Verrohte Umgangsformen und von Hass geprägte Sprache im Internet bedrohen die Menschenwürde. Das formulieren bayerische Lehrer in einem Manifest und fordern dazu auf, Kindern Vorbild zu sein.
Die Stimmung im Lande ist aufgeheizt, Parolen werden statt Argumenten vorgebacht. Bayerische Lehrer sorgen sich deswegen um die Demokratie.
Mit „größter Sorge“ beobachten Pädagogen, die im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) organisiert sind, „wie sich die Stimmung, die Kommunikation in den sozialen Netzwerken und die alltäglichen Umgangsformen in unserer Gesellschaft verändern“. Aggressivität, hasserfüllte und geringschätzende Sprache, Beleidigungen und Ausgrenzungen seien zu erleben. Die Gesellschaft solle gespalten und Menschen emotional aufgehetzt werden. Dazu trügen extreme gesellschaftliche Gruppen, insbesondere politisch rechtsgerichtete Vertreter, bei.
„Diese Verrohung des Umgangs miteinander wirkt sich auch auf unsere Kinder und Jugendlichen aus“, warnt der BLLV in einem Manifest, das er am Mittwoch veröffentlichte. Der Verband sieht dadurch auch die Menschenwürde in Gefahr. „Aggressionen und Angst aber zerstören Gemeinschaft – egal, ob im Klassenzimmer, in der Schule oder zwischen den Nationen Europas“, heißt es in dem Manifest. Sachliche Auseinandersetzungen würden auf diese Weise erschwert.
Der BLLV betont, dass Kinder Respekt und Wertschätzung anderen Menschen gegenüber erleben sollen, auch und gerade, wenn diese eine andere Meinung, Sprache, Religion oder Hautfarbe hätten. „Als besorgte Lehrerinnen und Lehrer appellieren wir deshalb an alle, unsere Gesellschaft vor Spaltung, Brutalität, Rücksichtslosigkeit und Radikalisierung zu schützen und so unsere Demokratie zu bewahren“, lautet der Aufruf des Pädagogenverbandes.
Aus Worten können Taten werden
Simone Fleischmann, Präsidentin des Verbandes und ehemalige Schuldirektorin, sagte im Gespräch mit pro, dass eine aggressive Sprache in Medien, aber auch von Politikern sowie im Alltag zu beobachten sei. Wenn etwa Politiker davon sprächen, auf ein Problem müsse man einmal „draufhauen“, vermittle das ein schwieriges Bild von Konfliktlösung. Wenn Kinder und Jugendliche solche Botschaften von Erwachsenen hörten, sinke die Hemmschwelle, tatsächlich einmal zuzuschlagen. „Wir haben Angst, dass in unserem Sprachgebrauch Wörter fallen und Aussagen gemacht werden, mit denen Jugendliche nicht richtig umgehen können, und die dann zu entsprechenden Taten führen.“ Der BLLV wolle mit dem Manifest an alle appellieren, „Worte zu wählen, die weder respektlos noch diskreditierend sind. Kinder brauchen Vorbilder, sie sind die Erwachsenen von morgen“, sagte Fleischmann.
Auslöser für das Manifest sei vor allem die Art und Weise gewesen, wie seit etwa einem Jahr die öffentliche Debatte über Flüchtlinge geführt wird. „Es kann nicht sein, dass Schüler Menschen als ‚Untermenschen‘ beschimpfen, die Flüchtlingen helfen und etwas Gutes tun“, berichtet Fleischmann von der Erfahrung einer Kollegin. Aber das Anliegen, anderen mit Respekt zu begegnen, gelte für alle Menschen, die als „anders“ wahrgenommen würden.
Der BLLV hat nach eigenen Angaben etwa 60.000 Mitglieder und ist der größte Pädagogenverband in Bayern. (pro)
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