Lammert: Kirchenspaltung ein Skandal

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) ist ein Mann klarer Worte: Die Trennung der Christenheit in Katholiken und Protestanten sei ein Skandal. Der Katholik glaubt an ein Ende der Kirchenspaltung.
Von PRO

"Die Wiederherstellung der Einheit wird kommen", sagte der 63-Jährige am Samstag in seiner Dankesrede bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises in München. Der CDU-Politiker wurde für sein Bemühen um die Ökumene und den interreligiösen Dialog geehrt. Er nannte die Spaltung "den großen Anachronismus unserer Zeit" und verlangte nicht nur einen Dialog beider Partner, sondern Einheit. Der Christdemokrat sprach zudem von einer "Ebenbürtigkeit des Islam". Gerade Deutschland und Europa sei es schwergefallen, diese anzuerkennen.

Mehr Verbindendes als Trennendes

Die Reformation, die mit der Veröffentlichung von Martin Luthers Thesen etwa gegen den Ablasshandel am 31. Oktober 1517 ihren Ausgang nahm, sei ein notwendiger Versuch zur Erneuerung der Kirchen gewesen, sagte Lammert. Sie hätte seiner Meinung nach jedoch nicht zwangsläufig zur Kirchenspaltung führen müssen. Abgesehen etwa von Unterschieden bei Abendmahl und Kommunion gebe es zwischen den beiden Kirchen mehr Verbindendes als Trennendes.

Um auch in Zukunft den Glauben bewahren zu können, müssten die Kirchen bereit sein, ihre eigene Geschichte ständig zu aktualisieren. Weil Religion ein Menschheitsthema sei, gehe es ihm darum, "Glaubensüberzeugungen in die Rechtswirklichkeit eines säkularen Staates zu übersetzen". Kirche müsse sich gegenüber den Fragen der Moderne öffnen, und eine moderne Gesellschaft bedeute keineswegs zwangsläufig den Verlust von Religion.

Der ehemalige Bundesverfassungsrichter und Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Paul Kirchhof, hob in seiner Laudatio die kritische Auseinandersetzung Lammerts mit Zukunftsfragen der Kirche und sein Bemühen um eine Verständigung von Politik und Religion hervor. Lammert warne davor, weltanschauliche Überzeugungen für allgemeinverbindlich oder religiöse Überzeugungen als unerheblich und belanglos zu erklären.

Kein Kommentar von Marx

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, wollte Lammerts Rede nicht kommentieren. Er begrüßte aber die Preisverleihung an den Bundestagspräsidenten: "Es ist gut, dass Politiker aus ihrem christlichen Glauben und ihrer Grundüberzeugung keinen Hehl machen – auch wenn sie kritisch sind." (pro/dpa)

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