„Ohne den Maßstab Bibel wird alles maßlos“

Mit christlichen Büchern die Menschen vor Ort erreichen. Das war das Ziel von Christen aus Memmingen, als sie mit Hilfe die erste Christliche Bücherstube gründen wollten. Heute gibt es 29 von ihnen. In diesem Jahr feiert die Arbeit ihren 40. Geburtstag. Pro sprach mit dem Geschäftsführer Hartmut Jaeger über Höhenflüge, Tiefschläge und warum die Menschen in schlechten Zeiten zu christlichen Büchern greifen.
Von PRO
Geschäftsführer Hartmut Jaeger steht Rede und Antwort zu den Höhen und Tiefen der Christlichen Bücherstuben. Diese feiern im Januar ihren 40. Geburtstag

pro: Vor 40 Jahren wurden die Christlichen Bücherstuben gegründet. Wie gut konnten sie das Ziel erreichen, christliche Literatur zu verbreiten?

Hartmut Jaeger: Wir sind für die Entwicklung der Christlichen Bücherstuben GmbH sehr dankbar. 1977 haben Christen aus Memmingen die Christliche Verlagsgesellschaft in Dillenburg angesprochen, ob sie dort einen Bücherladen einrichten kann. Sie wollten gerne vor Ort missionarisch arbeiten und ihnen fehlte dafür die christliche Literatur. Das war der Startpunkt für den ersten Buchladen dieses Modells. Christen vor Ort haben Mitarbeiter gesucht und den Laden ehrenamtlich betreut. Die 1957 gegründete Christliche Verlagsgesellschaft hat dabei geholfen, die Filiale einzurichten.

Mittlerweile gibt es 29 solcher Bücherstuben. Wie kam es dazu?

Das Modell sprach sich schnell herum. Bereits binnen kürzester Zeit gab es in Siegen und Krefeld weitere Buchläden. Wenig später hat das Finanzamt uns aufgefordert, die Arbeit nicht auf Basis des gemeinnützigen Verlages zu machen, sondern eine eigene Firma zu gründen. Dies geschah 1980 mit der Christlichen Bücherstuben GmbH. Aktuell haben wir 29 Läden mit 450 Mitarbeitern. Alle Läden sind durch die Initiative örtlicher Christen entstanden. Sie sehen die Läden vor Ort als Missionsstation und arbeiten dort ehrenamtlich. Die GmbH ist dafür da, sich um Mietverträge zu kümmern und dafür, dass alles rund läuft.

Gibt es geographische Schwerpunkte?

Die sind zweifellos da, wo es viele christliche Gemeinden gibt, etwa im Sieger- oder im Sauerland. Die Läden sind verteilt in ganz Deutschland: von Ravensburg bis Rendsburg und von Bautzen bis Aachen.

Wo setzen Sie in Ihrem Verlagsprogramm Schwerpunkte? 

Sie müssen unterscheiden zwischen der verlegerischen Arbeit und der Arbeit der Bücherstuben GmbH. Letztere ist eine Art Barsortimenter, der mit Büchern – natürlich auch aus unserem eigenen Programm – handelt. Die Christliche Verlagsgesellschaft konzentriert sich stark auf die Bibel, Bücher zur Bibel und Literatur zur Lebenshilfe. Die Bücherstuben haben Literatur aus allen christlichen Verlagen, die unserem Anliegen entsprechen. Bücher, die in unsere Läden kommen, werden vorher rezensiert. Danach entscheiden wir, ob wir die Bücher in unsere Läden stellen oder nicht. Die Inhalte sollen Menschen den Weg zu Jesus Christus zeigen und ihnen helfen, im Glauben zu wachsen. Dabei ist die Bibel unser Maßstab.

Hören Sie auch den Vorwurf, dass Sie eine zu enge Auswahl bei den Büchern treffen?

Im Jahr 2000 hatte ich als neuer Geschäftsführer ein Schlüsselerlebnis. Ein Freund hat mir vorgeworfen, dass wir unsere Kunden mit unseren Auswahlkriterien entmündigen. Einige Jahre später kam er zu mir und hat sich entschuldigt. Er sagte: „Wenn ich in euren Laden komme, habe ich Orientierung. Ich weiß, dass hier Bücher stehen, die ich mit meinem biblischen Standpunkt gut vertreten kann.“ Es gibt mittlerweile so viele Neuheiten, dass Kunden dankbar sind für unsere Einordnungen. Nicht so dankbar sind die Verlage, deren Bücher wir nicht in unsere Läden stellen.

