Lauren Daigle: Zu Hause im Mainstream – und bei Jesus

Lauren Daigle ist erfolgreich in den säkularen US-Charts. In ihren Liedern und in Interviews spricht die Sängerin über ihren christlichen Glauben. Eine schwere Krankheit und ein „Nein“ bei der TV-Show „American Idol“ konnten sie nicht aufhalten, ihren musikalischen Weg zu gehen.
Von PRO
Kein Pop-Püppchen: In ihren Texten verarbeitet Lauren Daigle Lebensherausforderungen – und spendet gleichzeitig Hoffnung

Das Superdome-Stadion in New Orleans, das mehr als 75.000 Zuschauer fasst, bebt, das Publikum jubelt voller Vorfreude. Dann kündigt der Stadionsprecher die Sängerin an, die die amerikanische Nationalhymne beim „College Football National Playoff“, dem sogenannten Tiger-Bowl-Finale, singen wird: „Bitte begrüßen Sie die mehrfache Platinplatten- und zweifache Grammy-Award-Gewinnerin Lauren Daigle aus Louisiana!“ Auch der amerikanische Präsident Donald Trump und dessen Ehefrau Melania sind an diesem 13. Januar vor Ort. Das Playoff-Spiel ist eine große Nummer in den USA. Über 25 Millionen Menschen verfolgen das Spektakel vor den Bildschirmen. Und Millionen Amerikaner lauschen Daigle, als sie mit „O! say can you see …“ auf dem Footballfeld die ersten Zeilen der amerikanischen Nationalhymne anstimmt. Im Anschluss gibt es tosenden Applaus, auch von der Polit-Prominenz vor Ort. In den sozialen Netzwerken feiern Twitter- und Instagram-Nutzer Daigle für ihre Interpretation von „The Star-Spangled Banner“.

Am 13. Januar sang die Künstlerin beim „College Football National Playoff“ in New Orleans die amerikanische Nationalhymne – vor dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump, dessen Ehefrau Melania sowie tausenden Anwesenden vor Ort und Millionen von Fernsehzuschauern. Foto: Shealah Craighead/The White House
Am 13. Januar sang die Künstlerin beim „College Football National Playoff“ in New Orleans die amerikanische Nationalhymne – vor dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump, dessen Ehefrau Melania sowie tausenden Anwesenden vor Ort und Millionen von Fernsehzuschauern.

Der amerikanischen Sängerin gelingt derzeit etwas, was nur wenige christliche Künstler schaffen: Sie feiert Erfolge in der säkularen Musikszene. Das US-Billboard-Magazin hob sie nicht nur auf Platz 1 der „Top Christian Artists“ 2019. Sie rangiert auch in den Top Ten der weiblichen „Top Artists“ aus dem vergangenen Jahr – neben Taylor Swift, Lady Gaga und Billie Eilish. Die 28-jährige Daigle bewegt sich im Mainstream der Popmusik – und singt in ihren Texten über ihren christlichen Glauben. Als sie vor rund vier Jahren den christlichen Musikpreis Dove Award als „New Artist of the Year“ gewann, sagte sie: „Wir als Christen haben ein Erbe. Es geht um die Liebe Christi und darum, die Musik zu durchdringen und die Herzen der Menschen (…) zu erreichen, damit der Leib Christi weltweit wächst. Darum geht es in der Musik: das Erbe der Liebe weiterzugeben.“ Sie möchte Nächstenliebe leben und Negativem und Hasskommentaren etwas entgegensetzen.

Vor etwa anderthalb Jahren war Daigle in der beliebten „The Ellen DeGeneres Show“, kurz Ellen, zu Gast. Die Sendung ist eine „Institution“ in der amerikanischen Fernsehlandschaft. Sie läuft Montag bis Freitag und hat stets mehrere Millionen Zuschauer. Bei Ellen sang Daigle ihr Lied „Still Rolling Stones“, das die Botschaft des Evangeliums aufgreift.

