Die französische Tageszeitung Le Monde will der Glorifizierung von Attentätern Einhalt gebieten und druckt keine Fotos mehr von Terroristen oder IS-Propagandamaterial. Deutsche Medien sind unentschlossen.
Von PRO
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„Die Zeit“ hat die Attentäter von Reutlingen, Würzburg, München und Ansbach unkenntlich gemacht und will damit unterbinden, dass die Täter durch Grausamkeit berühmt werden (Symbolbild)
Die französische Tageszeitung Le Monde hat entschieden, keine Fotos mehr von Attentätern oder Propagandamaterial des Islamischen Staat (IS) zu veröffentlichen. In einem Leitartikel vom Mittwoch erklärte der Chefredakteur von Le Monde, Jérôme Fenoglio, seine Zeitung wolle damit vermeiden, dass die Terroristen posthum glorifiziert werden. Die überregionale Publikation gilt als eine der wichtigsten meinungsbildenden Zeitungen in Frankreich.
Der Onlinebranchendienst Meedia hat untersucht, wer in deutschen Redaktionsstuben dem Vorbild der Kollegen in Frankreich folgt. Der Bericht vom Donnerstag zeigt, dass viele Medien bei der Berichterstattung „einzelfallbezogen“ entscheiden und nicht generell der Linie von Le Monde folgen möchten. Gegenüber Meedia erklärte der Axel Springer Konzern, er werde in der Frage hausintern „keine Grundsatzentscheidung“ geben. Nach Angaben des Mediendienstes wollen die Nachrichtenmagazine Spiegel und Stern bei ihrer Praxis bleiben und weiterhin Bilder der Attentäter zeigen. Der Spiegel wolle das „nicht in reißerischer, heroisierender Form“ tun.
Die Zeit: „Nicht dazu beitragen, dass Mörder zu Helden stilisiert werden“
Der Chefredakteuer von Zeit Online, Jochen Wegner, sagte gegenüber Meedia, dass sein Medium „seit jeher“ darauf verzichte, Gewalttäter in überhöhender Form darzustellen. Dennoch wolle die Publikation keine Selbstverpflichtung eingehen und ausschließen, Bilder von Terroristen oder Amokläufern zu zeigen. „Wenn es uns journalistisch geboten erscheint, müssen wir stets die Möglichkeit haben, dies zu tun“, erklärte Wegner.
Auch die aktuelle Printausgabe der Wochenzeitung Die Zeit widmete sich dem Thema. Unter dem Titel „Was wir hier nicht mehr sehen wollen“ veröffentlichte Die Zeit in der Rubrik „Dossier“ vier unkennlich gemachte Bilder der Täter mit dem Hinweis auf die Anschlagsorte in Deutschland und dem Datum der Gewalttat. Dazu erklärte die Zeitung: „Wir wollen nicht dazu beitragen, dass Mörder zu Helden stilisiert werden – und dass ihr Kalkül aufgeht: durch Grausamkeit berühmt werden.“
Beratung durch Kriminologen für Darstellung des Amokläufers
Nach Angaben von Meedia hätten viele TV-Sender, darunter öffentlich-rechtliche und private Fernsehanstalten, entschieden, die Bilder von Tätern zu verpixeln. Nach Angaben einer RTL-Sprecherin wolle der Sender nicht kategorisch ausschließen, Bilder von Terroristen zu veröffentlichen. Ähnlich verfährt der Nachrichtensender n-tv.
Der Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke, sagte gegenüber Meedia: „Einen generellen Verzicht auf Täterfotos bei Terroranschlägen gibt es aber nicht.“ ARD-aktuell habe nach Beratung durch Kriminologen und Psychologen darauf verzichtet, Amokläufer komplett erkennbar darzustellen, „so dass es nicht zu einer Heroisierung kommt, die sie anstreben und die außerdem Nachahmer zu ähnlichen Taten animieren kann“.
Nach Angaben von Meedia beschäftigt die Frage auch viele Regionalzeitschriften. Die Funke-Mediengruppe will keine allgemeinen Festlegungen treffen, wie in den Redaktionen mit Darstellungen von Tätern verfahren werden soll, da „verantwortungsvoll mit dem Thema umgegangen worden“ sei. (pro)
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