Der Nachrichtensender CNN hat einen ausführlichen Beitrag über die New Yorker Zweigstelle der australischen Megachurch Hillsong ausgestrahlt. Unter dem Titel „Hipster-Prediger zerschlägt Stereotypen“ hinterfragt der Beitrag den Erfolg der riesigen Kirche und ihres beliebten Pastors.
Mit Lederjacke und Tattoos gilt der New Yorker Hillsong-Pastor Carl Lentz als eher unkonventionell
„Die Musik, die Lichter, die Menschenmengen – es scheint ein Rockkonzert zu sein […], aber das ist Kirche“, startet der Anfang der Woche ausgestrahlte CNN-Beitrag über Hillsong New York. Der Fokus liegt auf dem ungewöhnlichen Pastor mit Lederjacke und Tattoos: der 35-jährige Carl Lentz. Er wirke eher wie ein Rockstar als wie der Leiter einer Pfingstgemeinde. Lentz ist Pastor des New Yorker Zweigs der australischen Megachurch Hillsong. Vor drei Jahren starten Lentz und seine Frau Laura Hillsong in New York. An einem Durchschnittssonntag kommen rund 6.000 Besucher zu den fünf Gottesdiensten, heißt es in dem Beitrag. Taufen führen die Leiter in einem Hotelpool am Times Square durch.
„Ein Celebrity-Pastor ist eine Ablenkung von Jesus“
Mit seinem Auftreten polarisiert der 35-Jährige, der im Beitrag „Hipster-Pastor“ genannt wird. Genau das kritisiert der Autor der Buchs „Hipster Christianity“, Bret McCraken. Attraktive Kirche habe die Gefahr, dass die Menschen nur wegen „einer Erfahrung oder eines coolen Clubs“ kommen. McCraken bezweifelt, dass das ein Leben dauerhaft verändern kann. „Wenn ein Pastor oder ein Celebrity-Pastor zum Publikumsmagnet wird, ist das eine Ablenkung von Jesus, und Jesus sollte die Anziehungskraft sein.“
Im Beitrag fragt die Reporterin Brian Houston, der 1983 in Australien Hillsong gegründet hat, ob die Gottesdienstbesucher vor allem wegen des Pastors kommen und nicht wegen Gottes Wort. „Nicht wirklich“, antwortet Houston. „Wir sehen die gleiche Reaktion auf der ganzen Welt. Die Leuten stellen sich in die Schlange in London, Kapstadt, Stockholm, sogar in Paris.“
Pastor Lentz stört die Debatte um sein Auftreten. Er durfte laut eigener Aussage nicht zu Häftlingen ins Gefängnis, weil die Wärter meinten, mit seinen Tattoos sehe er eher wie ein Verbrecher als wie ein Pastor aus. Das Outfit sei nicht wichtig, meint Lentz: „Bei unserem Glauben geht es aber darum, so zu sein, wie wir sind.“
Homosexuelle sind bei Hillsong New York willkommen
Bei sozialen Themen vertritt Lentz teils eine strikte Position, teils gibt er nur knappe Aussagen. Für ihn gilt: Kein Sex vor der Ehe und „Betrinke dich nicht!“. Homosexuelle seien in seiner Kirche willkommen. Lentz‘ Frau Laura sagt: „Wir sind nicht in der Position, jemandem zu sagen, wie er leben soll. Das ist seine Reise.“
Ehen von Schwulen und Lesben kommentiert Carl Lentz kaum: „Bei Homosexualität weigere ich mich, dass ein anderer Mensch oder Medien diktieren, wie wir an das Thema herangehen. Jesus lebte in einer Region, in der Homosexualität, wie auch heute, verbreitet war. Ich warte noch auf denjenigen, der mir ein Zitat von Jesus zeigt […], in dem er das Thema benennt. Du wirst es nicht finden, weil er es niemals getan hat.“ Bereits im Dezember hatte Lentz in einem Fernsehinterview erklärt, über Fragen der Sexualität nur im persönlichen Gespräch und nicht auf der Kanzel reden zu wollen.
Seine politische Ausrichtung benennt er im Beitrag nicht, das wäre keine Freude, sagt der Pastor, und weiter: „Jesus ist größer als Politik, egal ob ich dem rechten Flügel, den linken Flügel angehöre, ich ein Demokrat oder Republikaner bin.“ Der Pastor fügt hinzu: „Manche Christen sagen, du kannst kein Demokrat sein und gleichzeitig Jesus nachfolgen. Das nervt mich.“
Braucht eine Kirche berühmte Gottesdienstbesucher?
Dass Lentz immer bekannter wird, zeigt auch sein Instagram-Profil: Fotos von Lentz mit Rapper Jay-Z, Sänger Robin Thicke oder Schauspielerin Vanessa Hudgens finden sich dort. Der Pastor ist mit dem Sänger Justin Bieber befreundet. Der Teenieschwarm twitterte im September vergangenes Jahr nach einer Predigt von Lentz: „Alles Liebe für Carl Lentz wegen der unglaublichen Predigt von heute morgen. Ich liebe dich, Mann. Ich musste weinen. Danke.“ Lentz taufte außerdem NBA-Basketballstar Kevin Durant.
Ob Lentz wichtig ist, das Berühmtheiten in seine Kirche kommen, beantwortet er so: „Das Ziel unserer Kirche ist: von den Unbekannten bis zu den Berühmtheiten. Unsere Kirche sollte auch Berühmtheiten haben. Wir versuchen, jeden zu erreichen.“
Auch wegen der Band „Hillsong United“, die laut Houston rund 14 Millionen Alben verkauft hat, wird das Vermögen von Hillsong auf 50 bis 100 Millionen Dollar geschätzt. Lentz mache Erfolg jedoch nicht an Finanzen fest: „Erfolg ist nicht, eine große Kirche zu haben, ein großes Portfolio, viel Geld, schöne Autos. […] Wohlstand ist für uns, Jesus zu kennen, und das Recht zu haben, unsere Sünden zu bereuen, sie sich vergeben zu lassen und sich jeden Tag an das Kreuz zu klammern.“ (pro)
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