Leben im Kloster: Freude statt Spaß

Bernhard Meuser, Bestsellerautor und Leiter des Pattloch-Verlages, hat einige Tage mit Mönchen des Klosters Heiligenkreuz bei Wien verbracht. Bekannt wurden die Mönche mit ihrem Album "Chant", das es bis in die internationalen Charts schaffte. In einem Buch räumt Meuser nun mit manchen Vorurteilen über Mönche auf.
 
Von PRO
"Das klassische Vorurteil lautet, dass in Klöstern nur Spinner und solche, die in der ‚Welt‘ nicht zurechtgekommen sind, leben", sagte Bernhard Meuser in einem Interview mit "Cicero Online". "Aber viele der jungen Mönche in Heiligenkreuz sind hochqualifiziert, die haben manchmal richtige Karrieren hinter sich; als Künstler, Mikrobiologen, Betriebswirte, Keyaccounter, Literaturwissenschaftler."

Heute treten Mönche nicht mehr direkt nach dem Abitur einem Kloster bei, so Meuser. "Der Großteil der Kandidaten hat ordentlich Lebenserfahrung auf dem Buckel. Es gab Liebesbeziehungen, aus denen nie eine Ehe wurde. Es gab den erfolgreichen Unternehmer, der irgendwann seinem Herzenswunsch folgte und Mönch wurde. Einer war Literaturagent in New York, ein anderer schrieb witzige literarische Glossen für Wiener Motorradzeitschriften. Was ich nicht gefunden habe: Einen, der in seinem Brotberuf gescheitert wäre – und darum ins Kloster flüchtete."

Meuser ist erfolgreicher Autor mehrerer christlicher Bücher, darunter "Christ sein für Einsteiger". Sein neues Buch trägt den Titel "Chant – Leben für das Paradies". Es berichtet vom Alltag hinter den Klostermauern. Meuser hat bereits zwei Mal den Corine-Sachbuchpreis erhalten.

"Unbeschreiblicher innerer Frieden"


"Wir Leute in der Welt leben im Irrtum, Spaß im Leben ließe sich nur durch Abwechslung herstellen. in Wahrheit powern uns die immer neuen Kicks, mit denen wir uns aufkratzen, seelisch aus. Die Mönche suchen Freude, nicht Spaß. Nur sehr oberflächliche Betrachter nennen das Monotonie, wenn die Mönche fünfmal am Tag und 365 Tage im Jahr zum Stundengebet kommen, die immer gleichen Verneigungen machen, Kerzen anzünden und sie löschen, sich mit geweihtem Wasser die Stirn benetzen oder die Knie beugen. Wenn man das mit innerer Anteilnahme tut, kommt man immer mehr in die Tiefe, man berührt die Quelle der Freude und es entsteht eine Art Flow, ein innerer Frieden, der unbeschreiblich sein kann."

Es sei schon ein Kulturschock gewesen, als ihm beim Verlassen der Klosterstille zum ersten Mal wieder das Radio "entgegenknallte", sagt Meuser im Interview mit "Cicero Online". Die Menschen in der Außenwelt suchten Spaß durch immer neue "Kicks", immer mehr Abwechslung. Im ritualisierten Tagesablauf der Mönche aber entstehe nach einigen Tagen ein tiefer "innerer Frieden".

Vorher depressiv, hinterher entspannt


Eine "Erleuchtung" habe Meuser zwar nicht bekommen. "Aber ich kam unruhig und leicht depressiv im Kloster an. Nach zwölf Tagen fuhr ich gelassen, konzentriert, mit Freude im Herzen, ja geradezu fröhlich von dort weg!" berichtet er begeistert. Die besondere Stimmung im Kloster käme nicht ohne die christliche Vorstellung einer höheren Instanz zu Stande. Obwohl die Glaubenspraxis der Mönche nicht mehr zeitgemäß erscheint, "halten sie die Welt offen auf etwas Größeres hin, für das wir den Namen Gott haben".

Mönche in den Charts


Große Bekanntheit erlangten die Mönche des Klosters Heiligenkreuz, als sie im Mai 2008 eine CD mit gregorianischem Choral herausbrachten. Das Album "Chant – Music for Paradise" wurde mit 120.000 verkauften Exemplaren in Österreich und 200.000 in Deutschland ein Überraschungserfolg. Den Gewinn wollen die Mönche in die Ausbildung von Priestern investieren. (PRO)

https://www.pro-medienmagazin.de/musik.html?&news[action]=detail&news[id]=788
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