Allianzkonferenz: In Sterbehilfe-Debatte einmischen

Hat der Mensch das Recht auf selbstbestimmtes Lebensende? Mit den Fragen des assistierten Suizids und den ethischen Herausforderungen beschäftigte sich Michael Schröder im Rahmen der 124. Allianzkonferenz. Der Theologe warb dafür, dass Christen sich mit wichtigen Argumenten in die Debatte einbringen.
Von PRO
Der FeG-Pastor Michael Schröder ermutigte Christen, sich in der Debatte um Sterbehilfe einzubringen

In vielen europäischen Ländern gibt es seit einigen Jahren „Gesellschaften für humanes Sterben“. Der Theologe Michael Schröder verdeutlichte, dass Deutschland, im Gegensatz zur Schweiz und den Niederlanden die restriktivsten Regeln habe. Es sei zum geflügelten Wort geworden, in die Schweiz zu fahren, um dort zu sterben. Die deutsche Geschichte während der Zeit des Nationalsozialisten belaste die Debatte zudem sehr.

Befürworter der aktiven Sterbehilfe führten Fälle von Menschen an, die unvorstellbare Schmerzen leiden. „Sie haben die Sehnsucht, endlich sterben zu können.“ Aus Mitleid und Barmherzigkeit mit Betroffenen müsse gehandelt werden, so deren Forderung. Die Medien berichteten häufig von ergreifenden und erschütternden Fällen. Mittlerweile sterbe jeder Dritte in den Niederlanden beim assistierten Suizid durch das Urteil von Verwandten – und durch einen Arzt, der eigentlich das Leben schützen solle, sagte Schröder.

Assistierter Suizid als Sterbehilfe

Gegner des assistierten Suizids betonten, dass es dabei um Euthanasie gehe. Oft benutzten sie den Begriff der Eugenik. Damit gehe es darum, Krankheiten auszumerzen und zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben zu unterscheiden. Viele wollten hierbei den Anfängen wehren.

In der Debatte gehe es um den eigenen Umgang mit Tod und Sterben. „Beide Begriffe liegen nah beieinander. Es handelt sich aber um unterschiedliche Dinge, die wir differenziert betrachten müssen.“ Der anerkannte Philosoph Robert Spaeman habe die Hilfe zum Suizid als „Einstiegsdroge“ bezeichnet. Aus dem Recht auf den Tod könnte die „Pflicht werden, endlich zu sterben“.

Peter Singer habe in den Neunzigerjahren sogar gefordert, dass die Gesellschaft Kinder mit schweren Behinderungen aktiv umbringen könne. Spaeman habe sich damals dafür starkgemacht, dieses Tabu beizubehalten. Die Gesellschaft müsse trotzdem aushalten, dass die Forderung nach assistiertem Suizid nachvollziehbar sei.

Keine schnellen Antworten geben

Christen lud er ein, Argumente in die gesellschaftliche Debatte einzubringen, die weiterführen. „Es gibt keine schnellen Antworten. Der Tod gehört zum Leben. Das ist heute vielen nicht bewusst.“ Zudem habe lange Zeit die christliche Überzeugung bestanden, dass der schnelle auch der „böse“ Tod sei. „Der christliche Glaube hat den Tod ins Leben geholt, um sich mit ihm auseinanderzusetzen. Dies muss passieren – aber nicht verklärend.“

Das menschliche Leben sei von Gott verliehen: „Jeder Mensch ist zum Ebenbild Gottes geschaffen. Trotzdem bleiben Restfragen.“ Kennzeichen der evangelischen Ethik sei es, anhand des Evangeliums zu einer konkreten Lösung zu kommen. „Dessen sind wir nicht enthoben. Jeder benötigt eine Grundposition, die sich auch in schwierigen Situationen bewähren kann. Macht es zum Thema und nehmt den Tod mit ins Leben hinein“, sagte Schröder.

Michael Schröder ist seit 1989 Pastor im Bund der Freien evangelischen Gemeinden (FeG). Zunächst war er einige Jahre in der Gründungsarbeit tätig. Bis 2017 war er Dozent und Rektor an der Theologischen Hochschule Ewersbach. Seit 2017 ist er Bereichsleiter der Stiftung „ProVita“ und zudem Pastor der FeG Dautphetal-Dautphe.

Die Allianzkonferenz geht noch bis Sonntag. Erwartet werden in diesem Jahr wie im Vorjahr rund 1.700 Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet, schwerpunktmäßig aus Sachsen, Thüringen und den angrenzenden Bundesländern.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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