„FoxFaith“ schließt Marktlücke

In den USA gibt es seit 2006 einen Filmverleih, der Filme für ein gläubiges Publikum zusammenstellt und diese hauptsächlich über ein weitverzweigtes Netzwerk von Gemeinden vermarktet. "FoxFaith" wurde von "20th Century Fox" gegründet, eines der sechs wichtigsten Filmstudios in Amerika, das zu Robert Murdochs Multikonzern "News Corporation" gehört.
Von PRO

Aus dem Hause "Fox" kamen bereits Blockbuster wie die "Star Wars"-Saga,
"Titanic" und die "X-Men"-Reihe. Was bewegte ein Hollywood-Studio dazu,
sich dem christlichen Markt zuzuwenden? Und welche Filme sind bisher im
christlichen Verleih erschienen?

Steve Feldstein, Vizepräsident der Videoabteilung bei "Fox", die auch für "FoxFaith" zuständig ist, sagte in einem Interview mit "Christianity Today", dass "die Idee hinter ‚FoxFaith‘ ganz einfach ist. Wir sahen die Möglichkeit eine Marktlücke zu füllen. Der christliche Markt war wenig beachtet, und wir wollen das korrigieren." Im Interview heißt es weiter, dass das Studio durch den Kassenerfolg von "Die Passion Christi" 2004 auf den Einfluss gläubiger Kinogänger aufmerksam wurde. Christliche Institutionen rührten damals kräftig die Werbetrommel und trugen dadurch zum großen Erfolg des Films bei.

Nicht missionieren oder predigen

Unter dem Label "FoxFaith" sollten nun Filme vermarktet werden, die einen offen christlichen Inhalt haben oder auf einem Werk eines christlichen Autors basieren. Feldstein machte außerdem deutlich, dass die Filme in erster Linie Unterhaltung seien. "Es gehört nicht zu unserem Geschäft, zu missionieren oder zu predigen." Bei einem Filmverleih werden die Filme nicht selbst hergestellt, sondern von Produzenten gekauft, vermarktet und verliehen.

"FoxFaith" hat bereits einen Deal mit zwei der größten Kinoketten der USA abgeschlossen: Etwa die Hälfte der Filme ist bei den Filialen von AMC Theatres und Carmike Cinemas auf der großen Leinwand zu sehen; die andere Hälfte vermarktet "FoxFaith" direkt auf DVD.
 Während die Kinostarts ein größeres Risiko bedeuten, konnte vor allem der Einstieg in den Heimvideomarkt ein Erfolg werden. "FoxFaith" sucht nämlich die Verbindung zum christlichen Einzelhandel und den Gemeinden, um "eine Sammlung inspirierender Filme aufzubauen, die die Pastoren ihrer Kirchgemeinde weiterempfehlen können", heißt es in einer Pressemitteilung.

Wer sich die Filme, die von "FoxFaith" vermarktet werden, anschaut, könnte meinen, dass sich diese bisher eher an ein weibliches Publikum richten. Im Programm sind unter anderem acht Filme, die auf der Serie der bekannten christlichen Autorin Janette Oke basieren. Darin wird das Schicksal einer Familie erzählt, die im 19. Jahrhundert im Westen der USA lebt. Der Hänssler-Verlag gibt die Serie nach und nach als synchronisierte Version auf dem deutschen Markt heraus, bisher sind die ersten vier Teile erschienen: "Liebe wird wachsen", "Liebe trägt durch", "Liebe findet ein Zuhause", und "Liebe löst den Schmerz".

Linie zwischen Sentimentalität und Kitsch

Es gibt eine feine Linie zwischen Sentimentalität und Kitsch, diese Gradwanderung gelingt diesen Filmen leider nicht immer. Aber besonders die ersten beiden Teile können mit überzeugenden Darstellern, schöner Landschaftskulisse und einer Geschichte, die für die ganze Familie geeignet ist, gefallen. Wer "Unsere kleine Farm" liebt, dem wird auch diese Serie gefallen.

