Glamour, Geld und Sex: Dann kam Gott ins Spiel

Was Giuseppe Fusaro erlebt hat, reicht für mehrere Leben. Zunächst bestimmten Frauen, Alkohol und Drogen sein Leben. Als er dem Schauspieler Ralf Bauer begegnet, markiert dies einen ersten Einschnitt. Der ehemalige Promi-Wirt schreibt in seinem Buch, warum Gott seine ganzen Sehnsüchte gestillt hat. Eine Rezension von Johannes Blöcher-Weil
Von PRO
Nach seinem Ausstieg aus der Gastronomie-Welt macht sich Giuseppe Fusaro auf den Weg nach Santiago de Compostela

Giuseppe Fusaro ist ein Name in der Gastronomie-Szene. Der Promi-Wirt und Nürnbergs Vorzeige-Italiener genießt das Leben in vollen Zügen. In seinem Buch „Vom Playboy zum Pilger“ erklärt er, warum ihn sein Lebenswandel nicht wirklich befriedigte – und wie er in seiner ganzen Verzweiflung doch noch herausgefunden hat, wofür er leben möchte.

Die Höhen und Tiefen seines Lebens verdichtet der Autor auf 220 Seiten. Bereits als Kind ist er ein Wanderer zwischen den Welten. Die Familie zieht 1961 aus Kalabrien in die Nähe von Nürnberg. Dort kommt „Pino“ 1962 zur Welt. Er wächst aber die ersten vier Lebensjahre bei seinen Großeltern in Italien in einem „geborgenen Umfeld“ auf.

Nach dem Umzug nach Deutschland spielt der Fußball die wichtigste Rolle. Außerdem ist er Ministrant in der Katholischen Kirche. Eine wirklich enge Bindung zu seiner Familie baut er nie auf. Mit elf Jahren schicken ihn seine Eltern auf eine katholische Klosterschule. In dem Internat rebelliert Fusaro gegen die Priester. Mit 14 Jahren endet das „dreijährige Martyrium“ – ohne Abschluss.

„Tagsüber alles fürs Geschäft, nachts alles fürs Ego“

Auch in der Berufsschule sorgt er für Ärger. Er fälscht Schülerausweise und handelt damit. Für sein Auskommen sorgt er mit Nebenjobs in der Pizzeria. Das Geld gibt er in Discos und Clubs gleich wieder aus. Er bekommt als junger Mann die Chance, eine Pizzeria im fränkischen Wendelstein zu übernehmen. Für ihn rächt sich, dass er es mit der Buchhaltung nicht so genau nimmt.

Nach seiner Entlassung aus dem Knast versucht er sich ein neues Image zu geben: unter anderem als Double von George Michael Foto: adeo
Nach seiner Entlassung aus dem Knast versucht er sich ein neues Image zu geben: unter anderem als Double von George Michael

Fusaro ist süchtig nach Sex und Drogen: „Tagsüber tat ich alles fürs Geschäft, nachts fürs Ego“, beschreibt er die Zeit. Aber er bewegt sich auf dünnem Eis. Bald wird er wegen Körperverletzung, Diebstahl, Hehlerei, Förderung der Prostitution und Urkundenfälschung zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Freilassung versucht er sich ein neues Image aufzubauen.

Aber Fusaro tappt wieder in die Falle. Er macht sein ganzes Selbstwertgefühl von der Bestätigung anderer abhängig. Er versucht sich als Autohändler, kehrt aber kurze Zeit später wieder in die Gastronomie zurück. Sein Name wird zum Erfolgsgarant. Er baut Gaststätten und Kneipen zu einer Marke auf, die zu angesagten Ausgeh-Orten werden. Viele schmückten sich damit, ihn zu kennen.

