„epd medien“ – 70 Jahre „öffentliches Gewissen“

Seit sieben Jahrzehnten gibt es den Branchendienst der Medien „epd medien". Jörg Bollmann, Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), hat den Fachdienst als „öffentliches Gewissen" bezeichnet.
Von Norbert Schäfer
Jörg Bollmann ist der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), das den Branchendienst „epd Medien“ herausgibt

Jörg Bollmann hat von „epd medien“, dem Medienfachdienst des Evangelischen Pressedienstes (epd), als einem „öffentlichen Gewissen“ gesprochen. Auf einer Jubiläumsveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen des Branchendienstes am Dienstag sagte der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), unter dessen Dach epd angesiedelt ist: „Wer öffentliches Gewissen sein will, muss die Komfortzone verlassen. Muss Kontroversen aushalten und austragen. Denn die braucht es zur Gewissensbildung und zum Funktionieren einer offenen, demokratischen Gesellschaft.“

Bollmann: „Gott ist Bezugsgröße zur Orientierung“

Ein Gewissen dürfe nicht rein selbstbezogen sein, erklärte der GEP-Direktor auf der Festveranstaltung in der Evangelischen Akademie Frankfurt unter dem Motto „Zwischen allen Stühlen – Medienjournalismus in erregten Zeiten“. Bollmann: „Vielmehr ist nach christlichem Verständnis Gott die Bezugsgröße zur Orientierung.“ Kollektive, wert- und normbezogene Orientierung finde das Gewissen in der Pluralität der Meinungen.

Öffentliche Bekanntheit erlangte „epd medien“ unter anderem durch eine Veröffentlichung von Volker Lilienthal, der heute Professor für „Praxis des Qualitätsjournalismus“ an der Universität Hamburg ist. Lilienthal deckte 2005 als verantwortlicher Redakteur von „epd medien“ Schleichwerbung in der ARD-Vorabendserie „Marienhof“ auf. Er konnte in seinem Artikel „Bavaria Connection“ zeigen, dass die Produktionsfirma unerlaubt Schleichwerbung in der Serie unterbrachte. Das führte zu einem Skandal mit dem Resultat, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihre Regeln für die Einbindung von Produkten in ihren Sendungen änderten.

Gehör durch Autorität des christlichen Glaubens

„Aufgeregte Zeiten gab es im Mediengeschehen immer wieder“, erklärt Lilienthal auf Anfrage. „Mal hieß ‚Rotfunk‘ das Reizwort, mal waren es ‚Sex und Gewalt‘, heute sind es ‚Fake News‘ und ‚Hatespeech‘“, erklärte Lilienthal gegenüber pro. „epd medien“ habe in all diesen Kontroversen immer sehr besonnen Position bezogen und mit guten Argumenten alle Akteure zur Mäßigung ermahnt. „Nicht selten wurde die kritische Botschaft erhört – nicht zuletzt, weil der Medien-Fachdienst des epd aus der Autorität des christlichen Glaubens und seiner ethischen Orientierungen sprach“, sagte der Hochschullehrer und Journalist. „Für die weitere Zivilisierung unserer öffentlichen Kommunikation in einer frei bleibenden Gesellschaft kann man nur hoffen: ad multos annos!“ (lateinisch: „Auf viele Jahre!“).

Am 21. Januar 1949 erschien die erste Ausgabe von „epd/Kirche und Rundfunk“. Heute nennt sich der Branchendienst „epd medien“ und liefert seit 70 Jahren Programmanalysen sowie Artikel und Meldungen aus den verschiedenen Mediensparten, der Medienpolitik, dem Werbemarkt und der Medienethik. Herausgeber von „epd medien“ ist das Mediendienstleistungsunternehmen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) GEP.

Die Evangelische Kirche leistet sich einen medienkritischen Branchendienst, weil sie nach Aussage von GEP-Direktor Bollmann selbst „als zentraler kulturpolitischer Akteur in Deutschland“ agiert. Dies ist seinen Worten nach erkennbar im Engagement der Kirchen in den Aufsichts- und Kontrollgremien der öffentlich-rechtlichen Sender, in Programmbeiräten der Privatsender, in der Filmförderungsanstalt und den Prüfkommissionen der Freiwilligen Selbstkontrollen von Film und Fernsehen FSK und FSF.

Von: Norbert Schäfer

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