Leser-Geschichten: Was brachte die Wiedervereinigung für Sie?

Das Christliche Medienmagazin pro hat seine Leser gefragt, was für sie die Friedliche Revolution bedeutet und was sie daraus gewonnen haben. Hier lesen Sie ausgewählte Antworten aus Ost und West.
Von PRO
Triumph der friedlichen Demonstranten: Am 30. Oktober 1989 hatten sich vor dem Plauener Rathaus 40.000 Menschen versammelt
Die positiven Eindrücke und Erfahrungen im Rahmen der Friedlichen Revolution stammen aus zahlreichen Lebensbereichen. pro-Leserin Beate Beckmann-Zöller aus Oberhaching bei München ist dankbar für die Friedliche Revolution. „Dadurch ist mein Land friedlich und sicher geworden.“ Mitte der 1980er Jahre hatte sie als Abiturientin große Angst vor einem Atomkrieg. Zudem sei Deutschland „größer und schöner geworden, Kultur- und Naturschätze Ost-Deutschlands kann ich frei bereisen und kann Menschen anderer Regionen Deutschlands und ihre Dialekte kennen lernen“. Dabei habe die Bayerin Verwandte neu kennen und schätzen gelernt. Ihre Großeltern etwa waren durch Flucht und Vertreibung nach Ost- und West-Deutschland getrennt gewesen. Außerdem versuche sie durch den „neuen Zugang zu Ost-Europa […] alle paar Jahre ein neues Land Europas im Osten im Urlaub zu entdecken“.

„Bewusster Gedenktag, um Gott für Wunder der Freiheit und Einheit zu danken“

Beckmann-Zöller gehört der Bewegung der charismatischen Erneuerung in der Katholischen Kirche an. Außerdem ist sie Vorstandmitglied des Vereins „Danken – Feiern – Beten“. Dieser setzt sich dafür ein, dass Christen aller Konfessionen den Tag der Deutschen Einheit bewusst als Gedenktag begehen, um Gott für das Wunder der Freiheit und Einheit zu danken, gebührend zu feiern und Fürbitte für unser Land, das Zusammenwachsen, und das Miteinander in Europa zu tun. Jedes Jahr organisiert sie als Mitglied im CVJM München eine Veranstaltung in der Matthäuskirche, „um am Tag der deutschen Einheit eine Feiermöglichkeit zu bieten, Vortäge und Interviews, um Christen und Menschen guten Willens aus Ost und West zur Dankbarkeit zu verlocken“.

„Unverdientes Gnadengeschenk Gottes für unser Volk und Land“

Eva und Gottfried Mempel wohnen in Jena – sie ist Orthopädin, er ist Leiter der Zivildienststelle am Universitätsklinikum Jena – und sehen die „friedliche Wiedervereinigung als unverdientes Gnadengeschenk Gottes für unser Volk und Land“. Mit dem „Zusammenbruch einer unmenschlichen Diktatur ohne Gewalt und Blutvergießen“ habe Gott „unsere ängstlichen Friedensgebete mit Bibellesungen in unseren offenen Kirchen“ erhört, erklärt Gottfried Mempel. Für die Mempels war die DDR ein Unrechtsstaat. Sie erfuhren vielfach von unmenschlichem Umgang mit Regimekritikern, insbesondere auch von inhaftierten Christen. Ihre christliche Jugendarbeit sei bespitzelt und behindert worden. Eva Mempel wollte Medizin studieren und bekam „durch ein Wunder Gottes“ trotz ihres kirchlichen Engagements eine Studienzusage am Jenaer Uniklinikum. Nach dem Fall der Mauer machten sie die Erfahrung, „dass Gottes Weg für uns ganz persönlich nicht ‚in den Westen‘ geführt hat, sondern unser Platz trotz aller Schwierigkeiten hier in Thüringen und Mitteldeutschland war und ist“. Das Ehepaar erlebte die Freiheit ganz bewusst, durch „einen freieren Blick auf andere Länder und Menschen dieser Welt“, durch Reisen, den unbeschwerten Kontakt zu Christen, Verwandten und Freunden – „mit denen wir vorher nur über Grenzen, Bürokratie und Bespitzelung mühsame Verbindungen, Kontakte und Treffen möglich waren“. Dankbar sind sie auch für die erlebte Freiheit bei der Ausbildung, im Beruf und bei der Kindererziehung, ohne politischen und ideologischen Druck.

„Die Wende buchstäblich gerochen“

Psychotherapeut und pro-Leser Wolfram Soldan aus dem unterfränkischen Kitzingen habe „die Wende buchstäblich gerochen“. Er ist Jahrgang 1961. Kurz vor seiner Geburt begann der Mauerbau, schrieb er pro. „Wir hatten viele Verwandte und Freunde in der DDR, die ich später oft besuchte. Und ich war einer von denen, die doch tatsächlich die in der Verfassung verankerte Wiedervereinigung für immer noch erstrebenswert hielten, auch wenn ich als Realist da natürlich sehr langfristig dachte.“ Trotzdem sei er skeptisch gewesen, als im Sommer 1989 ein paar Mitglieder seines überkonfessionellen Gebetskreises „in typisch charismatischer Manier“ erzählten, sie wären auf einer Gebetskonferenz gewesen, wo sie erlebt hätten, „dass die Mauer in der unsichtbaren Welt bereits gefallen sei und man werde diese jetzt bald auch sehen“. Ein paar Wochen später, damals lebte Soldan frisch verheiratet mitten in Würzburg – ohne Fernseher und Zeitung – ging er morgens vor die Tür und sagte verwundert zu sich: „Hier riecht es wie in der DDR!“ Und so war es tatsächlich. Würzburg sei wegen der am Vorabend erfolgten Maueröffnung „mit Trabis überschwemmt“ gewesen. „Ich war echt platt und so dankbar!“ (pro) Wir bedanken uns herzlich für die Zuschriften! Ihre pro-Redaktion
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