Welche Bücher kommen denn auf den „Index“?

Der Begriff „Index“ ist zu scharf. Wir verbieten ja keine Bücher. Wir haben lediglich eine Nicht-Verkaufsliste, aber die gibt es in fast jeder Buchhandlung. Bei uns landen Bücher zu 99 Prozent aus inhaltlichen Gründen auf der Liste. Es geht uns nicht darum, bestimmte Verlage auszuschließen. Wir wollen inhaltlich bewerten, ob das Buch hilfreich ist und es unserer biblischen Sicht entspricht. Wir wollen einfach keine Bücher verkaufen, deren Inhalte wir nicht teilen.

Welche Bücher und Verlage betrifft dies?

Ein pauschale Auswahl ist schwierig. Wir wollen auch niemanden verurteilen und erst recht nicht bestimmte Verlage in Verruf bringen. Ich möchte es trotzdem konkretisieren. Das bekannteste Beispiel ist die VOLX-Bibel. Sie verdient nicht den Titel Bibel. Ich habe damals dem Autor Martin Dreyer gesagt, dass er das Buch ‚Martin erzählt Jesus Geschichten‘ hätte nennen können. Aber den Titel Bibel verdient dieses Werk nicht. Ein anderes Beispiel ist Rob Bells Buch „Das letzte Wort hat die Liebe“. Hier wird dem Leser eine Form der Allversöhnungslehre schmackhaft gemacht, die nicht dem Gottesbild der Bibel entspricht. Auch Thorsten Dietz’ Verständnis von Sünde in seinem Buch „Weiterglauben“ widerspricht dem historischen Bericht in 1. Mose 3. Thorsten Hebel serviert in seinem Buch „Freischwimmer“ seine Zweifel an Gott wie auf einem silbernen Tablett. Das findet in unseren Buchläden keinen Platz. Jürgen Mettes Publikation „ Die Evangelikalen“ ist ebenfalls nicht förderlich für den kindlichen Glauben an Gottes Wort. Es gab weltlichen Medien Stoff für eine sehr unschöne Sendung über die Evangelikalen. In dem Buch Thomas Jeising „Knapp daneben ist auch vorbei“ haben wir diese Titel besprochen und unsere Sichtweise dargelegt.

Was waren die schwierigsten Phasen in der Geschichte der Bücherstuben?

Zweifellos ist die Situation des Buchhandels schwierig und die Umsätze rückläufig. Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es das gedruckte Buch trotz Online-Shops und E-Books noch. Ich bin überzeugt, dass das auch so bleiben wird. Gott hat sich durch ein Buch offenbart. Deswegen wird es auch weiterhin existieren. Manchmal bekomme ich mit, dass die Anonymität des Internets die Menschen in den Laden treibt. Dort werden sie persönlich beraten. Das ist unsere große Chance. Die persönliche Beratung kann auch Beziehungsarbeit sein.

Sind die Mitarbeiter gelernte Buchhändler?

Ganz selten. Es sind engagierte Christen, die ehrenamtlich mitarbeiten, um in unseren „Missionsstationen“ Botschafter Christi zu sein. Bei unseren früheren Jahrestagungen haben wir immer wieder auch Verkaufsschulungen angeboten. Noch wichtiger ist, dass wir unsere Mitarbeiter zum missionarischen Dienst motivieren. Wenn Herzen für Jesus brennen, ist im Laden eine warme Atmosphäre, die Kunden anzieht.

Sie haben aber auch Läden schließen müssen …

Die Geschäftsleitung hat entschieden, keinen Laden aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen. Wenn wir Läden geschlossen haben, war dies der Wunsch der örtlichen Mitarbeiter. Fünf Läden haben wir wegen Personalmangel aufgegeben. Unser Leitsatz ist: Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, sondern auftragsorientiert. Wir möchten, dass durch unsere Bücherstuben Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden. Das ist uns mehr wert als alles andere. Deshalb haben unsere Läden in der Regel Gesprächsecken, wo die Kunden Fragen stellen können. Unsere Mitarbeiter sind auch gehalten, möglichst mit Menschen ins Gespräch zu kommen. In diesem Zusammenhang hatten wir ein beschämendes Erlebnis.