Nicht alle Produktionen, die im Katalog von "FoxFaith" stehen, wurden auch in Deutschland veröffentlicht. 2006 vermarktete das Studio den Film "One Night With The King" (zu Deutsch "eine Nacht mit dem König"). Die biblische Geschichte der Königin Esther wird darin als historisches Drama inszeniert. Gleich zwei Filme beschäftigen sich mit der Glaubensgemeinschaft der Amisch, "Saving Sarah Cain" und "Amish Grace". Alle drei Filme sind bisher nur auf dem amerikanischen Markt erschienen.

2007 wurde das Werk einer anderen sehr bekannten christlichen Autorin verfilmt, "The Last Sineater" von Francine Rivers. Auch diese Produktion wurde von "FoxFaith" vermarktet, in Deutschland ist der Film unter dem Titel "Das Geheimnis der kleinen Farm" erhältlich. Ein weiter Film aus dem "FoxFaith"-Katalog, der es bereits nach Deutschland geschafft hat,  ist "Das ultimative Geschenk" aus dem Jahr 2007. Die Geschichte dreht sich um einen jungen reichen Erben, der durch ehrliche Arbeit, Liebe und einige harte Prüfungen zum reifen Erwachsenen mit Charakter wird. Nach einem Roman von Jim Stovall inszeniert, fällt hier vor allem die beachtenswerte Riege von Schauspielern auf. James Garner ("Maverick") und Abigail Breslin ("Little Miss Sunshine") konnten unter anderem als Schauspieler gewonnen werden.

Der Film überzeugt auch durch eine solide Produktion, aber es sind die Darsteller und die fesselnde Handlung, die den Film besonders hervorheben. Der Produzent Rick Eldridge war jedoch nicht glücklich mit der Vermarktungsstrategie von "FoxFaith". Der Film nahm immerhin 3,4 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein, aber Eldridge sagte, dass der Film wohl einiges mehr eingespielt hätte, wäre er nicht unter "FoxFaith" veröffentlicht wurden. "Ich war überzeugt, dass Die Geschichte starke Werte besitzt, die auf dem allgemeinen Markt gut ankommen worden. Dann wurden wir in diese kleine christliche Nische abgeschoben. Ich glaube, deshalb haben sich einige Leute von dem Projekt distanziert." Trotzdem hat der Film sein Budget an den Kassen wieder eingespielt und macht durch DVD-Verkäufe weiter Gewinn.

Nachdem viele Filme von "FoxFaith" im Kino nur mäßig erfolgreich waren, lässt Feldstein verlauten, dass der Verleih sich wieder mehr auf Video-Projekte konzentrieren werde. Der erste Kinofilm, "Liebe löst den Schmerz", konnte im Oktober 2006 nur dürftige 253.000 US-Dollar einspielen. Vier Monate später verdiente "Das Geheimnis der kleinen Farm" nur 388.000 US-Dollar. Die größten Erfolge an den Kinokassen konnten "One Night With The King" und "Das ultimative Geschenk" erzielen, mit jeweils 13 und 3,4 Millionen US-Dollar.

Budgets für Holywood-Verhältnisse winzig

Die Budgets der Filme sind für Hollywood-Verhältnisse winzig. Zum Vergleich: Die für einen christlichen Film sehr aufwendige Historien-Inszenierung von "One Night With The King" verbrauchte etwa 20 Millionen US-Dollar. "Der Da Vinci Code", der im selben Jahr herauskam, hatte dagegen einen Etat von ca. 125 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Natürlich gibt es großartige Filme, die mit wenig Budget ausgekommen sind. "Durch den Tod versöhnt", ein biografischer Film über christliche Missionare im Amazonas, hatte mit einem Budget von ungefähr 10 Millionen US-Dollar einen hohen Produktionswert.

Aber generell kann man sagen, dass "FoxFaith" es noch lernen könnte, nicht nur saubere Familienfilme mit niedrigen Produktionskosten zu vermarkten, sondern verstärkt christliche Filmemacher zu unterstützen, die Filme aus einer christlichen Weltsicht heraus produzieren, mit faszinierenden, authentischen Geschichten und hochwertigem Produktionswert. Wenn sie diesen Job gut machen, wird es vielleicht sogar gelingen, aus dem eigentlich angestrebten Zielpublikum herauszuwachsen. Denn wer sieht nicht gerne großartige Filme? (pro)

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