Ein großes Fest des Glaubens soll Kreise ziehen

Vom 11. bis 17. März findet die nächste Evangelisation proChrist in Leipzig statt. pro hat die beiden Redner Elke Werner und Steffen Kern getroffen. Im Interview erklären sie, was sie an der Aufgabe reizt, was die Zutaten für eine gute Verkündigung sind, und welche Überschrift sie gerne nach der Evangelisation in den Zeitungen lesen wollen.
Von PRO
An zahlreichen kleinen und großen Übertragungsorten soll proChrist Menschen an die christliche Botschaft heranführen
Elke Werner und Steffen Kern sind die beiden Hauptredner bei proChrist 2018 Foto: pro/Dr. Johannes Weil
Elke Werner und Steffen Kern sind die beiden Hauptredner bei proChrist 2018

pro: Frau Werner, Herr Kern, wie wurden Sie als proChrist-Redner ausgewählt?

Elke Werner: Ich hatte schon immer Lust zu evangelisieren. Ich war gerade mit dem Auto unterwegs, als mich die Anfrage erreichte, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich bin daraufhin ins Kernteam von proChrist berufen worden.

Steffen Kern: Eine besondere Schlüssel-Erfahrung mit proChrist hatte ich im Jahr 2013: Sehr spontan musste ich in Stuttgart für Ulrich Parzany als Redner einspringen, der kollabiert war. Dafür gab es an diesem Abend in Stuttgart keinen Ersatz. Michael Klitzke brachte es eine Stunde vor der Veranstaltung auf den Punkt und sagte: „Wir brauchen einen Plan B“. Und ein anderer sagte: „Plan B bist du, Steffen.“ Ich war völlig unvorbereitet und hatte noch nicht einmal das Thema des Abends auf dem Schirm.

Was haben Sie dann gemacht?

Steffen Kern: Es waren etwa 90 Minuten bis zum Beginn der Predigt. Wir saßen dann in den Katakomben der Porsche-Arena und haben gebetet. Die Worte von Michael Klitzke und anderer waren für mich wie eine Berufung. Ich habe mir eine Bibel genommen und mir meine Gedanken zum Thema Glück aufgeschrieben. Zum Glück hatte ich zu diesem Thema auch schon ein Buch geschrieben. Einen Großteil der Zeit habe ich aber auch für inhaltliche Absprachen mit der Technik, Regie und der Musik verwendet. Diese Erfahrung ist für mich bis heute sehr wertvoll: Gott kommt zum Ziel und führt uns auf seine Weise.

Wovor haben Sie 2018 den meisten Respekt?

Elke Werner: Ich muss mir immer wieder vor Augen halten, dass ganz viele Menschen an den Übertragungsorten dabei sind, aber dass es auch um die Leute in der Halle geht. Natürlich schwingen immer die Fragen mit: Traue ich mir das zu? Und wieso trauen die Verantwortlichen von proChrist mir das zu? Ich weiß aber auch, dass viele Menschen für mich beten. Ich weiß, dass Gott dabei ist. Er hat gesagt, dass seine Kraft in den Schwachen mächtig ist. Ich muss mir vor Augen halten, dass ich damit auch gemeint bin.

Steffen Kern: Bestimmt ist, ganz menschlich gesehen, auch eine gewisse Bühnenerfahrung wichtig. Von Woche zu Woche steigt ein bisschen das Adrenalin. Das Entscheidende für uns ist aber: Gott hat versprochen, dass er redet und dass er Glauben schenkt. Daran hängt alles. Da nützt die beste Rhetorik nichts. Wir laden ganz schlicht zum Glauben ein; entscheidend ist, was Gott tut. Der „Erfolg“ ist immer ganz Gottes Sache. Das macht dann auch wieder gelassen.

Welche Eigenschaften sind für die Rolle des proChrist-Redners am wichtigsten?

Elke Werner: Das A und O ist, sich auf die Situationen und die Menschen einzustellen. Als proChrist-Redner brauchst du einen Blick dafür, wo deine Zuhörer geistlich stehen. Ich will mich von Gott gebrauchen lassen. Gerade in den letzten Wochen erreichen mich viele Mails und Briefe, in denen ich erfahre, dass viele Menschen konkret für mich und die Abende beten.

Steffen Kern: Es kommt, meine ich, gar nicht so sehr auf unsere Eigenschaften an. Wichtig ist, dass wir authentisch sind. In Leipzig werden Elke und Steffen moderieren und predigen. Wir ermutigen zum Glauben. Wir wollen Gottes Wort in das Leben vieler Menschen hinein sprechen. Es geht nicht darum, auf der Bühne eine Show abzuziehen, sondern wir reden mit unseren Gästen und zu den Besuchern von dem, was uns im Leben trägt und hält.

Was ist dabei die größte Herausforderung?

