Kultusministerin Wolff will Schöpfungslehre im Biologieunterricht

W i e s b a d e n (PRO) - Die hessische Kultusministerin Karin Wolff hat sich dafür ausgesprochen, die biblische Schöpfungslehre auch im Biologieunterricht zu behandeln. In einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" plädierte die CDU-Politikerin für einen "modernen Biologieunterricht", in dem auch die Grenzen naturwissenschaftlich gesicherter Erkenntnis sowie theologische und philosophische Fragen nach dem Sinn des Seins und der Existenz von Welt und Menschen eine Rolle spielen sollten.
Von PRO

In einer Debatte über die Schöpfungslehre der Bibel sieht Wolff zudem die Chance für „eine neue Gemeinsamkeit von Naturwissenschaft und Religion“. Die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen wies gleichzeitig die Kritik zurück, sie leiste mit ihrer Auffassung dem Kreationismus Vorschub. Es gehe in dem von ihr vertretenen „modernen Biologieunterricht“ nicht darum, wissenschaftliche Erkenntnisse und Glaubensfragen gegeneinander auszuspielen.

„Schöpfungsbericht kein wissenschaftlicher Abriss“

Wie Wolff der „F.A.Z.“ weiter sagte, sehe sie in der biologischen Evolution und der biblischen Erklärung für die Entstehung der Welt keinen Widerspruch, vielmehr gebe es in der symbolhaften Erzählung der Bibel von den sieben Schöpfungstagen eine „erstaunliche Übereinstimmung“ mit der wissenschaftlichen Theorie. Die Sieben-Tage-Erzählung des biblischen Schöpfungsberichtes sei kein naturwissenschaftlicher Abriss. Vielmehr werde auf der Basis des damaligen naturwissenschaftlichen Wissens versucht, das Verhältnis von Gott und Mensch sowie der Menschen untereinander aufzuzeigen.

„Gott gibt ordnendes Prinzip vor“

Für Christen bedeuteten die beiden biblischen Schöpfungsgeschichten – der Sieben-Tage-Bericht und der vom Garten Eden -, dass der Mensch durch Gott in die Welt komme und dass dieser das ordnende Prinzip vorgebe. Dies ist nach Ansicht von Karin Wolff, die seit 1999 hessische Kultusministerin ist, „ein Erklärungsmuster, das der Theorie der naturwissenschaftlichen Erkenntnis nicht widersprechen muss“. Beides könne sich gegenseitig ergänzen.

Der in den Schulgesetzen festgelegte Erziehungsauftrag von Schule sehe daher auch in fast allen Bundesländern eine Erziehung und Bildung im Geiste der christlich-humanistischen Kultur vor. Für Karin Wolff, die von 1986 bis 1995 evangelischen Religionsunterricht an der Darmstädter Edith-Stein-Schule erteilte und die sagt, dass die Bibel für sie „das faszinierendste Buch“ und „eine Art Koordinatensystem für mein Leben“ sei, kann die Vermittlung christlicher Werte nicht allein Aufgabe des Religionsunterrichts sein. Der Erziehungsauftrag der Schule bedeute aus ihrer Sicht auch fächerverbindendes Unterrichten.

„Wissenschaft beantwortet nicht alle Fragen“

Wichtig auch im Unterricht seien die Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach dem Ursprung des Seins. „Solche Fragen müssen in der Schule nicht nur zugelassen, sondern provoziert werden“, sagte die Kultusministerin. Deshalb sollten nicht nur Biologielehrer, sondern alle Pädagogen in ihrem Unterricht über die Deutungen der Welt und des Menschwerdens reflektieren, und hier kämen Wissenschaft und Religion unweigerlich zusammen. „Die Wissenschaft allein gibt auf solche Fragen nämlich keine befriedigende Antwort.“ Von einem Religionslehrer erwarte sie auch, dass dieser neben den biblischen Schöpfungsgeschichten auch die biologische Entwicklungslehre anspreche.

Mit Kreationismus habe all das nichts zu tun. „Damit habe ich überhaupt nichts am Hut“, sagte Wolff. Schöpfungslehre und Evolutionstheorie miteinander in der Schule in Verbindung zu bringen, sei jedoch alles andere als verwerflich, sondern vielmehr dringend geboten.

Ähnliche Aussagen sorgten bereits für Kritik

Im Oktober vergangenen Jahres hatten ähnliche Aussagen von Karin Wolff im Zusammenhang mit der Berichterstattung über ein angebliches „Vordringen von Kreationisten“ in hessischen Schulen für Aufsehen gesorgt.

Sowohl der Verband Deutscher Biologen als auch die Grünen im Wiesbadener Landtag hatten Wolff vorgeworfen, einen „religiösen Mythos“ auf eine Stufe mit einer wissenschaftlichen Lehre zu stellen. Der Biologenverband warf ihr zudem vor, auf die „Taschenspielertricks“ von Kreationisten hereingefallen zu sein. Die Ministerin benutze deren Sprache und rede von einer Evolutions- und einer Schöpfungstheorie.

Als Wortführer der Verteidiger der Evolutionstheorie tat sich bereits damals der Kasseler Professor für Evolutionsbiologie, Ulrich Kutschera, hervor. „Wir haben auf der einen Seite wissenschaftliche Tatsachen, auf der anderen einen 2.000 Jahre alten christlichen Mythos. Es ist inakzeptabel, die Evolution als Faktum in Frage zu stellen“, sagte Kutschera damals. Seine Aussagen wiederholte Kutschera immer wieder in Interviews und Stellungnahmen.

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