„Ich schäme mich nicht für meinen Glauben“

Der Film „Ja, ich glaube“ erinnert an das erste Opfer des Amoklaufs an der Columbine-High-School im Jahr 1999. Das Werk erweckt die junge Christin Rachel Scott anhand ihrer Tagebuchaufzeichnungen wieder zum Leben. Eine Rezension von Michael Müller
Von PRO
Rachel (Masey McLain) sitzt zwischen ihren beiden Freundinnen in der Cafeteria der Columbine-High-School

Das Massaker an der Columbine-High-School in der amerikanischen Stadt Littleton im Jahr 1999 hat diverse filmische Verarbeitungen nach sich gezogen. Am bekanntesten ist sicherlich Michael Moores sehr subjektive, zugespitzte Dokumentation „Bowling for Columbine“, welche das Verhältnis der Amerikaner zu Waffenbesitz analysiert. Die Frage nach den Motiven der beiden Amokläufer, die damals 13 Menschen ermordeten und 24 weitere verletzten, steht meist im Zentrum der Filme. In den besten Werken, wie zum Beispiel bei dem Gewinner der Goldenen Palme, „Elephant“ von Gus Van Sant, ist es das Hinterfragen einfacher Antworten, welche die Qualität ausmacht. „Elephant“ zeigt wertungsfrei und geradezu meditativ den Alltag einiger Schüler vor dem Amoklauf.

Der Film „Ja, ich glaube“, der jetzt in Deutschland auf DVD erschienen ist, wählt einen anderen Ansatz. Das Werk basiert auf den Tagebucheinträgen von Rachel Joy Scott (Newcomerin Masey McLain), die das erste Opfer des damaligen Massakers am 20. April war. An dem exemplarischen Beispiel der jungen Christin macht Regisseur Brian Baugh die Unmenschlichkeit der Tat fest.

Die 17-jährige Rachel ist in der zehnten Klasse der Columbine-High-School. Sie schwärmt für Theater und ihren Mitschüler Alex (Cameron McKendry), der ein eigenes Stück für die Theatergruppe adaptiert hat. Wenn sie nicht mit ihm Shakespeare rezitiert, hilft sie dem jungen Obdachlosen Nathan (Ben Davies) wieder auf die Beine, indem sie ihn mit in die Jugendgruppe der Kirche nimmt.

Herausforderung, Christ zu sein

Im Original heißt der Film „I’m Not Ashamed“. „Ich bin anders als meine Freunde. Ich kann mich nicht verstellen. Ich will jemanden, der will, was ich bin – und nicht die aufgesetzte Version, die ich denke, dass andere denken, die ich bin“, sagt Rachel nachts am Pool zu Alex. In diesem ein wenig umständlich formulierten Satz stecken alle Probleme des Teenagers und die Stärke des Films.

Denn in diesem Aspekt ist „Ja, ich glaube“ eine emotional genaue Beschreibung, was es für eine Herausforderung für einen jungen Christen sein kann, unter Gleichaltrigen den eigenen Grundsätzen treu zu bleiben. Rachels Tagebucheinträge erlauben Zweifel an Gott, eine emotionale Taubheit im Bezug auf Jesus, auch Selbstmordgedanken. Ihren Glauben verliert sie dabei nicht, aber sie spürt die Prüfungen des Lebens am eigenen Leib, vor allem in der verwirrend schmerzhaften Beziehung mit Alex.

Rachel auf einer nächtlichen Pool-Party mit Alex (Cameron McKendry) Foto: Pure Flix / Visible Pictures
Rachel auf einer nächtlichen Pool-Party mit Alex (Cameron McKendry)
Auf der Bühne kann Rachel ihrer Leidenschaft für das Theater nachgehen Foto: Pure Flix / Visible Pictures
Auf der Bühne kann Rachel ihrer Leidenschaft für das Theater nachgehen
Aber sie ist auch ein ganz normaler Teenager mit Selbstzweifeln Foto: Pure Flix / Visible Pictures
Aber sie ist auch ein ganz normaler Teenager mit Selbstzweifeln

Masey McLain trägt den Film

Die Rachel-Darstellerin Masey McLain erinnert optisch ein wenig an die junge Winona Ryder in dem vergessenen Teenie-Klassiker „Heathers“ aus dem Jahr 1988. Auch da geht es um Gewalteskalation an einer High School und den Druck in Mädchen-Cliquen, die den Schulflur als ihren Laufsteg begreifen. Nur ist „Heathers“ von tiefschwarzem Humor überzogen, wohingegen „Ja, ich glaube“ Hoffnung machen und an Rachel Scott erinnern will. Es ist dem Film ein Anliegen, zu zeigen, welche Leben Rachel positiv beeinflusst hat.

Die beiden Amokläufer sind als Figuren schemenhaft angerissen, flackern gelegentlich im Gedächtnis des Zuschauers auf. Sie werden banal psychologisiert: Einer der beiden wird anfangs als menschliche Bowlingkugel verwendet, als ihn Mitschüler mit Öl einreiben und auf dem Schulflur entlang ziehen. In der nächsten Szene liest einer der Amokläufer schon Nazi-Literatur, dann spielen sie gemeinsam ein Ballerspiel auf dem Computer, dann schwärmen sie von Rassenlehre in der Cafeteria. Sie suchen sich beim Amoklauf Rachel bewusst als Opfer aus, weil sie wissen, dass sie gläubig ist.

Der Film „Ja, ich glaube“ hat teils kitschige Dialoge und auch die ein oder andere hölzerne Schauspielleistung zu bieten. Aber er vermittelt die Dynamiken unter jungen Menschen recht gut. Außerdem überzeugt Hauptdarstellerin Masey McLain, die den Film trägt. Von ihr ist in der Zukunft gewiss noch mehr zu erwarten. Rachel Scotts Tod inspirierte nach dem Columbine-Massaker die Gründung der Organisation „Rachel’s Challenge“, die sich heute an amerikanischen Schulen gegen Gewalt einsetzt. (pro)

„Ja, ich glaube“, Gerth Medien, DVD, 108 Minuten, 15,00 EUR, FSK 12, ISBN 4051238052862 Foto: Gerth Medien
„Ja, ich glaube“, Gerth Medien, DVD, 108 Minuten, 15,00 EUR, FSK 12, ISBN 4051238052862

Von: mm

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Eine Antwort

  1. Habe den Film gesehen…. und danke Gott unser Herr Jesus Christus für so starke Seelen… die seine Liebe und Licht in die Welt tragen… möge Gott euch alle Segnen 🥰… und du meine liebe Rachel… lass die liebe und Güte unseres Herrn im Himmel durch dich strömen… wünsch mir dich eines Tages im Reich Gottes kennen zu lernen. ❤

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