J. K. Rowling: Von christlichem Glauben inspiriert

L o n d o n (PRO) - Das dürfte viele Christen verwundern: die britische Erfolgsautorin Joanne K. Rowling hat am Samstag geoffenbart, dass ihre Bücher grundlegend von christlichen Glaubensvorstellungen geprägt sind. Sie selbst trage innerlich einen Kampf mit dem Glauben aus, und dieser spiegle sich in ihren Bücher wider, sagte Rowling auf einer Lesereise in den USA.
Von PRO

„J. K. Rowling hat das Schweigen über die viel diskutierte Frage gebrochen, ob ihre Bücher von religiösen Themen durchdrungen sind und bestätigt, dass sie ihren persönlichen Kampf mit dem Glauben widerspiegelten“, berichtete die Webseite der britischen Tageszeitung „Telegraph“ am Samstag.

Ihre Bücher berühren immer wieder christliche Aussagen. Besonders im letzten, „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“, das am 27. Oktober auch in Deutschland erscheint, gibt es Anspielungen auf christliche Glaubensinhalte wie etwa auf ein Leben nach dem Tod und die Auferstehung. An einem Heiligabend kommt Harry mit seiner Mitschülerin Hermine durch eine Ortschaft, in der sich die Leute zum Gottesdienst versammelt haben. Auf dem Friedhof besuchen sie die Gräber seiner Eltern und der Familie des früheren Schulleiters Albus Dumbledore. Auf dem Grabstein der Dumbledores steht der Satz aus dem Neuen Testament: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“. Beim Ehepaar Potter findet sich der Spruch: „Der letzte Feind, der besiegt wird, ist der Tod“. Zudem wird betont, dass Harry als Baby Voldemorts Angriff überlebte, weil sich seine Mutter schützend vor ihn stellte: Die Eltern starben, die Liebe rettete das Kind. Der böse Zauberer weiß nichts von Liebe und hat deshalb Angst vor dem Tod.

„Es sind sehr britische Bücher, deswegen findet Harry aus sehr praktischen Gründen Bibel-Zitate auf den Grabsteinen“, sagte Rowling. „Aber ich finde, dass speziell diese beiden Zitate auf den Grabsteinen eigentlich die gesamte Reihe verkörpern und zusammenfassen.“

Bislang habe sie Fragen zu einem christlichen Bezug ihrer Bücher stets unbeantwortet gelassen, um nicht zu viel von der Handlung zu verraten, so die Autorin. „Für mich waren die religiösen Parallelen immer ganz offensichtlich. Aber ich wollte nie offen darüber reden, denn ich dachte, das würde den Leuten, die einfach nur die Geschichte wollten, zeigen, wie sie weitergeht.“

„Ich kämpfe innerlich mit Glaubensinhalten“

Rowling selbst gehörte früher der Anglikanischen Kirche an, ist nun jedoch Mitglied der Kirche von Schottland. Mit dem Konzept des Lebens nach dem Tod habe sie jedoch immer noch ihre Schwierigkeiten, sagt die Erfolgsautorin der „Telegraph“. „Die Wahrheit ist, dass ich wie (der britische Schriftsteller) Graham Green glaube, dass mein Glaube zurückkommen wird. Ich kämpfe sehr damit. Wenn Sie mich irgendwann fragen, ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube, oder wenn Sie mich regelmäßig während einer Woche danach fragen würden, dann würde ich wohl eher dazu tendieren, zu sagen: Ja, ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Aber ich trage da einen Konflikt aus. Es beschäftigt mich sehr, und ich glaube, das merkt man sehr deutlich in den Büchern.“

Manche Christen sind der Meinung, mit den Harry Potter-Büchern könne man sehr gut die Aussagen des christlichen Glaubens verdeutlichen. Andere raten vehement davon ab, die Bücher zu lesen, da sie okkult seien. Papst Benedikt XVI. schrieb bereits im Jahr 2003, als er noch Kardinal war, an die deutsche Potter-Kritikerin Gabriele Kuby: „Es ist gut, dass Sie die Menschen in Sachen Harry Potter aufklären, denn dies sind subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken, und das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte.“

Die katholische Soziologin Gabriele Kuby schrieb in ihrem Buch „Harry Potter – gut oder böse“, dass Rowling mit dem Zauberlehrling die Magie glorifiziere. Bei Harry Potter gebe es niemanden, der eindeutig das Gute wolle. Im Frühjahr geriet eine christliche Familie in die Schlagzeilen, weil sie sich dafür ausgesprochen hatte, die Lektüre von Harry Potter bereits in der fünften Klasse zu überdenken. Gegenüber dem Christlichen Medienmagazin pro sagte die Mutter, sie sorge sich, wenn ihr Sohn Bücher lese, „in denen es auch um Zauberei und Magie geht“. Zudem seien die Bücher grausam und auch daher ungeeignet für die Lektüre in der fünften Klasse.

Andere Kritiker hingegen finden, dass es gerade ein Vorteil der Harry Potter-Bücher sei, dass sie klar zwischen Gut und Böse trennen. Die Diplom-Heilpädagogin und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Jutta Draht etwa sagte gegenüber der „Deutschen Welle“, dadurch schaffe das Fantasy-Märchen Klarheit in einer Welt der „Multioptionalität“, also einer Welt, in der alles gewissermaßen beliebig sei.

Die 42-jährige Rowling hat drei Kinder. Ihre Bücher wurden in 64 Sprachen übersetzt. Das Vermögen, das sie mit den Büchern erwirtschaftete, wird auf knapp 800 Millionen Euro geschätzt. Als sie an ihrem ersten Potter-Buch schrieb und sich von ihrem Mann getrennt hatte, lebte sie noch von Sozialhilfe.

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