Steffen Kern: Genau wie die große Freiheit des Glaubens gibt es auch eine Kraft des Unglaubens. Das ist eine Front, an der wir stehen, und das spüren wir auch. Aber wir ermutigen unverdrossen dazu, die Freiheit zu entdecken, die Jesus eröffnet. Natürlich hoffe ich auch, dass die Stimme hält und ich gesund bleibe. Zudem ist jeder Abend anders. Wir spulen kein fixes Programm ab. Wir wollen uns auf die immer neuen Situationen mit unseren Gästen einlassen. Das fordert heraus.

Elke Werner: Für mich ist es das Zusammenhalten der beiden Aufgaben, den Abend zu moderieren und hinterher zu predigen. Wenn ich in einem Gottesdienst nur eine Predigt halte, kann ich die Bälle des Moderators aufnehmen. Das ist bei proChrist bewusst anders.

Sie treten bei Ulrich Parzany in große Fußstapfen …

Steffen Kern: Er ist ein einzigartiger und gewiss sehr gesegneter Prediger und Theologe. Ich habe viel von ihm gelernt. Aber wir können und wollen ihn in keiner Weise kopieren. Wir gehen proChrist mit unseren Gaben und auf unsere Art und Weise an.

Elke Werner: Ulrich Parzany hat in meinem Leben viele geistliche Grundlagen gelegt. In Essen war er auch mein theologischer Lehrer. Es wäre der falsche Ansatz, es so weiter zu machen, wie er es getan hat. Wir versuchen, das Gute zu bewahren, aber neue Akzente zu setzen, was den Aufruf zum Kreuz angeht.

Was ist insgesamt anders am Gesamtkonzept?

Elke Werner: Die einzelnen Abende thematisieren das Glaubensbekenntnis. Der Ruf zum Kreuz ist nach wie vor zentral. Es gibt nach dem Bühnenprogramm auch die Chance, vor Ort an vorbereiten Gebets-Stationen das Gehörte zu verarbeiten, darauf zu reagieren und dann den nächsten, lebensentscheidenden Schritt zu Jesus zu machen.

Steffen Kern: Wir behalten bei, dass an jedem Abend eine Antwortmöglichkeit eröffnet wird. Denn das Evangelium selbst eröffnet einen Raum zur Antwort. Die Menschen können nach der Veranstaltung auf unterschiedliche Weise reagieren und so erste oder neue Schritte im Glauben gehen. Mit diesem Konzept haben wir auf lokaler Ebene gute Erfahrungen gesammelt.

Warum gerade das Glaubensbekenntnis?

Steffen Kern: Wir wollen den christlichen Glauben ins Gespräch bringen. In Deutschland leben viele Menschen mit einem anderen oder gar keinem Glauben. Darum entfalten wir an sieben Abenden unterschiedliche Aspekte. Beim Thema Kreuz und Passion setzen wir natürlich andere musikalische und künstlerische Schwerpunkte als bei der Auferstehung. Wer einen Abend erlebt, hat nicht alles gesehen. Es gibt unterschiedliche kreative Elemente.

Elke Werner: Durch die Live-Übertragung auf Bibel TV ist es auch möglich, Menschen zu sich nach Hause einzuladen, die vielleicht nicht mit in ein Gemeindehaus kommen würden.

Die Lebenswirklichkeit der jungen Menschen besteht aus Facebook, Instagram und Pinterest. Wie wollen Sie diese Altersgruppe erreichen?

Steffen Kern: proChrist ist nicht in erster Linie eine spezielle Jugendveranstaltung. Natürlich erreichen wir Redner durch unser Alter eine bestimmte Zielgruppe. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass junge Menschen zum Glauben gekommen sind. Wir begleiten die Veranstaltung natürlich auch über die sozialen Netzwerke. Auch wenn wir hier auf der Höhe der Zeit sind, ist es nicht in erster Linie eine SocialMedia-Kampagne. proChrist war noch nie so medial aufgestellt wie in diesem Jahr.

Wie können wir insgesamt Christen in Zeiten der Digitalisierung mit dem Glauben erreichen?

Steffen Kern: Auf Facebook und in den sozialen Netzwerken kann ich nicht nur mein Leben, sondern auch meinen Glauben teilen. Der Fokus liegt natürlich auf der Veranstaltung in Leipzig. Es gibt aber auch Filmsequenzen, die thematische Elemente der Abende aufgreifen. Diese Inhalte werden auch digital verbreitet.

Elke Werner: Wir können alle Inhalte digital nutzen und sie in der Erwachsenenbildung einsetzen. Ich habe etwa den Astrophysiker Heino Falcke interviewt, der über schwarze Löcher forscht. Solche Themen sind zur Vertiefung für den Hauskreis oder in Kleingruppen geeignet.

Werbung dauert selten länger als 20 Sekunden. Auf Twitter wird die Welt in wenigen Zeichen erklärt. Können die Menschen überhaupt noch lange Predigten hören?

