70 Jahre UN-Menschenrechte: Ein Grund zum Feiern?

Die UN-Menschenrechte existieren seit 70 Jahren. In der ZDF-Dokumentation „Unantastbar – Der Kampf für Menschenrechte“ kommen Menschen zu Wort, die sich für deren Einhaltung einsetzen. Es lohnt sich, ihnen zuzuhören. Sie rütteln auf und kämpfen für die, die dazu selbst nicht in der Lage sind. Eine Filmkritik von Martin Schlorke
Von PRO
ZDF-Doku: 70 Jahre UN-Menschenrechte

„Alle Menschen sind gleich, alle haben die gleichen Rechte.“ Am 10. Dezember 1948 wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. Wie es heute, nach 70 Jahren, um sie steht, fragt die ZDF-Dokumentation „Unantastbar – Der Kampf für Menschenrechte“.

Angela Andersen und Claus Kleber reisen um die Welt und begeben sich auf Spurensuche. In der Reportage treffen sie auf unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Kontexten. Sie alle eint der Kampf, die Menschenrechte zu erhalten. Ob südamerikanische Bauern, Studenten aus Hongkong oder türkische Journalisten, alle setzen sich für sie ein. Sieben Artikel der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ stellen die Filmemacher genauer vor, immer aus der Sicht der Betroffenen.

Zu Wort kommen dabei auch der frührere Bundespräsident Joachim Gauck und die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright. Beide haben am eigenen Leib Schreckensherrschaften erfahren. Albright überlebte als Kind den Holocaust, Gauck engagierte sich als Pastor und Bundespräsident für die Einhaltung der Menschenrechte.

„Sie bringt Menschenrechte“

Der Dokumentarfilm zeigt aber nicht nur, wo Menschenrechte verletzt werden. Er erzählt auch Erfolgsgeschichten. Als solche kann man diejenige von Krankenschwester Anne Mwinzi bezeichnen. Sie arbeitet in der kenianischen Provinz. Dort gibt es keine Krankenhäuser und Ärzte. Frauen seien dort hauptsächlich da, um Nachwuchs zur Welt zu bringen. Acht Kinder pro Frau seien nicht ungewöhnlich. Oftmals gebe es während der Geburt Komplikationen. Die Ärztin kümmert sich um die Gesundheit der Menschen, aber sie setzt sich auch für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen ein. Frauen müssten die freie Wahl haben, ob sie verhüten wollen. Mwinzi hat einen Auftrag. „Sie bringt Menschenrechte“ mit ihrem kleinen Geländewagen in die entlegensten Regionen.

Die Krankenschwester Anne Mwinzi setzt sich für Frauen in Kenia ein Foto: ZDF/Nikolas Winter
Die Krankenschwester Anne Mwinzi setzt sich für Frauen in Kenia ein

Nicht nur Diktaturen, Kapitalismus oder Religionen bedrohen Menschenrechte, bilanzieren die Macher. Die Spurensuche führt auch in die Zukunft, obwohl „wir mit alten Herausforderungen noch lange nicht fertig sind“. Die Rede ist von Robotern und künstlicher Intelligenz. Wer programmiert sie? Welche Werte sollen ihnen vermittelt werden und brauchen Roboter auch Rechte? Auch wenn die Dokumentation diese Fragen nicht beantworten kann, zeigt sie doch, welche Herausforderungen in Zukunft auf uns warten.

Regt zum Nachdenken an

Der Titel der Dokumentation sagt eigentlich alles. Menschenrechte sind ein unantastbares Gut. Dass dies nicht überall der Fall ist, zeigen Andersen und Kleber eindrucksvoll und erschütternd. Besonders die „neue Generation von Führern“ und skrupellose Konzerne würden das Recht eines jeden untergraben. Der Film berichtet nicht neutral. Aber das ist auch gar nicht seine Absicht. Ganz im Gegenteil. „Er feiert die Menschenrechte und die, die sich für sie einsetzen.“

Schließlich ist der 70. Geburtstag der Menschenrechte Anlass für die Dokumentation. Dennoch gebe es nicht nur Gründe sich zu freuen. Zu viele Menschen hätten nicht die Möglichkeit, frei und in Würde zu leben, so wie es der erste Artikel der Allgemeinen Menschenrechtsverordnung vorsieht. An der Lage der Betroffenen kann der Film wahrscheinlich nichts ändern. Er rüttelt aber wach und lehrt uns, unsere Werte und Errungenschaften neu zu schätzen.

„UNANTASTBAR – Der Kampf für Menschenrechte“, läuft am 4. Dezember um 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek.

Von: Martin Schlorke

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