Was ist passiert?

Wir wollten einen Laden schließen – dann bei unserem Jahrestreffen der Christlichen Bücherstuben berichtete ein Besucher, dass er, ausgelöst durch Kontakte zu genau diesem Laden, Christ geworden ist. Er war vorher Zeuge Jehova. Sein Zeugnis hat dazu geführt, dass noch elf weitere Menschen Christen geworden sind. Das war für uns ein deutliches Signal, Läden nicht mehr aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen.

Wo sehen Sie beim Blick in die Zukunft die größte Herausforderung?

Die Buchläden sind in die Jahre gekommen und die Mitarbeiter werden älter. Ich hoffe, dass das Feuer der ersten Stunde auch in die nächste Generation getragen wird. Das ist die erste Herausforderung. Einzelne Läden wurden geschlossen, weil die Leute vor Ort andere missionarische Schwerpunkte gesetzt haben. Die zweite Herausforderung ist es, inhaltlich Kurs zu halten. Ich glaube, dass wir alle Kinder unserer Zeit sind. Es wird immer schwieriger, gute geistliche, biblische Literatur auf den Markt zu bringen. Drittens müssen wir wirtschaftliche Herausforderungen meistern. Wir haben nie große Gewinne gemacht. Bei kleinen Überschüssen wurde diese immer wieder in die missionarische Arbeit gesteckt. Bisher hat Gott im wirtschaftlichen Bereich immer wieder Gnade geschenkt.

Von welchen Zahlen reden wir?

Wir machen etwas über 2,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr. In diesem Jahr konnten wir den Umsatz über die verschiedenen Vertriebswege um vier Prozent steigern. Es ist immer eine neue Herausforderung, die schwarze Null zu erreichen. Wir nutzen die anderen Vertriebswege, wie etwa unseren Buch-Shop www.cb-buchshop.de, Versandhandel und die Büchertische, um die Arbeit in den Läden aufrechtzuerhalten.

Was meinen Sie damit, „als Kinder unserer Zeit inhaltlich Kurs zu halten“?

Die Bibelfrage ist für mich die Schicksalsfrage für die Zukunft der Gemeinden. Ist die Bibel für mich uneingeschränkt Gottes Wort? Oder enthält sie, wie man das heute vielfach meint, nur göttliche Gedanken und der Mensch legt dann fest, was von ihr historischer Bericht oder nur Erzählung ist? Für uns ist und bleibt die Bibel der absolute Maßstab und wenn wir diesen Maßstab verlieren, werden wir maßlos.

Vielen Dank für das Gespräch.

Geschäftsführer Hartmut Jaeger (links) und Betriebsleiter Markus Koch präsentieren in den Läden ein breites Angebot. Den Laden in Dillenburg gibt es sogar schon seit 50 Jahren. Foto: pro/Johannes Blöcher-Weil
Geschäftsführer Hartmut Jaeger (links) und Betriebsleiter Markus Koch präsentieren in den Läden ein breites Angebot. Den Laden in Dillenburg gibt es sogar schon seit 50 Jahren.

Die „Christliche Bücherstuben GmbH“ (CB) wurde gegründet, um christliche Literatur zu verbreiten. Über dem wirtschaftlichen Interesse stand das missionarische Anliegen. Christen vor Ort richteten die Bücherstuben als „Missionsstationen“ ein, um die biblische Botschaft weiterzugeben und mit Menschen in Kontakt zu kommen. Neben den Mitarbeitern in der Zentrale in Dillenburg arbeiten über 400 Ehrenamtliche in den 29 Bücherstuben. Ein weiterer Zweig ist die Einrichtung und Betreuung von Büchertischen in den Gemeinden. Außerdem gibt es einen Direktversand und einen Internetshop. Das Werk wird von über 35 Gesellschaftern aus Brüdergemeinden in ganz Deutschland getragen. Geschäftsführer sind Hartmut Jaeger und Klaus Velleuer.

Die Fragen stellte Johannes Blöcher-Weil

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