Böse Netflix-Satire über christliche Teenager

Zwei junge Mädchen gehören zur weißen, wohlhabenden Elite des amerikanischen Südstaats Georgia. Sie sind mitten in der Pubertät, leiden unter der Langeweile in ihrer heilen Welt, in der der christliche Glaube vorherrschend ist, und ihre Hormone spielen verrückt. Da kommt ihnen ein Kopfgeldjäger gerade recht. Die Netflix-Serie „Teenage Bounty Hunters“ ist garniert mit scharfen Spitzen gegenüber der evangelikalen amerikanischen Trump-Anhängerschaft. Eine Filmkritik von Jörn Schumacher
Von Jörn Schumacher
Die zwei amerikanischen Teenager Sterling und Blair wachsen in einem streng-christlichen Umfeld auf. Der Kopfgeldjäger Bowser bringt etwas Abenteuer in ihr Leben. Aus der Netflix-Serie „Teenage Bounty Hunters“

Seit einigen Tagen läuft die amerikanische Serie „Teenage Bounty Hunters“ auf dem Streaming-Portal Netflix. Die zehnteilige Comedy-Reihe handelt von den Zwillingsschwestern Sterling (Maddie Phillips) und Blair (Anjelica Bette Fellini). Beide sind Schülerinnen auf einer elitären christlichen Highschool in Atlanta, Georgia. Und da gehören Beten, der sonntägliche Kirchgang, der Wert der intakten Familie sowie vorbildliches Verhalten wie selbstverständlich dazu. Da passt es offenbar gar nicht in das perfekte Leben, dass die Mädchen den Sex entdecken wollen. Sterling schläft gleich in der ersten Folge mit einem Jungen, und weil das im Umfeld der Schülerinnen so entsetzlich ist, zieht diese (Un-)Tat eine Feder auf, unter deren Spannung sich alles weitere entwickelt.

Eine Mitschülerin erpresst sie, weil sie vom unfassbar verpönten vorehelichen Geschlechtsverkehr Wind bekommen hat. Und wenn die Eltern es erfahren, dann gute Nacht. Da kommt den beiden verwöhnten, gelangweilten Gören der Kopfgeldjäger Bowser (Kadeem Hardison) gerade recht. Er lässt sie an seiner zwielichtigen Arbeit teilhaben, und so können die beiden christlich erzogenen Teenager mal Luft ablassen, indem sie dem Kopfgeldjäger unter die Arme greifen und mit Waffen rumfuchteln können. „Breaking Bad“, aber auf christlich, viel zahmer und für ein jugendliches Publikum.

Gegen Trump-Wähler, Evangelikale und andere Heuchler

Die Serie spielt mit der Provokation, die sich im gut situierten christlichen Umfeld voller weißer Privilegierter von selbst ergibt, wenn man plötzlich auf die eine oder andere strenge Regel der ach so strengen Christen pfeift. Dabei geht es eigentlich kaum über den verpönten Sex hinaus – und letztendlich bleibt auch hier die Serie relativ brav. Aus europäischer Sicht ist die Provokation eher mittelmäßig bis einschläfernd, für ein amerikanisches Publikum ist allein die angedeutete Sex-Szene wohl bereits viel pikanter. Hier zitieren die Teenager, die auf eine christliche Schule gehen, beim Sex eben Bibelverse (sie handeln allesamt, na klar, von der Liebe), dann ist es wohl nicht so schlimm.

Die evangelikalen Christen, die Südstaatler, die Präsident Donald Trump unterstützen, kriegen ihr Fett weg – auch wenn alles eher unpolitisch bleibt. Für einen nicht-gläubigen Drehbuchautoren ergibt das wohl alles Sinn, was diese jungen Christen da tun. Unterm Strich sind sie genauso wie alle anderen Teenager des Landes auch – nur übergießen sie ihre Untaten heuchlerisch mit einer frommen Soße, die alles überdecken soll. Das ist lustig, aber eben auch bald ausgereizt. Die einzige Motivation zum Christsein besteht in der Serie nur in den üblichen menschlichen Bedürfnissen wie dem Wunsch nach Anerkennung, Sex, Erfolg oder die Angst vor den Eltern. Theologisch wird es nicht in „Teenage Bounty Hunters“, Christ ist man hier, um seinem Umfeld zu gefallen. Für Christen wirkt vieles dementsprechend bizarr, was diese Frommen da tun. Was ist eigentlich eine „Christen-AG“, an einer christlichen Schule?

Die Seitenhiebe auf die für viele unverständliche Welt der frommen Amerikaner, die sagen, dass sie Jesus lieben, und Trump folgen, sitzen und sind mehr als angemessen. Vielleicht im Hinblick auf den großen, mehrfach öffentlich entlarvten Lügner Trump sagt Blair an einer Stelle: „Die Leute glauben heutzutage mehr an Gerüchte als an den Allmächtigen.“ Es sind, allerdings nur sanft, viele Klischees über die Südstaaten enthalten, inklusive Rassismus. Am größten wäre die Freude der Macher wohl, wenn sich christliche Gruppierungen finden, die sich öffentlich über diese Teenie-Serie empören. So bekäme sie noch etwas Rückenwind. Aber dafür bleibt sie wohl insgesamt dann doch zu brav. Selbst den ursprünglich vorgesehenen Titel „Slutty Teenage Bounty Hunters“ („Nuttige Teenage Kopfgeldjäger“) traute man sich am Ende nicht zu verwenden.

Von: Jörn Schumacher

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