion im Libanon: die vom Explosionsort rund sechs Kilometer entfernte Near East School of Theology (NEST) ist hart getroffen

Die Vizepräsidentin des Baptistischen Weltbundes, Lina Sawan Raad, hat die weltweite Christenheit zum Gebet für den Libanon aufgerufen. „Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes und der Corona-Krise ist die Explosion im Beiruter Hafen eine Katastrophe für das Land“, teilte Raad mit, die auch Dozentin an der Internationalen Universität des Libanon ist. Nach den Zerstörungen im Hafengebiet sei das LAnd auf Gottes Gnade angewiesen. Sie glaube, „dass treue Gebete sehr mächtig sind“.

Die libanesische Gesellschaft für Bildung und soziale Entwicklung schreibt auf Facebook: „Die Anwohner sind immer noch erschüttert und versuchen, den Sinn der Geschehnisse zu verstehen. Bitte beten Sie für Beirut, für die Verletzten, für diejenigen, deren Häuser zerstört wurden, für die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen und für das Land insgesamt, da dies eine der schlimmsten Katastrophen in der Geschichte des Landes ist.“

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ihren Partnerkirchen in Beirut kondoliert. In einem Schreiben der Evangelischen Mittelost-Kommission (EMOK) erklärte deren Vorsitzender Markus Dröge: „In diesem Leid und der Verzweiflung stehen wir an Ihrer Seite.“ Dröge sprach den Menschen vor Ort sein „Mitgefühl aus über den Verlust und die schweren Verletzungen so vieler Menschen“.

Hoffnung auf Trost und Widerstandskraft in schwierigen Zeiten

Viele Mitarbeiter der Partnerkirchen seien angesichts der Zerstörung ihrer Häuser, Büros und Kirchengebäude zutiefst traumatisiert: „Wir beten, dass unser himmlischer Vater mit Euch ist und diejenigen trösten wird, die ihre Lieben verloren haben, und für die Heilung der Verletzten sorgt. Möge er Ihnen durch unsere Schwestern und Brüder auf der ganzen Welt Trost und Widerstandskraft in schwierigen Zeiten schenken“, schließt der Brief.

Das Kondolenz-Schreiben der EMOK wurde an den Mittelöstlichen Kirchenrat, die Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen im Mittleren Osten, die Evangelische Synode in Syrien und dem Libanon und die Evangelische Theologische Hochschule verschickt, mit denen die EKD über die EMOK in regelmäßigem Kontakt steht. In der mit der EKD verbundenen deutschen Gemeinde in Beirut sind durch die Explosion Sachschäden entstanden, Verletzte sind nicht zu beklagen.

Sein Mitgefühl äußerte auch der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm. Auf Facebook veröffentlichte er eine Stellungnahme. Darin heißt es: „Dass dieses Land und seine Menschen, die durch so viele wirtschaftliche und politische Probleme ohnehin gebeutelt sind und die trotz dieser Probleme weit über eine Million Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen haben, nun auch noch von dieser Katastrophe heimgesucht werden, ist furchtbar. Auch unsere Partner in den Kirchen sind betroffen. Wir sind im Gebet besonders auch bei ihnen.“

Nicht einzelne Opfer diskriminieren

Wie der Kölner Erzbischof Rainer Kardinal Woelki im Interview mit Domradio sagte, stellt sein Bistum 100.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. In den Wohnvierteln rund um den Hafen wohnten mehrheitlich Christen: „Und ich finde, dass wir denen helfen müssen.“ Es seien auch zwei katholische Krankenhäuser in unmittelbarer Nähe zum Hafen zerstört worden und evakuiert worden.

Der Apostolische Vikar von Beirut, Bischof César Essayan, betont ebenfalls im Gespräch mit dem Domradio, dass einige Kirchen vor Ort „hart getroffen“ sind. Die Kirche versuche, Hilfen für die Opfer zu organisieren. Auch Klöster hätten ihre Türen für hilfsbedürftige Menschen geöffnet. Viele Menschen wüssten nicht, wem sie in dem politischen Chaos vertrauen und glauben können. Gebete seien nötig, um sich zu besinnen und nicht einzelne Opfergruppen zu diskriminieren: „Die Gräben, die uns bis jetzt getrennt haben, müssen wir überwinden. Dabei hilft uns hoffentlich das Gebet.“

Vor Ort im Einsatz ist auch die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision. Die Mitarbeiter erkunden gerade den Bedarf der Hilfe in Beirut. Die dortigen Mitarbeiter bezeichnen die Katastrophe in einer Pressemitteilung des Hilfswerks als eines der „schwierigsten Ereignisse, mit denen das Land je zu kämpfen hatte“. Die größte Sorge gelte den verletzten Kindern und ihren Familien. World Vision ist seit 1975 im Libanon tätig.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stellt 15.000 Euro Soforthilfe für das Near East of Theology (NEST) bereit. Seit 19 Jahren bildet die EKHN dort regelmäßig eigene Theologen im interreligiösen und -kulturellen Dialog aus. Auch ein Großteil der libanesischen Pfarrer wird dort geschult. Die Explosion hat an der dortigen Kirche und am NEST-Gebäude große Sachschäden verursacht. Verletzt wurde aber niemand.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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