Lädt unser Leben zum Glauben ein?

Der Glaube ist manchmal zum Verzweifeln, vor allem, wenn man enttäuscht wird. In seiner Kolumne zur Jahreslosung wünscht sich Jürgen Mette, dass Christen sich gegenseitig helfen, zu glauben.
Von PRO
Der Theologe Jürgen Mette leitete viele Jahre die Stiftung Marburger Medien. 2013 veröffentlichte er das Buch „Alles außer Mikado – Leben trotz Parkinson“, das es auf die Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Für pro schreibt er eine regelmäßige Kolumne.

Ich glaube! Na klar, denn schließlich bin ich ja gläubig. Ich glaube, dass mir mein Pizzabäcker Sardellen statt Salmonellen auf den hoffentlich gut durchgebackenen Boden packt. Ich glaube, dass der Busfahrer oder Pilot oder Kapitän regelmäßig beim Gesundheitscheck war und im Besitz einer Lizenz zur Personenbeförderung ist. Ich bin ein gläubiger Mensch. Was aber viel heikler ist, das ist meine Leichtgläubigkeit. Ich kann einfach nicht denken, dass Menschen mir schaden wollen. Irgendwelche Schurken vielleicht, aber doch nicht gläubige Christen.

Das dachte ich immer. Meine leichtgläubige Art, ohne Filter zu sprechen, und im vertrauten Kreis „Ross und Reiter“ zu nennen, hat mich schon in manche Verlegenheit gebracht. Da hat man Stillschweigen vereinbart, aber einer kann es nicht an sich halten – ein Zustand, den man in der Urologie Inkontinenz nennt – und lässt alles Laufen: Natürlich unter dem Vorbehalt der Verschwiegenheit. Oder zu Beginn einer vertraulichen Gesprächsrunde wird vollmundig „off record“ vereinbart. Wir legen die Smartphones mit Diktierfunktion artig auf den Tisch. Wenn dann am anderen Tag doch ein Protokoll auftaucht, untergräbt das jedes Vertrauen.

Oder im Mailverkehr: In jeder Signatur steht unmissverständlich diese Warnung: „Das unerlaubte Kopieren oder die Weiterleitung dieser Mail ist nicht gestattet!“ Auf einmal schlägt die Leseschwäche voll durch und ehe ich mich versehe, galoppiert eine sehr persönliche Mail durchs Web. Und dann glaube ich ganz naiv, dass einer sich melden und den Spuk aufklären wird. Aber es ruft keiner an. Mit der Zeit wird man vorsichtig. Aber ich würde viel lieber weiter an das Gute im Menschen glauben. Na, wenigstens habe ich die Schriftgröße von 7,5 auf 14 Punkt verstellt. Und ganz spezielle Plaudertaschen bekommen es rot unterlegt und in Fett gedruckt.

Durch die ungesicherte Hintertür

An Jesus Christus zu glauben ist leichter, als an fromme Menschen zu glauben, die sich die Regeln immer so hinbiegen, wie es gerade passt. Könnten wir uns zum Jahresbeginn nicht darauf einigen, dass unser Umgang miteinander ein nachvollziehbares Modell für den Glauben an Jesus Christus darstellt? Können wir uns noch vertrauen? Wer macht mit?

Der Unglaube ist die ungesicherte Hintertür, durch die der Zweifel immer wieder versucht, im mein so sicher geglaubtes Lebenshaus einzubrechen. Seine perfide Provokation passt immer: Und? Wo ist nun dein Gott?

Ich weiß nur, dass dieser Gott eine Schwäche für Sünder haben muss, einer der mir die Treue hält, wenn ich untreu bin. Ein Gott, der für uns ist! Einfach so. Nicht etwa, weil wir so tolle Leute wären. Er braucht uns nicht, wir brauchen ihn, weil in ihm alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis liegen.

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