„Das Evangelium nach Satan“: Thriller wird zum Bestseller

Wer das Titelbild der aktuellen Ausgabe des Börsenblatts sieht, mag zunächst erschrecken. Es zeigt ein Buch mit dem Titel "Das Evangelium nach Satan" mit dem Vermerk: "Hier ruht Gottes Macht. Zum Feuer verdammt seien die Augen, die es in sich aufnehmen." Dahinter steckt ein neuer religiöser Thriller, in dem jedoch viele lediglich einen Abklatsch der Romane von Dan Brown sehen.
Von PRO

Der Debütroman von Patrick Graham wurde in Frankreich praktisch über Nacht zum Bestseller. Ab November ist die deutsche Ausgabe von „L’evangile selon Satan“ auch bei Blanvalet erhältlich, wie die Verlagsgruppe Random House ankündigt.

Der in Kanada geborene Patrick Graham ist eigentlich als internationaler Unternehmensberater tätig. Neben seinem Beruf interessiert er sich aber leidenschaftlich für Religionsgeschichte. Aus dieser Passion resultiert auch sein Debütroman. In Frankreich erhielt er für seinen Thriller bereits die begehrte Auszeichnung „Prix Maison de la Presse“. Nach der überwiegend positiven Resonanz auf das Buch in Frankreich ist der Bestseller ins Deutsche übersetzt worden.

Paranatürliche Gaben und grausame Hinrichtungen

Die von Graham geschilderte Handlung beginnt im Jahr 1348, der Periode der Schwarzen Pest, in einem Augustinerkloster in Bolzano. Die Vorsteherin gerät durch Zufall in den Besitz einer geheimen Schrift, dem sogenannten Evangelium des Teufels, das unter keinen Umständen in die Hände der Teufelsanhänger geraten darf. Kurz darauf beginnt eine unmenschliche Kreatur als Mörder ihr Unwesen im Kloster zu treiben. Die Vorsteherin mauert sich schließlich verzweifelt mit dem verfluchten Evangelium ein und hinterlässt in der Mauer ihres Gefängnisses die Nachricht, dass derjenige, der sie finden wird, das Buch unverzüglich in die Hände der Kirche geben oder es verbrennen soll.

Sieben Jahrhunderte später, im Jahr 2006, lebt das Mysterium wieder auf. Die FBI-Agentin Maria Parks verfügt seit einem schweren Unfall über eine übernatürliche Gabe. Immer wieder hat sie Visionen, in denen sie sich im Körper anderer Menschen befindet, oftmals Mordopfer in ihren letzten Minuten. Schließlich wird sie auf den Fall vier verschwundener Nonnen angesetzt, findet diese gekreuzigt auf und sieht sich letztendlich einer skrupellosen uralten Sekte gegenüber, die um jeden Preis das sagenumwobene Satansevangelium bekannt machen und die Vorherrschaft über die katholische Kirche erlangen will.

Die Ermittlungen führen sie zu weiteren grausam hingerichteten Nonnen, die einem alten Orden angehören, der seit dem Mittelalter das verfluchte Werk verwahren soll. Zusammen mit dem besten Exorzisten des Papstes versucht Maria, „das Evangelium nach Satan“ aufzuspüren und gegen die Mächte der Finsternis anzutreten.

Kreuzesinschrift Hinweis auf Teufel?

„Auf jeden Fall werden die Liebhaber von Esoterik-Thrillern daran gefallen finden.“ so Guillaume Monier von „evene.fr“. Die Geschichte sei ein bisschen à la Stephen King, fantastisch und spannend. „Eine Geschichte bei der man unsicher wird, ob der geschilderte Exorzismus und die dämonische Besessenheit nun etwas Wahres, Reales an sich haben oder nicht. Man stelle sich vor, die Jünger des Teufels hätten ein Evangelium geschrieben, was seit Jahrhunderten von den Anhängern der Finsternis gesucht und von den ‚Guten‘ verwahrt und versteckt wird.“ Laut Monier versuche der Autor, den Leser zum Nachdenken über den Wert der heiligen Schriften im Allgemeinen anzuregen, nach dem Motto: Wie leicht lässt sich die Lehre der Christenheit erschüttern? Spannend sei auch die etwas andere Interpretation der Kreuzesinschrift „INRI“ in der Geschichte. So verkörpere ‚INRI‘ nicht nur die Abkürzung für „Jesus von Nazareth, König der Juden“, sondern auch das Akronym von „Janus von Nazareth, König der Hölle“. Positiv an dem Roman sieht Monier den Verzicht auf eine Schwarzweißmalerei. „Gut und Böse wird nicht einfach getrennt, die Personen befinden sich oftmals nah der Grenzlinie zum anderen Pol.“

Das Satansevangelium als neue Bibel

Wie der Bestseller auf deutschem Boden aufgenommen wird, bleibt abzuwarten. Auf französischer Seite jedoch sind sich viele der großen Magazine einig über die Genialität des Thrillers. „‚Das Evangelium des Satan‘ wird die neue Bibel“, so der Kommentar der französischen Illustrierten „Paris Match“. Ähnlich fällt auch die Meinung der Zeitschrift „Encre Noir“ aus: “ ‚Das Evangelium nach Satan‘ ist vielleicht bald ein Klassiker in einem Genre, das immer mehr an Bedeutung gewinnt“. „Le Progrès“ wertet die Neuerscheinung als fantastischen Thriller zwischen „Der Exorzist“ und „Das Schweigen der Lämmer“, der einem bis zum letzten Moment in Atem halte. Ein von „evene.fr“ befragte Leser wertet das Buch allerdings als billigen Abklatsch von Dan Browns „Da Vinci Code“.

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