„Credo“: Ein Zeugnis des lebendigen Gottes

Von Adam und Eva über die Kirchenväter, Martin Luther bis hin zu Billy Graham und der Digitalisierung: Das Pop-Oratorium „Credo – Das Vermächtnis" reist in drei Stunden einmal durch die Geschichte des Christentums. Für die Zuschauer ein Hörgenuss und eine Ermutigung, selbst für den Glauben einzustehen. Eine Kritik von Swanhild Zacharias
Von PRO
Mehr als 150 Musiker, Sänger und Darsteller wirken bei „Credo“ mit

Die Geschichte des Christentums in einem Pop-Oratorium zu erzählen: Das ist ein großes Vorhaben für einen Abend. „Credo – Das Vermächtnis“ von Komponist Jochen Rieger gelingt das jedoch und überzeugt durch eine klare Botschaft, starke Solisten und mitreißende Klänge. Im Mittelpunkt der musikalischen Zeitreise stehen die Aussagen des christlichen Glaubensbekenntnisses: das Credo. Schon zu Beginn der Aufführung, als Chor, Solisten und Musiker – mehr als 150 Personen wirken am Oratorium mit – mit dem gleichnamigen Lied einen fulminanten Start hinlegen, wird klar, was hier im Zentrum steht: Das Bekenntnis zu Gott und Jesus Christus.

Das Prinzip des Oratoriums ist wie folgt: Ein Erzähler (Stephan Steinseifer) führt durch die verschiedenen Epochen und liefert Hintergrundinformationen zu den historischen Persönlichkeiten und Ereignissen. Beinahe alle wichtigen Personen aus der Geschichte der Christenheit treten als kostümierte Solisten auf, begonnen mit Adam und Eva (Björn Bergs und Jessica Dürrmann), die zuerst ihr Glück im Paradies besingen und dann von der Schlange (Annika Hofmann) verführt werden. Mit Rockmusik und Sprechgesang verkörpert sie eindeutig das Böse und macht deutlich, dass sie mit Gottes Plan vom Paradies nicht einverstanden ist.

Die Schlange (Annika Hofmann) verkörpert das Böse Foto: Lothar Rühl
Die Schlange (Annika Hofmann) verkörpert das Böse

Später, als es thematisch um den Ersten und Zweiten Weltkrieg geht, legt sie einen zweiten, eindrücklichen Auftritt hin, bei dem sie alle verflucht, die an Jesus Christus glauben. Zwischen den Auftritten der einzelnen historischen Persönlichkeiten präsentieren Chor, Solisten und Musiker thematisch passende Stücke. Mal modern, eingängig und mit Ohrwurm-Charakter, mal besinnlich und klanglich an Choräle und Kirchenmusik erinnernd.

Bewegender Auftritt von Bonhoeffer

Musikalisch besonders herausragend ist das Solo der Purpurhändlerin Lydia (Elke Bremicker). Mit ihrem Lied „Ich glaube“ ist sie wohl die beste Sängerin des Abends. Beeindruckend auch der Tenor von Kaiser Konstantin und Paul Gerhardt (Jan Primke). Besonders bewegend sind die Auftritte des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt und des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Gerhardt klagt zuerst Gott sein Leid und rezitiert dann sein Lied „Befiehl du deine Wege“ als Gedicht. Dann stimmen der gesamte Chor, Solisten und Musiker mit ein. Und beim Zuschauer kommt genau das an, was Gerhardt mit seinem Text sagen wollte, nämlich dass man Gott auch in den dunkelsten Stunden des Lebens vertrauen sollte.

Kaiser Konstantin (Jan Primke) verkündet, dass Christen im Römischen Reich nun gleichgestellt sind Foto: Lothar Rühl
Kaiser Konstantin (Jan Primke) verkündet, dass Christen im Römischen Reich nun gleichgestellt sind

Ähnlich eindrücklich sind der Auftritt von Bonhoeffer (Christoph Grau) und die Thematisierung des Zweiten Weltkrieges: Der Chor singt ein Kyrie Eleison und im Hintergrund werden Kriegsfotos eingeblendet. Auf der Bühne schreibt der inhaftierte Bonhoeffer an seine Verlobte Maria und gibt ihr das Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ mit auf den Weg. Er rezitiert es zunächst, dann stimmen Chor und Musiker mit ein. Auch das Publikum singt mit und es macht sich Gänsehaut breit, als dem Zuschauer vor Augen geführt wird, was Bonhoeffer unter den Nationalsozialisten erlitt. Dass für ihn nach dem Tod das eigentliche Leben erst begann, vermittelt das anschließende rhytmische Pop-Stück „Wir werden leben“, vorgetragen von Orchester, Chor und Solisten. Ein wunderbarer Übergang.

