„Sie wartet auf Worte“

Ende des 19. Jahrhunderts wird Marie Heurtin als taubblindes Mädchen von ihren Eltern in ein Kloster gegeben. Dort lernt sie, zu vertrauen – und sich verständlich zu machen. Das zeigt der Film „Die Sprache des Herzens“ auf berührende Weise. Eine Filmkritik von Lydia Ullrich
Von PRO
Marie (rechts) macht sich mit ihren Händen ein Bild von Marguerite

Da ihre Eltern im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts nicht wissen, was sie mit ihrer taubblinden Tochter machen sollen, entschließen sie sich, Marie Heurtin in einem Kloster unterzubringen. In diesem werden gehörlose Kinder unterrichtet. Aufgrund ihrer Blindheit wird Marie auch hier zunächst abgelehnt. Nur die Ordensschwester Marguerite interessiert sich vom ersten Tag an für Marie. „Heute bin ich einer Seele begegnet“, schreibt sie nach ihrer ersten Begegnung mit dem Mädchen in ihr Tagebuch. „Einer Seele, die durch die Gitter ihres Gefängnisses wie tausend Lichter strahlte.“ Schwester Marguerite möchte Marie helfen und überredet ihre Oberin, das Kind unterrichten zu dürfen. Marie soll lernen, sich mit Zeichensprache zu verständigen. Dies gestaltet sich trotz einer guten Beziehung zwischen Marie und Schwester Marguerite als sehr schwierig.

„Du hast den ersten Schritt gemacht. Geh weiter“

Nach einigen Monaten ist Schwester Marguerite so entmutigt, dass sie aufgeben möchte. Eine befreundete Nonne rät ihr aber, weiterzumachen. Schwester Marguerite schöpft neue Hoffnung und beginnt zunächst damit, Marie die Haare zu kämmen, sie zu waschen und neu einzukleiden. Dies gefällt Marie nach anfänglichen Kämpfen sogar, und sie freut sich darüber. Bis Marie endlich beginnt, sich für die Zeichensprache zu interessieren, braucht Schwester Marguerite allerdings weiter viel Geduld.
Mit dem ersten Wort, welches Marie begreift, beginnt ihr Wissensdurst. Sie lernt immer mehr und kann sogar ihren Eltern bei einem Besuch mitteilen, wie glücklich sie ist. Kurz nach dem Besuch bricht Schwester Marguerite, die an einer Lungenkrankheit leidet, zusammen und wird wegen ihrer Gesundheit in die Berge geschickt. Marie ist unglücklich, als sie von Schwester Marguerites Abreise erfährt und verweigert das Essen. Auch lässt sie niemanden mehr an sich heran. Als Marguerite davon erfährt, kehrt sie in das Kloster zurück. Durch den Tod einer älteren Nonne erklärt Schwester Marguerite Marie, dass auch sie bald sterben wird.

„Eine Welt, die unter den Fingern bebt“

Der Regisseur Jean-Pierre Améris hat mit „Die Sprache des Herzens“ eine berührende Geschichte verfilmt, welche auf dem Leben von Marie Heurtin basiert. Die Handlung zeigt, wie wichtig es ist, Geduld zu bewahren. Der Film lebt von den bildhaften Erzählungen zwischen Marie und Schwester Marguerite. Die Eröffnungs- und die Schlussszene zeigen Gespräche in Zeichensprache, die untertitelt werden.
Die DVD erscheint am 21. Mai und besitzt neben einer deutschen Hörfilmfassung auch Untertitel für Hörgeschädigte. (pro)
„Die Sprache des Herzens“, Concorde, 91 Minuten, 7 Minuten Bonusmaterial, Freigegeben ab 6 Jahre, auf Blu-ray und DVD, ab 14,99 Euro

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