„Inside Islam“: Was in deutschen Moscheen gepredigt wird

Was wird in den Moscheen in Deutschland wirklich gepredigt? Dieser Frage ging der Journalist und Tagesschau-Moderator Constantin Schreiber nach und veröffentlichte seine Rechercheergebnisse in seinem Buch „Inside Islam“.
Von Jörn Schumacher
Für sein Buch „Inside Islam“ recherchierte der deutsche TV-Journalist Constantin Schreiber in verschiedenen Moscheen

Constantin Schreiber war viele Jahre in arabischen Ländern unterwegs und spricht fließend Arabisch. Er wollte wissen: Wie viele Moscheen sind Orte von Radikalisierung? Was genau predigen Imame beim Freitagsgebet? Wieviel Politik steckt in türkischen Predigten in Deutschland? Und wie wird in den Moscheen über Deutschland gesprochen, wenn man „unter sich“ ist? Dafür besuchte er 13 deutsche Moscheen und hörte bei den Predigten genau zu. Sein Buch, das am Dienstag erschienen ist, gibt einen Einblick in eine Welt, die für die meisten verschlossen ist. Schreibers Moschee-Report ist seit Dienstag auch als Reihe in der ARD zu sehen.

Er sei bewusst nicht in „Vorzeige-Moscheen“ oder in Salafismus-Moscheen gegangen, sagte Schreiber gegenüber der ARD. „Ich wollte den Durchschnitt haben.“ Zusammenfassend sagte der TV-Journalist: „Es gibt keinen anderen Ort in Deutschland, an dem sich Muslime so verschiedener Herkunft, ob jung oder alt, ob Flüchtling oder Geschäftsmann, so regelmäßig treffen und dem ausgesetzt sind, was dort als Weltbild gezeichnet wird.“ In einer der Moscheen habe er „demokratiefeindliche Broschüren“ gefunden.

Die Predigten seien manchmal theologisch, aber manchmal auch politisch gewesen. „Der rote Faden, der sich leider durch die Predigten, die ich besucht habe, gezogen hat, war die Warnung vor dem Leben draußen in Deutschland.“ Manches sei zudem „nicht akzeptabel“ gewesen, was er gehört habe, etwa: „Du kannst nicht Muslim und Demokrat zugleich sein!“ Keine einzige Predigt sei ein Brückenschlag zur freiheitlichen Gesellschaft gewesen. Stattdessen Warnungen davor, Freundschaften mit Nichtmuslimen einzugehen, ebenso Hetze gegen Juden, Armenier und Jesiden.

Grimme-Preisträger mit Kontakt in arabische Länder

CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn sprach sich im Rahmen der Veröffentlichung des Buches dafür aus, ein Register mit allen deutschen Moscheen einzurichten. Er finde es wichtig, „dass wir wissen, wo ist was“, sagte Spahn am Dienstag in Berlin. Problematisch findet er die Rolle der islamischen Verbände. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland etwa vertrete trotz seines Namens nur eine kleine Minderheit. Spahn stellte fest: „Alle Verbände zusammen repräsentieren nicht einmal ein Viertel der Muslime in Deutschland.“ Der größte Verband, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), müsse außerdem die Frage beantworten: „Löst ihr euch von der Türkei?“

Der Journalist Constantin Schreiber war mehrere Jahre Korrespondent des arabischen Programms der Deutschen Welle in Dubai. Außerdem moderiert er auf Arabisch eine Wissenschaftssendung für den ägyptischen Sender ONTV. In der deutschen Berichterstattung moderiert er regelmäßig Sendungen zu den Themen Naher Osten des Senders n-tv. Seit Januar 2017 ist er bei ARD-aktuell und moderiert Ausgaben der Tagesschau und des Nachtmagazins. Für die Moderation der deutsch-arabischen n-tv-Sendung „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ wurde er 2016 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. (pro)

Foto: Econ Verlag

Constantin Schreiber: „Inside Islam. Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“, Econ/Ullstein, 256 Seiten, 18 Euro, ISBN 9783430202183

von: js

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