Wie das Evangelium in die „Schwarze Szene“ kommt

Zum Wave-Gotik-Treffen kommen am Pfingstwochenende rund 20.000 Musikfans aus der Alternativen und Schwarzen Szene nach Leipzig. Mit dabei ist auch ein kleines Team von Christen, das auf dem Festival „Gothic Bibeln“ verteilt und mit den Besuchern über den Glauben ins Gespräch kommen will.
Von PRO
Schwarz ist die beliebteste Kleiderfarbe beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig

Frauen in edlen, dunklen Roben mit wallenden Röcken, in Netzstrumpfhosen und knappen Hot Pants, Männer mit Zylinder und elegantem Gehstock, in schwarzem Ledermantel, in Uniformen – oder auch im Lackkorsett: Am Pfingstwochenende reisen Fans der Schwarzen und Alternativen Szene zum 27. Wave-Gotik-Treffen (WGT) nach Leipzig. Viel läuft hier nach dem Motto: „Sehen und gesehen werden“. Die Organisatoren erwarten noch bis Montag rund 20.000 Besucher.

Für ihr Outfit investieren die Besucher des Festivals teilweise Stunden. Foto: pro/Martina Blatt
Für ihr Outfit investieren die Besucher des Festivals teilweise Stunden.
Am Pfingstwochenende „färbt“ sich Leipzig schwarz durch die Fans des WGT. An 50 Orten, über die ganze Stadt verteilt, treten 200 Bands und Künstler auf. Foto: pro/Martina Blatt
Am Pfingstwochenende „färbt“ sich Leipzig schwarz durch die Fans des WGT. An 50 Orten, über die ganze Stadt verteilt, treten 200 Bands und Künstler auf.
20.000 Besucher erwarten die Organisatoren dieses Jahr Foto: pro/Martina Blatt
20.000 Besucher erwarten die Organisatoren dieses Jahr

Das Festival lockt mit „allen Arten von dunkler Musik“, erklären die Veranstalter – das geht von Gothic, Electronic Body Music, Apocalyptic Folk bis hin zu Postpunk und Synthpop. An 50 Orten, über die ganze Stadt verteilt, treten 200 Bands und Künstler auf. Das viertägige Festival erweckt ein bisschen den Eindruck eines riesigen Familientreffens. Unter den tausenden Besuchern ist auch Milan Klein mit seinem Projekt „Grace and Truth“ (Gnade und Wahrheit). Er will den Menschen vom Evangelium berichten. Der Christ war früher selbst in der Szene unterwegs, hörte viel Metal- und Gothic-Musik. „Die Musik war alles für mich, sie war meine Identität.“

Reisten hunderte Kilometer an: Nico Ottenberg und Milan Klein von „Grace and Truth“ an ihrem Stand auf dem WGT Foto: pro/Martina Blatt
Reisten hunderte Kilometer an: Nico Ottenberg und Milan Klein von „Grace and Truth“ an ihrem Stand auf dem WGT

Klein war auf der Suche nach Annahme und Liebe – und suchte dies in der Musik und den Texten, in denen es auch immer wieder um den Tod geht. Er setzte sich mit der Frage auseinander, was passieren würde, wenn er stirbt. Um seinen innerlichen Schmerz zu betäuben, verletzte er sich selbst.

„Als Christ habe ich Einfluss auf die Gesellschaft, wenn ich meine Geschichte erzähle.“ Milan Klein

Irgendwann landete er in einem Gottesdienst und fand in der Gemeinde eine Frau mit Kindern, die sich „wie eine Mutti“ um ihn kümmerte. Sie respektierte ihn, so wie er war. Irgendwann sagte sie zu ihm, was wäre, wenn Gott ihn fragt, alles Schwarze, die Musik und die Kleidung, wegzuschmeißen, weil er das bei Gott nicht brauche. Klein, der Sohn eines Pastors ist, war davon berührt, machte einen Schnitt und warf CDs und Klamotten weg. Er richtete sein Leben neu an Jesus aus, nahm an Missionseinsätzen teil und machte eine Jüngerschaftsschule. Bei den Einsätzen wurde er mit seiner Schüchternheit und Introvertiertheit konfrontiert und herausgefordert.

Volksfestcharakter beim WGT Foto: pro/Martina Blatt
Volksfestcharakter beim WGT
Manche Eltern bringen ihre Kinder mit Foto: pro/Martina Blatt
Manche Eltern bringen ihre Kinder mit

Er merkte aber auch: „Als Christ habe ich Einfluss auf die Gesellschaft, wenn ich meine Geschichte erzähle.“ Er könne Menschen berühren, indem er berichtet, wie liebend er Gott erlebt habe. Er erfuhr, dass bei Metal-Festivals Bibeln verteilt werden und organisierte sich spezielle „Metal Bibeln“ für Einsätze vor Berliner Clubs.

Milan Klein, Gründer von „Grace and Truth“, mit Jeff Serio, Gründer der Organisation „European Initiative“: Für das WGT ließ Klein 500 „Gothic Bibeln“ drucken Foto: pro/Martina Blatt
Milan Klein, Gründer von „Grace and Truth“, mit Jeff Serio, Gründer der Organisation „European Initiative“: Für das WGT ließ Klein 500 „Gothic Bibeln“ drucken

2016 war Klein mit der christlichen Organisation „European Initiative“ auf dem WGT in Leipzig unterwegs. Gründer Jeff Serio und sein Team sprechen mit den Festivalbesuchern über ihre Weltsicht und ihren Glauben, reden auch über Jesus. Serio erklärte am Freitag beim WGT gegenüber pro: „Es gibt eine extreme Offenheit von den Besuchern da, ins Gespräch zu kommen.“ Vergangenes Jahr hätten sich bei dem Einsatz vier Personen zum Glauben an Jesus bekehrt.

