Die Medizinerin Ruth Pfau kämpft in Pakistan schon jahrzehntelang gegen Lepra. Ihre Lebensgeschichte ist abenteuerlich, ihr Handeln vom Glauben geprägt. Am Dienstag wird die Ordensschwester 85 Jahre alt.
Von PRO
Foto: Herder-Verlag
Ein Leben für die Kranken und Hilfsbedürftigen: Ruth Pfau kann auf herausfordernde Jahre zurückschauen
Eigentlich wollte sie als Gynäkologin in Indien arbeiten. Doch da kam Ruth Pfau nie an. Als die Ordensschwester im pakistanischen Karachi auf ihr Visum für das Nachbarland wartete, wurde sie auf das Elend der Leprakranken in der Hafenstadt aufmerksam. Im Nachhinein sieht sie darin den Anfang ihrer Lebensaufgabe. „Man wurde nicht behandelt, man endete schließlich verkrüppelt, verstümmelt, entstellt auf den Straßen einer unbarmherzigen Großstadt als Bettler und in diesem unvorstellbaren Lepra-Ghetto“, schreibt Pfau in einem ihrer Bücher.
Die Medizinerin blieb und begann ihre Arbeit in einer einfachen Holzhütte in den Slums von Karachi. Sie behandelte dort Leprakranke und wurde zur Vorreiterin im Kampf gegen die Infektionskrankheit. Die pakistanische Regierung ernannte sie 1979 schließlich zur Beraterin im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra- und Tuberkuloseprogamm des Landes. Pfau baute dort ein flächendeckendes Kontroll- und Behandlungssystem auf. Im Jahr 1996 war die Krankheit weitestgehend unter Kontrolle.
Jesus als Vorbild
Noch heute ist Pfau vor Ort und kümmert sich um Leprakranke, Tuberkulosepatienten und Blinde. Pfau kam 1929 als vierte von fünf Töchtern in Leipzig zur Welt. Mit 20 Jahren begann sie ihr Medizinstudium in Mainz, wechselte anschließend an die Universität Marburg. Während ihres Studiums fand sie zum Glauben und ließ sich zunächst evangelisch taufen. Wenige Jahre später trat sie zur katholischen Konfession über. Seit dem Jahr 1957 gehört sie dem Orden „Töchter vom Herzen Mariä“ an.
Ihr Glaube spielt auch in ihrem medizinischen Alltag eine große Rolle. Mit Jesus als Vorbild wolle sie ihre Patienten an die Hand nehmen und ihnen dadurch den Grund für ihr Handeln vermitteln. „Menschen führen heißt, Leben in ihnen zu wecken.“
In Pakistan galten Leprakranke damals als Ausgestoßene, um die sich niemand kümmerte. In offiziellen Statistiken wurden sie gar nicht aufgeführt. Pfau schreibt in einem ihrer Bücher, Behinderung sei kein Fluch, keine Folge von Sünde und auch kein Werk eines bösen Geistes, wie Pakistanis es oft sähen. Die betroffenen Menschen verdienten Respekt und seien von Gott gewollte Geschöpfe.
„So viele Patienten, so viele Wünsche“
Vor zwei Jahren ist Pfau mit dem Bambi für ihr Engagement in Pakistan ausgezeichnet worden. Den Preis erhielt sie in der Kategorie „Stille Helden. Dem bewegenden TV-Auftritt der Ordensschwester folgten damals stehende Ovationen.
Am 9. September feiert Pfau ihren 85. Geburtstag. Ihr Lebenswerk sieht die Medizinerin bei ihrem Team vor Ort in guten Händen, wenn sie irgendwann nicht mehr selbst mitarbeiten könne, sagte sie im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa). Was sie sich zu ihrem 85. wünscht? „So viele Patienten ich habe, so viele Wünsche habe ich.“ (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.