Elke Werner: Ich war kürzlich auf einer internationalen Konferenz junger christlicher Führungskräfte. Dort war der Tenor, dass wir Menschen die große Geschichte Gottes in kleinen, lebensnahen Geschichten erzählen sollen. Verkündigung ist nicht die Aneinanderreihung von Auslegungen von Bibelversen. Wir wollen den Menschen Jesus ins Herz malen. Je lebensnaher das ist, desto besser hören die Menschen zu.

Steffen Kern: Ich verkündige regelmäßig in 60 Sekunden bei Hitradio Antenne 1 die christliche Botschaft. Diese kurze Kommunikation ist unerlässlich. Sie kann aber nie das ausführliche Erzählen ersetzen. Ein Kabarettist beschreibt in seinem Bühnenprogramm von manchmal über zwei Stunden seine Sicht der Welt. Die Menschen hören zu, wenn sie merken, dass sie das Thema angeht und dass es relevant und unterhaltsam ist. Die lange Verkündigung hat nicht ausgedient. Spätestens seit Donald Trump wissen wir ja, dass die Welt nicht in 140 Zeichen erklärt werden kann und soll …

Die proChrist-Woche hat das Motto „Unglaublich“. Was können Sie kaum glauben?

Elke Werner: Ich finde die Professionalität des Programms und wie die Inhalte der Abende gewachsen sind unglaublich. Beeindruckt hat mich auch die Biografie einiger Gäste und wie sie in schweren Krisen am Glauben festgehalten haben. Das ist glaubwürdig, aber manchmal auch unglaublich.

Steffen Kern: Ich finde unglaublich, wovon wir reden und was wir glauben. Gott vergibt uns und wir dürfen neu anfangen. Das immer wieder zu entdecken, lässt mich staunen und das finde ich unglaublich.

Braucht proChrist auch noch jüngere Redner?

Steffen Kern (schmunzelt): Mit meinen 44 Jahren gehöre ich noch nicht zum alten Eisen. Aber ich glaube, dass proChrist da auch flexibel bleiben muss. Trotzdem ist Kontinuität oft ein wichtiger Wert. Jesus House richtet sich an die jüngeren Menschen. Beide Veranstaltungen sollen unterscheidbar bleiben.

Elke Werner: Ich finde es gut, dass sich proChrist für eine Doppelspitze aus Mann und Frau entschieden hat. Das war mutig. Es eröffnet neue Möglichkeiten in der Ansprache.

Was erwarten Sie von proChrist 2018?

Elke Werner: Ich wünsche mir, dass viele Menschen verstehen, wer Jesus ist. Wir wollen Christen begeistern, von Jesus zu erzählen und sie sprachfähig in ihrem Glauben machen. Das evangelistische Anliegen ist in den letzten Jahrzehnten in manchen Gemeinden auf der Strecke geblieben: das Evangelium in die Welt zu bringen. Hier wünsche ich mir neuen Mut.

Steffen Kern: Dass viele Menschen die Freude und Freiheit im Glauben entdecken, das wünsche ich mir. Dass Gemeinden sich öffnen und unbefangen in ihrem Umfeld wirken. Unsere Gemeinden stehen oft in der Gefahr, sich zu viel mit sich selbst zu beschäftigen. Ich wünsche mir, dass proChrist hier Impulse setzt, Schritte nach außen zu gehen.

Welche Schlagzeile würden Sie hinterher gerne über proChrist in der Zeitung lesen?

Steffen Kern: Vielleicht: „Ein großes Fest des Glaubens zieht Kreise!“ Wenn die Herzen der Menschen erfüllt werden, hat dies Konsequenzen. Die Menschen leben anders, verändern die Welt, bauen Brücken. Die Freiheit dafür beginnt in den Herzen und verändert dann in kleinen Schritten unsere Gesellschaft.

Elke Werner: Ich bin kein Journalist, der gut Schlagzeilen formulieren kann. Ich wünsche mir aber, dass Menschen nach proChrist für Jesus brennen und die Welt auf den Kopf stellen. Fatal wäre es, wenn wir proChrist beenden und alles so weiter geht wie immer. „Aufbruch“ wäre mein Vorschlag.

Vielen Dank für das Gespräch.

Steffen Kern ist Vorstandsvorsitzender der Apis, des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg, und Mitglied der EKD-Synode. Der 44-Jährige ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Bei proChrist engagiert er sich ehrenamtlich. Kern wohnt 30 Kilometer südlich von Stuttgart in Walddorfhäslach. Elke Werner ist ausgebildete Lehrerin. Sie hat sich nach ihrem Studium aber früh in der Gemeindegründungsarbeit engagiert. Die 61-jährige proChrist-Rednerin lebt mit ihrem Mann Roland in Marburg. Außerdem ist sie ehrenamtlich im Vorstand der Lausanner Bewegung aktiv und für die Frauenarbeit weltweit zuständig.

Die Fragen stellte Johannes Weil

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