Dieses Engagement begeisterte Klein und er beschloss, 2017 mit einem eigenen Stand auf dem Festival in Leipzig präsent zu sein. Auch dieses Jahr ist er mit seinem kleinen Team wieder in Leipzig in der Agra-Halle, in der viele wichtige Händler aus der Gothic-Szene ihre Stände haben. Die Gebühren finanziert er durch Geldgeschenke. An dem Stand verteilt das Team eigens für das Festival gedruckte „Gothic Bibeln“. In dem Buch mit schwarzem Cover finden sich das Neue Testament und eine kurze Erklärung des Evangeliums. „Grace and Truth“ kommt mit den Besuchern ins Gespräch über den Glauben und betet auf Wunsch mit ihnen. Auch verschenken sie Bücher von Angelo Nero, einem Autor, der Satanist war und sich zum Glauben an Jesus bekehrt hat. Nero hat auch einen Stand auf dem WGT.

Klein erklärte pro am Freitag in Leipzig: „Uns ist es nicht wichtig, wie viele Bücher wir weggeben. Uns geht es darum, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.“ Schmissen die Standbesucher die Bücher im Anschluss weg, hätten sie zumindest Kontakt mit dem Evangelium und Christen gehabt, sagt der Gründer von „Grace and Truth“.

Nico Ottenberg und Jan Brechlin (Festival Church, mit Brille) im Gespräch mit Standbesuchern ... Foto: pro/Martina Blatt
Nico Ottenberg und Jan Brechlin (Festival Church, mit Brille) im Gespräch mit Standbesuchern …
... auf dem WGT Foto: pro/Martina Blatt
… auf dem WGT

Er wünscht sich mehr Festivals wie das WGT, denn es sei normalerweise schwer, an einem Sonntagmorgen 20.000 Menschen zu versammeln. Klein wisse aber auch, dass es viele Christen gebe, die dafür beteten, dass dieses Festival kaputt gehe. Er wolle aber trotzdem die Möglichkeit nutzen, auf Festivals wie diesem mit den Besuchern in Kontakt zu kommen.

Hunger nach Spirituellem

Dieses Jahr macht er mit seiner kleinen Organisation eine Festivaltour und ist noch auf weiteren Events in Deutschland und Österreich unterwegs. Er wünscht sich zukünftig Projekte für ganz Europa und Interessierte, die sich in sein Team einbringen. Kleins Ziel mit dem Stand sei es, dass Menschen zum christlichen Glauben kommen, aber auch Christen die Angst vor dieser Szene zu nehmen und sie zum Evangelisieren – auch auf solchen Festivals – zu bewegen.

„Jesus hat uns berufen, seine Botschaft zu verkünden, egal in welchem Umfeld wir uns befinden“, erklärt Klein. „In der Szene spürst du den Hunger nach Spirituellem.“ Hinter dem Namen „Grace and Truth“ stehe, „Menschen unabhängig von ihrer Einstellung und ihrem Aussehen in Gnade zu begegnen“. Das habe bereits Jesus getan, der sich mit Zöllnern und Prostituierten traf, und damit Aufsehen in der jüdischen Gesellschaft erregte. „Truth“ stehe für Folgendes: „Wir glauben an die ganze Wahrheit der Bibel. Nur diese Wahrheit bringt Menschen zu Gott.“ Klein bezieht Position: „So gnädig wie wir sind, so klar wollen wir sein.“ Er ist noch bis Montagabend 22 Uhr in der Agra-Halle auf dem Festivalgelände vor Ort.

Gemeinsamkeiten zwischen Gothics und Christen

Zudem organisieren dieses Jahr wieder Christen aufwendig gestaltete Gottesdienste im Rahmen des Wave-Gotik-Festivals zu Pfingstsonntag. Das Projekt unter dem Namen „Gothic Christ“ öffnet die Peterskirche um 15.30 Uhr die Türen. „Entflammt“ heißt das diesjährige Motto. Die Organisatoren sagen: „Der Name ,Gothic Christ‘ – gotischer Christus – soll verdeutlichen, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt zwischen dem, was Jesus Christus gesagt hat, und dem Lebensgefühl von Gothics.“ Beide Gruppen, Christen und Gothics, glaubten nicht daran, „dass es gut ist, den Tod so weit wie möglich aus dem alltäglichen Bewusstsein zu verdrängen“. Und weiter: „Beide sehnen sich nach der Liebe und Annahme, die bleibt, auch wenn Menschen uns verlassen“, betonen sie die Gemeinsamkeiten und laden zu den Gottesdiensten 16 Uhr und 18 Uhr ein.

Lesen Sie mehr über den Einsatz von „Grace and Truth“ und anderen Organisationen auf dem Wave-Gotik-Festival in der nächsten Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro (3/2018), die im Juni erscheint. Bestellen Sie es schon jetzt kostenlos und unverbindlich unter Telefon 06441-915-151, per E-Mail an info@kep.de oder online.

Von: Martina Blatt

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