Gelungen ist vor allem die Einbindung klassischer und bekannter Kirchenlieder von Gerhardt und Bonhoeffer in den modernen Rahmen des Pop-Oratoriums. Besonders schön ist hierbei, dass sie zum großen Teil in ihrer klassichen Form als Kirchenlied vorgetragen werden. Diese Klassiker berühren beinahe mehr als die modernen Pop-Stücke. Die Liedtexte der moderneren Stücke stammen unter anderem von Albrecht Gralle, Eckart zur Nieden, Andreas Malessa und Jürgen Werth.

Jesus (Mitte, Björn Bergs) und seine Jünger Foto: Lothar Rühl
Jesus (Mitte, Björn Bergs) und seine Jünger

Weitere historische Persönlichkeiten, die ihr Credo in Soli deutlich machen, sind der Kirchenvater Augustinus von Hippo, der Mönch Bonifatius, Martin Luther, Johannes Gutenberg, Nikolaus Graf von Zinzendorf und Johann Sebastian Bach. Auch Jesus selbst tritt zu Beginn zusammen mit seinen Jüngern auf. Am Ende schlägt das Oratorium den Bogen in die moderne Zeit über den Evangelisten Billy Graham bis hin zu der Verbreitung der christlichen Botschaft auf digitalem Weg. Die Darstellung der Epochen zwischen der Zeit des Römischen Reiches bis hin zum Reformator Martin Luther wirkt teilweise etwa langatmig. Es fehlt an einem Highlight wie dem Duett von Adam und Eva zu Beginn oder dem Auftritt Bonhoeffers im späteren Verlauf.

Wo Menschen Gott vertrauen, verändert sich die Welt zum Guten

Diese kurze „Durststrecke“ schadet dem Gesamtwerk aber kaum. „Warum ist Glaube so wichtig?“, fragt der Erzähler am Ende des Oratoriums. „Die Geschichte zeigt: Wenn Mächtige sich von Gott entfernt haben, gab es Krieg und Leid“, erklärt er. Wo man jedoch Gottes Weg eingeschlagen habe, sei das Gegenteil der Fall gewesen. Die Geschichte zeige „uns unsere Wurzeln“. „Stehen wir für dieses Credo ein und geben es weiter“, ermutigt er. Das Oratorium findet seinen Abschluss in dem pompösen Stück, das schon zu Beginn gespielt wurde, und das alles noch einmal auf den Punkt bringt: Credo.

Martin Luther (Björn Bergs) mit seinen 95 Thesen Foto: Lothar Rühl
Martin Luther (Björn Bergs) mit seinen 95 Thesen

„Credo – Das Vermächtnis“ führt dem Zuschauer in beeindruckender Weise Gottes Geschichte mit den Menschen vor Augen. Es zeigt sein Wirken in einem Zusammenhang, den man vorher so vielleicht noch nicht wahrgenommen hatte. Besonders die kraftvollen Stücke, bei denen Chor, Solisten und Orchester gemeinsam zu hören sind, gehen unter die Haut und wollen Gott verherrlichen. Beim Zuschauer hallt „Credo“ nach und ermutigt, selbst die christliche Botschaft weiterzugeben. Denn die Geschichte zeigt: Wenn Menschen Gott vertraut haben und für sein Wort eingestanden sind, hat sich die Welt zu einem besseren Ort verändert.

Initiiert hat das Oratorium der Verein Kunst & Glaube e.V.. Ziel des Vereins ist es, Glauben erlebbar und erfahrbar zu machen. Der Verein organisiert Konzerte, Veranstaltungen, Vernissagen und mehr zum Thema.

Von: Swanhild Zacharias

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