„Jesus ist mehr als ein Vorbild“

Jesus ist vor allem ein Geschenk und kein Vorbild. Das hat der Theologe Michael Herbst am Donnerstag in Berlin erklärt. Wer heute der Reformation gedenke, gedenke vor allem der Befreiung des Menschen.
Von Anna Lutz
Michael Herbst erklärte den rund 2.300 Teilnehmer des Kongresses Dynamissio in Berlin das Evangelium

In der Kirche interessiere Jesus oft nur noch als Vorbild. Diese Sorge habe schon Martin Luther gehabt, sagte der Theologe Michael Herbst am Donnerstag beim evangelischen Kongress Dynamissio in Berlin. Jesus aber sei mehr als ein Vorbild für Frieden, Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Gegen solche Tugenden sei zwar nichts einzuwenden, aber: „Er ist zuerst und vor allem ein Geschenk“, stellte Herbst fest. Wer das verstehe, dessen Leben verändere sich. „Das Leben wird zum Evangelium.“

Reformation bedeutet Befreiung

Michael Herbst ist Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald. Er forscht zum Thema Evangelisation und Gemeindeentwicklung. In Berlin sagte er: „Reformationsgedenken ist die Erinnerung an eine Befreiungserfahrung.“ Gemeint sei die Befreiung durch Jesus Christus. Nichts sei deshalb auch mit Blick auf Martin Luther schöner, als das Evangelium weiterzugeben. Evangelium bedeute zum einen, dass jeder Einzelne so wichtig sei, dass Gott sich um ihn kümmere. Zum anderen wolle es die Welt versöhnen und erneuern – das Reich Gottes errichten. Die Basis dieses Glaubens sei aber die Erkenntnis, dass jeder Mensch Vergebung brauche. „Das Evangelium ist eine dynamische Nachricht“, sagte Herbst, und weiter: „Die Menschen, die es erreicht, werden frei und werden froh.“ Der Platz bei Gott sei sicher, deshalb drehe sich das Leben von Christen nicht mehr um sie selbst.

Der Braunschweiger Pastor Heinrich Christian Rust sagte beim Kongress: „Eine starke Mission ist nachhaltig nur durch starke Gemeinden möglich.“ Stark sei eine Gemeinde nicht etwa, wenn sie viel Geld oder viele Mitglieder habe, sondern wenn Christus in ihr präsent sei. Dazu zähle auch die Einigkeit der Konfessionen und Denominationen. „Es gibt viel Stolz bei Freikirchlern“, warnte er. Doch auch die Landeskirchen hätten sich im Miteinander einiges zuschulden kommen lassen, etwa, indem sie den freikirchlichen Geschwistern das Abwerben von Mitgliedern vorgeworfen hätten.

Heinrich Christian Rust warb für eine starke Ökumene Foto: pro / Nicolai Franz
Heinrich Christian Rust warb für eine starke Ökumene

Markus Dröge, Bischof der Landeskirche in Berlin, sagte, seine Kirche habe sich das Motto Mission ebenfalls auf die Fahnen geschrieben. „Aus dieser Haltung heraus wollen wir Gemeinde Jesu Christi sein.“ Dröge sprach von einer „geistlichen Globalisierung“. Der Heilige Geist verbinde Gemeinden in der ganzen Welt. Das sei gerade heute wichtig, wo „noch ganz andere Mächte“ in der Welt wirkten. Dröge sagte das mit Blick auf die Terroranschläge in Berlin im Dezember und jüngst in London. Es sei ein Teil geistlicher Gemeinschaft, den Heiligen Geist zu spüren als eine Kraft, die vieles zusammenhalten kann.

Der Kongress Dynamissio hat das Ziel, Gemeinden und Gemeindemitarbeiter in ihrer missionarischen Arbeit zu stärken, insbesondere mit Blick auf das Reformationsjubiläumsjahr 2017. An der Organisation beteiligt sind landes- und freikirchliche Akteure, unter anderem die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste, die Deutsche Evangelische Allianz, der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband und der Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden. Dazu sind laut Veranstaltern rund 2.300 Teilnehmer angereist. (pro)

Von: al

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