Mit dem Kontostand stieg die Frustration

In seinem tiefsten Innern wabert die Frage, wo er seine nicht-materiellen Sehnsüchte stillen kann. Nach Antworten sucht er in der Esoterik und in sämtlichen Weltreligionen. Er bastelt sich seine eigene Religion. Als er dem Schauspieler Ralf Bauer begegnet, organisieren sie zusammen regelmäßige Hilfstransporte nach Rumänien. Dort setzen sie sich gegen Kinderarmut und Organhandel ein.

Der Leser denkt, dass Fusaro langsam die Bestimmung seines Lebens findet. Zwar steigt sein Kontostand, aber nicht seine Zufriedenheit. Das Auf und Ab seines Seelenlebens vergleicht er mit einem Jo-Jo. 2007 verlässt Fusaro die Welt der Gastronomen. Er geht in die Privatinsolvenz, weil das Finanzamt noch immense Nachforderungen hat.

Fusaro zweifelt, ob seine jetzige Situation wirklich der nächste Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis ist. So lehrt es der Buddhismus. Er sucht weiter und macht sich im wahrsten Sinne des Wortes auf einen langen Weg. Er lässt sein komfortables Leben hinter sich, um zu pilgern. Die Bibel und ihre Inhalte kennt er bis dahin kaum: „Ich hatte mich ständig so verhalten, wie ich dachte, dass ich sein müsste, damit alle mich mögen und gut finden“, bekennt er.

„Vegetierte wie eine lebendige Leiche vor mich hin“

Auf seiner Wanderung erlebt er viele kleine Wunder, durch die Menschen, denen er begegnet. Gleichzeit hat er Ängste und Zweifel, ob das alles so richtig ist. Er sucht nach Antworten in der Wüste, auf einer Fahrradreise durch Europa und auf dem Weg nach Lourdes. Sein Grundproblem bleibt: Er macht sich von den Meinungen anderer abhängig. Zudem plagen ihn Panikattacken, ein Suizid-Versuch scheitert, seine Freundin trennt sich und auch Freunde wenden sich ab.

„Ich vegetierte im Haus meiner Eltern wie eine lebendige Leiche vor mich hin!“ In dieser verzweifelten Lage fordert er von Gott eine Antwort. Er greift zur Bibel und bekommt sie. Fusaro kapiert, dass eine Stelle in Jeremia 30 genau ihm gilt: „‚Ich bin bei dir‘, spricht der Herr.“ Es ist ein Aha-Effekt. Fusaro fällt es wie Schuppen von den Augen. Ihm gelingt nach und nach die Rückkehr in ein normales Leben.

Er beschäftigt sich intensiver mit der Bibel. Seine eigene Patchwork-Religion stellt er in Frage. Er begreift, dass es für Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt. Und er versteht, trotz seiner vielen Wanderungen, dass es nur einen Weg zur Wahrheit gibt – nämlich Jesus. Am Ende des Buches erfährt der Leser, welche heilende Wirkung dies für die familiären Beziehungen hat und wie Fusaro andere Prioritäten für sein Leben setzt – und sich taufen lässt.

„Vom Playboy zum Pilger“ ist eine spannende Biografie, die aufgrund der vielen Höhen und Tiefen fast schon ein bisschen überladen daherkommt. Giuseppe Fusaro öffnet sich dem Leser kompromisslos und authentisch. Fusaro hat alles Materielle besessen, aber er war viel unterwegs, um den richtigen Weg für sein Leben zu finden. Als Konsequenz daraus möchte er niemanden missionieren, aber so leben, dass er anderen möglichst viel Liebe entgegenbringe. Auf seinen weiteren Wegen möchte er sich von Gott führen lassen, in dem Wissen, dass die letzte Lebensreise sein schönste sein wird.

Giuseppe „Pino“ Fusaro: „Pellegrino - Vom Playboy zum Pilger - Mein langer Weg nach Hause“, adeo, 224 Seiten, 20 Euro, ISBN 9783863342227 Foto: adeo
Giuseppe „Pino“ Fusaro: „Pellegrino – Vom Playboy zum Pilger – Mein langer Weg nach Hause“, adeo, 224 Seiten, 20 Euro, ISBN 9783863342227
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