Rückschlag durch Krankheit

Social-Media-Nutzer krisierten sie im Internet für ihren Auftritt bei DeGeneres. Manche Menschen störten sich an dem Lebensstil der Moderatorin. Diese ist seit mehr als zehn Jahren mit einer Frau verheiratet und setzt sich für die Rechte von Homosexuellen ein. Die Sängerin nahm auf Nachfrage zu dieser Kritik an DeGeneres in einem Radiointerview der „The Wally Show“ Stellung: „Ich denke, in dem Moment, in dem wir anfangen, Grenzen zu ziehen, welche Menschen wir ansprechen und welche nicht, leben wir vollkommen am Herzen Gottes vorbei.“ Weiter sagte Daigle: „Sei so, wie Christus zu allen war.“ Der Moderator der Radiosendung erwähnte, dass Daigle es als erster „CCM-Artist“ in die Ellen-Show geschafft hat. CCM steht für Contemporary Christian Music, also für zeitgenössische christliche Musik.

Lauren Daigle am Aufnahmemikrofon: Die Künstlerin hat bislang drei Studioalben veröffentlicht Foto: Lauren Daigle/Centricity Press
Lauren Daigle am Aufnahmemikrofon: Die Künstlerin hat bislang drei Studioalben veröffentlicht

Daigle wuchs in Lafayette in Louisiana auf. Schon als kleines Kind habe sie „die ganze Zeit gesungen“, berichtet sie in einem Interview der amerikanischen Ausgabe der Zeitschrift Cosmopolitian. Ihre Mutter habe das Haus als eine „Spieluhr“ bezeichnet und gesagt: „Dass du wach bist, wusste ich nicht, weil ich dich gesehen habe. Sondern ich wusste, dass du wach bist, weil ich dich hören konnte.“ Ihre Gesangsbegeisterung brachte sie früh in einem Chor ein und später leitete sie während des Studiums einen Chor an der Louisiana State University. Der langsame rhythmische Louisiana-Stil mit dichtem Klangbett zieht sich durch ihre Lieder – wie auch die Erlebnisse, die sie als Teenager hatte. Als 15- bis 17-Jährige litt Daigle an einer Viruserkrankung (Zytomegalievirus), die sie sehr schwächte. Sie konnte kaum das Haus verlassen und musste zu Hause unterrichtet werden. Ihre Eltern unterstützten sie in der Zeit besonders und lehrten sie: „Es sind Zeiten wie diese, in denen du wütend auf Gott werden kannst und über deine Situation frustriert bist, oder du kannst sagen: ,Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.‘“

Daigle erkannte, dass Gott ein Ziel für sie hat und die schwere Etappe nur ein Teil ihres Weges war. Die Jahre der Isolation intensivierten ihr Verhältnis zu Gott: „Ich habe das ‚Herz des Vaters‘ in dieser Zeit der Einsamkeit wirklich kennengelernt.“ Sie hatte Visionen und träumte vom Singen, von Tourbussen und Bühnen. Sie fragte sich, ob sie verrückt wird. Aber Gott habe ihr gezeigt: „Nein, das ist das, was ich für dich auf Lager habe“, erklärte sie in einem Interview von hisradio.com. „Gott hat in dieser Zeit viel an der Haltung meines Herzens gearbeitet und verändert.“ Sie habe das Gefühl, von diesen zwei Jahren ein Leben lang zehren zu können. Sie habe die schwere Zeit als „Ausgangspunkt, von dem ich zu meinem Ziel aufbrechen sollte“, begriffen. Nachdem sie ihre Schule abgeschlossen hatte und bevor sie Kinder- und Familienstudien studierte, ging sie nach Brasilien und machte dort Missionsarbeit.

