„Die Hütte“: Was ist dran am Gottesbild des Weltbestsellers?

Der amerikanische Theologe Roger E. Olson hat sich nicht nur aus persönlichen Gründen mit dem Erfolgsroman "Die Hütte" beschäftigt. Zeitgleich zum Roman von William Paul Young ist das Buch "Gott und Die Hütte" erschienen. Darin geht Olson Fragen nach, die Leser des Romans befassen: Wo ist Gott, wenn unschuldige Menschen leiden? Ist Gott wirklich eine dreiköpfige Familie? Vergibt Gott jedem bedingungslos?
Von PRO

Von Roger E. Olson

Nur wenige Bücher bewegen die Gemüter von Millionen von Lesern auf der ganzen Welt zurzeit so sehr wie William P. Youngs außergewöhnlicher Roman „Die Hütte“. Jeder, der selbst schon mal völlige Verzweiflung erlebt oder einen trauernden Freund begleitet hat, kann die Gefühle von Mack in „Die Hütte“ nachempfinden. In dem Roman lebt Mack lange unter einer schwarzen Wolke, genannt die „Große Traurigkeit“, womit die schreckliche innere Verzweiflung gemeint ist, die mit einem schweren Verlust einhergeht. Das kann der Tod eines Familienangehörigen sein. Das kann finanzieller Zusammenbruch sein. Das kann eine Scheidung oder der Zerbruch einer Beziehung sein. Was auch immer die Situation ist, die „Große Traurigkeit“ ist ein Lebensgefühl, das leider viele Menschen nur allzu gut kennen.

Wenn sich Leute von der Großen Traurigkeit niedergedrückt fühlen, fragen sie oft: Wo ist Gott? Wo war Gott, als mein Mann oder meine Frau starb? Wo war Gott, als mein Bruder bei einem Autounfall umkam und eine Frau und zwei kleine Kinder zurückließ? Wo war Gott, als ein Sturm oder das Hochwasser unsere Stadt und mein Haus zerstörte? Wo war Gott bei dem Amoklauf, der so viele Menschen das Leben gekostet hat?

In Bezug auf Gott gibt es wahrscheinlich keine Frage, die Christen und Nicht-Christen dermaßen aufwühlt wie diese: Wie kann ein guter und allmächtiger Gott solche entsetzlichen Dinge geschehen lassen? Wie konnte Gott den Tod des Menschen zulassen, den ich so liebte? Insbesondere, wenn dieser Tod mit grässlichen Schmerzen verbunden war und einen Pfad der Verwüstung hinter sich ließ? Derartige Gedanken bringen Menschen dazu, Gottes Charakter oder Existenz infrage zu stellen. Das Ringen mit diesen Fragen ist sicher ein Grund, warum sich „Die Hütte“ von William P. Young millionenfach verkauft hat, wobei jedes verkaufte Buch von zwei oder drei Leuten gelesen wird. Es stellt sich diesen Fragen – besonders der Frage nach Gottes Charakter – auf absolut überzeugende Weise.

„Die Hütte“ erinnert mich an die bekannte Fernsehserie „Ein Hauch von Himmel“. Beide vermitteln tiefe Gedanken über Gott, das Leid, das Böse und den freien Willen, ohne bestimmte Theologen, Kirchen oder konfessionelle Traditionen zu erwähnen. „Die Hütte“ ist unverhohlen christlich, spricht aber durch seine „unreligiöse“ Anmutung auch eine große Leserschaft an, die nicht gläubig ist. „Die Hütte“ will nicht nur eine gute Geschichte erzählen, sondern vor allem das Porträt eines Gottes zeichnen, der ein liebender Vater ist. William P. Young ist theologisch offensichtlich gut gebildet, aber er lässt es sich kaum anmerken. Die Leser werden nicht mit religiösem Kauderwelsch bombardiert, sondern unmittelbar an die alles entscheidenden Fragen des Lebens herangeführt.

Ich halte „Die Hütte“ für mehr als nur einen „religiös angehauchten“ Roman; die Geschichte ist wahr. Nicht in dem Sinne, dass die dort beschriebenen Dinge tatsächlich passiert sind, sondern dass das Buch sehr treffend beschreibt, was in zerbrochenen Menschen vorgeht und was die Bibel zu den entscheidenden Fragen des Lebens sagt.

Ähnlich wie die biblischen Gleichnisse vom verlorenen Sohn oder vom barmherzigen Samariter hat uns „Die  Hütte“ etwas zu sagen. Das Buch möchte uns dazu ermutigen, Gott zu vertrauen, auch wenn das Leben schwer ist. Es birgt sehr viel Wahrheit über das Wesen Gottes und seine Beziehung zu einer Welt, die voller Schmerz und Elend ist. Es erklärt uns, dass das Leben grausam ist, Gott aber nicht. Unzähligen Menschen stoßen jeden Tag unglaublich schreckliche Dinge zu. Trotzdem hat es Gott nicht auf uns abgesehen, und selbst inmitten des größten Schmerzes, den man sich nur vorstellen kann, ist er da.

„Die Hütte“ vermittelt fundamentale Wahrheiten über Gott, die biblisch sind. Es gibt auch ein paar Aspekte in der Geschichte, mit denen ich nicht übereinstimme. Hier und da habe ich einige Kleinigkeiten entdeckt, die nicht zu den Buchcharakteren zu passen scheinen. Einige der Aussagen, die Young Gott in den Mund schiebt, würde ich so nicht formulieren. Ich finde nicht, dass sie die Botschaft des Buches völlig untergraben, aber man sollte sie mit einem Fragezeichen versehen. Doch nichtsdestotrotz kann uns die Geschichte sehr viel bringen.

Der Text ist ein Auszug aus dem Buch von Roger E. Olson, „Gott und Die Hütte – Was ist dran am Gottesbild des Weltbestsellers?“. Das Buch ist im Verlag Gerth Medien erschienen. ISBN 978-3-86591-435-4, 9,95 Euro

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