Landesbischof July fordert Reform des Bildungsplans
In der Debatte um den Bildungsplan der baden-württembergischen Landesregierung hat der württembergische Landesbischof Frank Otfried July eine Überarbeitung des strittigen Papiers gefordert. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisiert er übereilte Entscheidungen der Politik. Vor allem bei Werte-Debatten wünscht er sich eine stärkere Einbindung der Kirchen.
Von PRO
Foto: Gottfried Stoppel / Evangelische Landeskirche Württemberg
Der Bildungsplan in Baden-Württenberg muss überarbeitet werden, meint der württembergische Landesbischof Frank Otfried July
July erklärte: „Dieser Referenzrahmen des christlichen Menschenbildes oder einer Anthropologie, die sich auf biblische Einsichten bezieht, muss im neuen Bildungsplan erkennbar sein.“ Ihn störe vor allem, dass kein ernsthafter Diskurs zwischen Befürwortern und Gegnern stattgefunden habe. Was in der Gesellschaft strittig sei, müsse auch im Bildungsplan kritisch diskutiert werden, wünscht sich July.
Frühzeitige Hinweise
Die Verwaltung der Landeskirche habe frühzeitig auf die Mängel des Bildungspapiers hingewiesen. Neben der Frage der sexuellen Vielfalt hätten auch durchdachte Leitprinzipien gefehlt: „Das Papier war unfertig“, meint July. Er habe sich darüber geärgert, dass den Gegnern des Bildungsplans eine Kampagne gegen Homosexualität vorgeworfen worden sei. Die Landesregierung könne auf die Unterstützung der Landeskirche beim Thema Toleranz setzen.
July betonte in dem Interview, dass nicht die Politik die Orientierungswerte einer Gesellschaft bestimme, sondern diese aus dem Diskurs entstünden, „den die Kirchen mitbestimmen“. Auch Fragen bezüglich Gender und Gender Mainstreaming bräuchten einen breiten Konsens: „Wenn das so ist, dann kann die Politik nicht einfach neue Ziele festlegen, sondern sie müssen gründlich ausgehandelt werden“, erklärte der Theologe.
Gender-Fragen diskutieren
Die Gleichberechtigung von Mann und Frau müsse selbstverständlich sein. Andere Geschlechter-Theorien könne man sorgfältig diskutieren, aber „nicht über Nacht als gefestigtes Theoriemodell in einen Bildungsplan einführen“. Indiskutabel ist aus seiner Sicht die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Es sei aber nicht diskriminierend, wenn der Wert von Ehe und Familie stärker unterstrichen werde: „Mir ist der Stellenwert der Ehe als Institution wichtig.“ Auch sei es nicht vernünftig, die Kirchen in der gesellschaftlichen Debatte schlecht zu reden. Das in den Medien gezeichnete Bild, dass die Kirche keine Rolle mehr spiele, entspreche nicht der Wirklichkeit.
Der Entwurf zum baden-württembergischen Bildungsplan 2015 sieht vor, dass in Schulen künftig für die Akzeptanz sexueller Vielfalt geworben wird. Dabei sollen Themen wie Homosexualität, Bi- und Transsexualität im Unterricht intensiver und fächerübergreifend behandelt werden. Nach heftigen Kontroversen hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im März Korrekturen am Bildungsplan angekündigt.
Der 59-jährige July ist seit 2005 Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. (pro)
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