Daigles Deutschlandtour

2010 und 2012 nahm sie an der Castingshow „American Idol“ teil, dem amerikanischen Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“. Auch wenn es dort nicht für den Sieg reichte, bekam sie später über andere Musik-Engagements während der Studentenzeit einen Plattenvertrag: „Es ist Wahnsinn, (…) wohin dich ein ,Nein‘ (bei ,American Idol‘; Anm.) bringen kann.“ Daigles erste Alben „How Can It Be“ (2015) und „Behold: A Christmas Collection“ (2016) landeten auf Platz eins der amerikanischen christlichen Charts. 2015 ging sie mit Hillsong United auf Tour. Mit ihrem aktuellen Album „Look Up Child“ landete sie von null auf drei in den offiziellen US-Albumcharts. Einige ihrer größten musikalischen Einflüsse und Idole sind Whitney Houston, Amy Winehouse und Aretha Franklin: „Diese Kraftpakete an Stimmen haben wirklich alles in ihre Musik gelegt“, sagte sie im Interview des Ticketmaster.

Nachdem ihr Song „You Say“ im Herbst 2019 mehr als 62 Wochen auf Platz eins der christlichen Billboard-Charts rangierte, brach sie damit den Rekord Hillsong United mit „Oceans“ Foto: © Garrett Lobaugh/Centricity Press
Nachdem ihr Song „You Say“ im Herbst 2019 mehr als 62 Wochen auf Platz eins der christlichen Billboard-Charts rangierte, brach sie damit den Rekord Hillsong United mit „Oceans“

Vergangenes Jahr tourte Daigle durch Europa und war für drei Konzerte auch in Deutschland. Während der Tour trat sie meist in lässigen Outfits, ohne oder nur mit wenig Make-Up auf. Es geht ihr um Natürlichkeit, um die Botschaft, nicht um die Show. Auch 2020 stehen wieder eine Tour und zahlreiche Auftritte an: „Es gibt kein besseres Gefühl, als von der Bühne ins Publikum zu schauen und zu sehen, wie sich die Leute mit den Liedern des Albums verbunden haben“, sagte sie der Christian Post.

Die Sängerin möchte mit ihrer Musik Hoffnung verbreiten Foto: Lauren Daigle/Centricity Press
Die Sängerin möchte mit ihrer Musik Hoffnung verbreiten

Sie betont in Interviews, dass sie mit Menschen in Kontakt kommen und deren Geschichte kennenlernen möchte. Das macht sie manchmal auch auf unkonventionelle Weise. Als sie in Illinois im Statesville-Correctional-Gefängnis auftrat und mit den Häftlingen christliche Lieder sang, beschrieb sie das als unerwartete Erfahrung: „Wir sangen Lieder mit Insassen. (…) Ich sah Hoffnung in den Gesichtern der Hoffnungslosen, Freude nach der Trauer, Reichtum in der Verdorbenheit und Leben inmitten des Todes.“

Die Freude und Hoffnung, die die Sängerin in ihr Album packte, spiegelt auch Daigles Karriere wider: Sie zeigt, dass Träume und Ziele, die nicht erreichbar scheinen, in Erfüllung gehen können. Dass die Sängerin bei dem großen College-Football-Finale die Nationalhymne singen durfte, bleibt für sie surreal. Auf Instagram schrieb sie im Anschluss: „Ich bin mit dem Football der Louisiana State University (LSU) aufgewachsen. Meine Familie hatte bereits Saisontickets, bevor ich geboren wurde.“ Ihre Großeltern arbeiteten über 30 Jahre dort. Ihr erstes LSU-Spiel sah sie mit vier Jahren im „Death Valley“. Damals hatte sie Gänsehaut. „Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass ich 24 Jahre später die Nationalhymne bei solch einem bedeutenden Spiel vor unseren LSU Tigers singe.“

Dieser Text erschien zuerst in der Ausgabe 1/2020 des Christlichen Medienmagazins pro. Sie können die Zeitschrift kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/5667700, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online.

Von: Martina Blatt

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