Meinung

Leitfaden für Zeiten der Krise

In der Corona-Krise suchen viele Christen Orientierung. Brad Beevers zeigt in seinem Buch „Gott in der Krise?“, wie sich Christen in vergleichbaren Situationen anhand biblischer Prinzipien verhalten sollten.
Von Norbert Schäfer
„Gott in der Krise?“

Für den christlichen Glauben ist die Gemeinschaft mit anderen Christen „in der Gemeinde“ oder „der Kirche“ von zentraler Bedeutung. Aber die herrschenden Kontaktbeschränkungen haben viele Aktivitäten zum Erliegen gebracht, zumindest jedoch erschwert. Die Bewertung der Maßnahmen, die Fülle der Informationen zu dem Virus und der Pandemie und die Diskussion zur Bedeutung von „Verschwörungstheorien“ stellen viele Christen vor Herausforderungen.

Wie sollen Christen mit den verordneten Maßnahmen des Staates umgehen? Darf man den Erklärungen, Verlautbarungen und Warnungen der Politiker und Wissenschaftler in den Medien zur Krise trauen? Oder sagen die „alternativen Medien“ und die darin angeführten Experten die Wahrheit? Der Theologe Brad Beevers will mit seinem Buch „Gott in der Krise?“ Menschen helfen, in der aktuellen Corona-Pandemie Orientierung zu finden anhand der Bibel.

Kein falsches Zeugnis ablegen

In seinem Buch zerpflückt der Autor weder kursierende Verschwörungstheorien zur Corona-Pandemie, noch Wissenschaftler, die in den sozialen Medien oder „alternativen Medien“ als Experten angeführt werden. Vielmehr stellt Beevers allgemeine Prinzipien vor, wie der Leser zu Wahrheit und Klarheit über schwierige Fragen und strittige Themen in der Flut von Informationen anhand der Bibel gelangen kann. Der Theologe ermutigt, in Gemeinden heiße Themen nicht zu meiden, sondern über strittige Themen zu diskutieren. Die Beteiligten sollen Aussagen und Verhaltensweisen zunächst in Liebe eine Zeit lang aushalten, und ergründen, welche Hinweise und Antworten die Bibel auf einen Sachverhalt gibt.

Der Autor beschreibt, wie Christen auf der Grundlage der Bibel mit Gewissensfragen umgehen sollten, und warnt davor, in der aktuellen Situation leichtfertig zu urteilen. Christen sollten sich mit Urteilen ohnehin zurückhalten. Die Zeit werde Fakten offenlegen und zeigen, welche Maßnahmen geschützt oder geschadet haben. Beevers erklärt, was die Bibel unter „urteilen“ versteht und was „richten“ bedeutet und erinnert in dem Zusammenhang an die Bedeutung des neunten Gebotes. Das verbietet, falsches Zeugnis abzulegen. „Wie gut gehorchen wir diesem Gebot in der aktuellen Krise? Reden wir Gutes von anderen? Kehren wir alles zum Besten?“, fragt der Autor. Dies bedeute nicht, dass berechtigte Kritik mit entsprechenden Beweisen nicht angebracht werden dürfe.

Vom Besten ausgehen, Vermutungen zurückweisen

Die Frage, ob die Regierung als Freund oder Feind anzusehen ist, oder gar geheime Machenschaften hinter Corona stecken, kehrt Beevers um, indem er fragt: Wie sieht Gott den Staat oder die Regierung? „Der Staat ist Gottes Diener, dir zum Guten“, lautet die Antwort in Anlehnung an Paulus (Röm 13,1–6). Der Staat ist demnach nicht nur von Gott eingesetzt, „sondern führt diese Verantwortung im Großen und Ganzen richtig aus“. Dies gelte auch in Hinblick auf die Maßnahmen gegen Corona. „Wenn wir vom Besten ausgehen und keine Anklage ohne stichhaltige Beweise erlauben, gibt es meines Wissens keinen Grund, davon auszugehen, dass die Regierung mit den strikteren Maßnahmen unlautere Motive verfolgt oder einen Fehler machte.“

Beevers schreibt: „Vermutungen über Verschwörungen und dunkle Machenschaften sind zurückzuweisen, weil sie zum einen unseren Nächsten ohne stichhaltige Beweise richten und zum anderen dazu unseren souveränen Gott klein und Menschen groß machen.“ Der promovierte Theologe arbeitet in dem Buch anhand von Beispielen heraus, dass die moderne Wissenschaft vertrauenswürdig ist. „Im großen Ganzen stellt die moderne Wissenschaft die ordentlichen Verhältnisse der Schöpfung richtig dar und wächst in ihrem Wissen und Können sogar ständig“, stellt Beevers fest. Keine menschliche Philosophie diktiere, wie die Schöpfung auszusehen habe. In einer gesundheitlichen Krise entscheide primär das Fachwissen der Wissenschaftler, nicht deren Glaube oder Unglaube.

Gottes Souveränität steht über allem

Ein Kapitel verwendet Beevers auf den Umgang mit Informationen und Wahrheit im Internet. Dazu rät Beevers, im Internet vor allem Fachquellen aufzusuchen, die Diskussionen von Sachkundigen zu verfolgen und den „Hallraum“ der eigenen Meinung zu verlassen. Der Theologe bemängelt, dass im Internet vieles aus Selbstsucht veröffentlicht werde und meist keine Qualitätsprüfung stattfinde, wie beispielsweise bei einem „peer review“ einer Fachzeitschrift. Dies liege auch daran, dass viele Informationen in der Form von Video- oder Audiodateien angeboten würden, die im Nachgang nur mit Aufwand korrigiert werden könnten. Zudem seien die Suchmaschinen nicht darauf programmiert, als Ergebnisse die „weisesten“ Seiten zu listen. Beevers mahnt, im „Umgang mit dem Internet besonders vorsichtig zu sein“ und Zeit auf die Prüfung von Quellen zu verwenden.

Beevers spricht in seinem Buch Denk- und Verhaltensweisen an, die sich jeder Christ zu eigen machen sollte. Dass er nicht stumpf auf Kritiker der Corona-Maßnahmen oder Verfechter von Verschwörungstheorien eindrischt, sondern seine Sicht aus der Bibel herleitet und begründet, macht den Theologen glaubhaft. Wer das Buch liest und dabei Kritikfähigkeit am eigenen Handeln und Denken mitbringt, wird es als Gewinn erachten. Das Buch ist angenehm zu lesen. Die 177 Seiten sind übersichtlich gegliedert, die Gedanken darin nachvollziehbar strukturiert. Die wenigen Fußnoten werden in einem Anhang kapitelweise ausführlich erklärt. Wer mit dem Autor anerkennt, dass Gottes Souveränität über allem steht, wird in dem Buch hilfreiche Perspektiven entdecken und aus biblischer Sicht universelle Prinzipien zur Einordnung von Krisen finden.

Brad Beevers: „Gott in der Krise? Bewährte Wahrheiten sind coronatauglich!“, Herold, 177 Seiten, 6,90 Euro, ISBN 9783889360472

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