Wie ein Top-Manager von der Gier zu Gott fand

Öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten, das war das Lebenselixier des hochrangigen Managers Thomas Middelhoff. Wegen Veruntreuung landete er in Haft – und begann dort, in der Bibel zu lesen.
Von PRO
Thomas Middelhoff berichtete in Karlsruhe beim Kongress christlicher Führungskräfte aus seinem Leben

Er war ein Top-Manager, wurde wegen Veruntreuung verurteilt, kam ins Gefängnis und entdeckte dort den Glauben an Gott: Thomas Middelhoff erklärte beim Kongress christlicher Führungskräfte in Karlsruhe, dass er 40 Jahre lang eine Rolle gespielt habe. Darüber habe er sich selbst verloren. Er sei in seinem Leben „total gescheitert – eigentlich in allen Richtungen, die man sich vorstellen kann“.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG und der damaligen KarstadtQuelle AG wurde 2014 zu drei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Während der Haft wuchs in dem Katholiken eine Sehnsucht nach Gott und der Wunsch, in dessen Wort zu lesen. Er beantragte eine Bibel für seine Zelle. Dies bekam er bewilligt und begann, stets noch vor Sonnenaufgang darin zu lesen. Heute wünsche er sich manchmal diese Zeit ohne Ablenkung zurück.

Managern fällt es schwer, Fehler zuzugeben

Für seine Verfehlungen büße er vor Gott, das müsse er nicht öffentlich tun. „Ich bin schuld an meinem Scheitern. Ich weiß ganz genau, was ich falsch gemacht habe.“ Besonders einem Manager falle es schwer, zuzugeben, dass er etwas falsch gemacht habe.

Der 65-Jährige fordert, nicht diejenigen zu stigmatisieren, die ihre Haftstrafe verbüßt haben. Er möchte den Menschen Mut zusprechen, die in Haft waren und sich schwertun, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Er kämpft derzeit für eine Reform von Haftbedingungen in deutschen Gefängnissen, unter denen er laut eigenen Angaben auch gelitten habe.

Middelhoff erklärte, dass er sein neues Lebensverständnis bei seiner gemeinnützigen Arbeit in Bethel gelernt habe. Die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel setzen sich für Menschen ein, die auf Hilfe, Unterstützung und Assistenz angewiesen sind. Dort engagierte er sich sozial während seiner Gefängniszeit. Die Menschen in Bethel empfanden laut Middelhoff eine „unglaubliche Dankbarkeit für gemeinsame Zeit und menschliche Wärme“. In der Regel absolvierten Jugendliche und junge Erwachsene bei den Stiftungen ein Jahr, in dem sie sich sozial engagieren. Er war etwas älter und dachte sich: „Ich mache mit 64 Jahren mein Bethel-Jahr.“

Gier nach öffentlicher Anerkennung

Middelhoff schilderte: „Ich war kein demütiger Mensch im Leben. Ich war hochmütig, ich war arrogant.“ Anreiz für seine Arbeit sei nicht das Geld gewesen, davon habe er genug gehabt. Ihn trieb die „Gier nach öffentlicher Anerkennung“ an. Früher fehlte ihm etwas, blickt er zurück. „Das Komische ist, heute fehlt mir nichts“, obwohl er nun weniger Geld habe. Führungskräfte großer Unternehmen sollten sich seiner Meinung nach drei Monate sozial engagieren. In dieser Zeit würden sie lernen, einen anderen Blick auf die Welt zu bekommen und von sich selbst als Epizentrum wegzusehen.

Zur Besinnung kommen

Rückblickend auf seine Zeit als Manager sagt er: „Ich war im Kern ein unglücklicher Mensch.“ Er habe sich verstellt. Die Freiheit genommen zu bekommen, war für ihn ein schwerer Einschnitt im Leben. „Ich brauchte diesen Einschnitt, um zur Besinnung zu kommen.“ Der Entzug von Freiheit und „nur noch fremdbestimmt zu leben“, sei „grauenhaft“. Sein Lebensraum schränkte sich über Nacht ein – von etwa großen, luxuriösen Hotelzimmern zu einer Gefängniszelle mit nur acht Quadratmetern.

Christlichen Medien empfiehlt der ehemalige Medienmanager, auf Podcasts zu setzen. Dieses Format, in dem interessante Gesprächspartner zu Wort kommen sollen, soll Hintergründe mit Tiefgang vermitteln. „Das ist nachhaltig, das bleibt.“

Der Kongress christlicher Führungskräfte findet seit 1999 alle zwei Jahre statt. Die Besucher soll er ermutigen, in der Arbeitswelt nach christlichen Werten zu leben. Veranstalter ist die Evangelische Nachrichtenagentur idea.

Von: Martina Blatt

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