D’oh! Die Simpsons helfen der Kirche von England

L o n d o n / S p r i n g f i e l d (PRO) - Sie sind gelb, sie sind garstig, aber sie lieben sich: die Familie Simpson in der gleichnamigen Erfolgsserie ist nicht nur witzig. Kirchenleiter verwenden Episoden für den christlichen Unterricht, und angesehene Pfarrer bekennen sich als hartgesottene Simpsons-Fans. Nun bringt die Kirche von England ein Buch heraus, das die sympathische Familie aus Springfield zu Hilfe nimmt, um Jugendleitern die Arbeit mit Kindern zu vereinfachen.
Von PRO

In der kommenden Woche soll das Buch mit dem Titel „Mixing it up with the Simpsons“ unter christlichen Jugendleitern verteilt werden. Die jeweils 20 Minuten langen Episoden könnten zeigen, wie relevant der christliche Glaube im Alltag sei, teilte die Anglikanische Kirche am Montag mit. Bei den „Simpsons“ gehe es oft um christliche Themen wie Liebe, Strafe und Vergebung, hieß es. Tatsächlich spielt Religion in 70 Prozent der Folgen eine Rolle, wie eine Studie der California State University ergab.

Die Kinder könnten mithilfe der erfolgreichen amerikanischen Serie etwas über Glaubensinhalte lernen und langweilige Gottesdienste könnten spannender werden. Die Zahl der Jugendlichen unter 16 Jahren, die an den Sonntagmorgen-Gottesdiensten der Kirche von England teilnehmen, sei zwischen 2000 und 2005 um zwölf Prozent zurückgegangen, sagte der Jugendarbeiter der Diözese von Rochester in der englischen Grafschaft Kent, Owen Smith, der am Buch mitgeschrieben hat. Ein Sprecher der „Church of England“ sagte: „Einiges Material in dem Buch scheint vielleicht ein bisschen ungewöhnlich zu sein, aber es bietet viele Passagen aus der Bibel an.“

Auch Jesus erzählte gute Geschichten

Wie die „Sunday Telegraph“ berichtet, sagte der Bischof von Oxford, John Pritchard: „Jesus war ein großartiger Geschichtenerzähler – so wie die Macher der ‚Simpsons‘ – und die Kraft einer guten Geschichte liegt darin, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind, sie zum Lachen zu bringen und ihnen etwas zu geben, worüber sie nachher nachdenken können.“ Das Buch vergleicht etwa die freudige Erwartung, die Christen auf den kommenden Jesus Christus haben, mit der Ungeduld Bart Simpsons, der die nächste Show von Krusty dem Clown kaum erwarten kann.

Gegenüber der „Sunday Telegraph“ sagte Jugendleiter Smith: „Die Simpsons sind sehr moralisch, viele Folgen handeln von Themen und Problemen junger Menschen. Die Versuche der Autoren, Fragen nach Moral und Spiritualität zu behandeln, machen die Serie zu einem idealen Werkzeug.“ Auch der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, bekannte vor ein paar Jahren, ein glühender Fan der Serie zu sein. Hinter dem Bild der funktionsgestörten Familie Simpson liege ein Beispiel für „bemerkenswerte Stärke und gegenseitiger Verbindlichkeit“, sagte Williams und fügte hinzu: „Auch wenn bekannt ist, dass Homer ein Fiesling, Bart ein Ekel und Lisa eine Nervensäge ist, so weiß man doch, dass dahinter wirkliches Wohlwollen und Loyalität füreinander stecken.“

Das Magazin „Christian Today“ berichtete von einem Pfarrer namens Robin Spittle von der „All Saints“-Kirche in Kesgrave, nordöstlich von London: er zeigte in Pubs bereits Hollywood-Filme wie „Harry Potter“, um die Bedeutung von Ostern zu erklären. Zu den Simpsons sagt er: „Es ist eine Familie, die in die Kirche geht und moralische Entscheidungen trifft. Manche davon kann ich gutheißen, andere nicht; aber auf jeden Fall bietet sie eine gute Gelegenheit, eine Diskussion zu beginnen.“

Gott spaßt mit Homer

Bereits vor fünf Jahren gab es in den USA eine Anleitung für Sonntagsschulen, wie man anhand von acht Simpsons-Folgen christliche Werte vermitteln könne. Der Autor Mark Pinsky schrieb 2001 sogar ein eigenes Buch über die religiösen Hintergründe der Serie, der Titel: „Das Evangelium nach den Simpsons“.

„Die Simpsons“ erschuf der Musiker und Zeichner Matt Groening. Seit 1989 gibt es die Serie, und sie ist damit die am längsten laufende US-Zeichentrickserie. 400 Folgen gibt es mittlerweile, in über 60 Ländern sind die Simpsons zu sehen. Religion war ein immer wiederkehrendes Thema, Vertreter der größten Religionen wurden schon persifliert, ob Evangelikale, Katholiken, Juden oder Hindus.

Im Leben von Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie gehört Religion dazu – man sieht sie des Öfteren in die Kirche gehen, auch wenn Homer Simpson am Sonntag alles tut, um nicht gehen zu müssen. „Ich bin kein schlechter Mensch, warum sollte ich also den halben Sonntag damit verbringen, mir anzuhören, dass ich in die Hölle komme?“, sagt er in einer Folge. Wenn er doch einmal in die Kirche musste, schaut er sich danach Football im Fernsehen an, „um den Nachgeschmack rauszukriegen“. Einmal sagte Homer: „Wie heißt nochmal diese Sache mit den vielen gut gemeinten Regeln, die im wahren Leben doch nicht funktionieren… richtig: Christentum“. In einer Folge fragt Homer Gott nach dem Sinn des Lebens, und Gott sagt, er müsse warten bis zu seinem Tod, dann würde er es erfahren. Homer antwortet, so lange könne er nicht waren. Und Gott witzelt: „Du kannst keine sechs Monate warten?“

Das genaue Gegenteil von Homer ist sein Nachbar Ned Flanders, ein evangelikaler Christ. Er isst koscher – “ für alle Fälle“. Er fühlt sich meistens schuldig, weil er etwas nicht 100-prozentig gemäß seinen Idealen getan hat. Der Pastor von Springfield, Lovejoy, stellt oftmals den Inbegriff der Scheinheiligkeit dar: während er Glücksspiele als „achte Todsünde“ verurteilt, veranstaltet seine eigene Kirche Nächte mit zahlreichen Glücksspielen. Doch fast immer gibt es eine Wendung in einer „Simpsons“-Folge – und am Ende gibt es etwas zu lernen. Die Simpsons halten immer zusammen.

Groening selbst sagte einmal gegenüber dem Magazin „Mother Jones“, die Simpsons beteten nicht nur zu Gott, sondern Gott trete auch selbst auf: „Und Gott hat fünf Finger, anders als die Simpsons, die haben nur vier.“ Die Figur „Krusty der Clown“ basiere im Übrigen auf einem echten christlichen Clown, den Groening als Kind in Portland, Oregon, gesehen habe. Steve Tompkins, ehemaliger Autor der Serie, sagte dem „Harvard Lampoon“-Magazin, die Autoren seien „atheistische Juden oder atheistische Christen“, und nur zwei von ihnen gingen regelmäßig in die Kirche.

Homers Frau Marge bittet Gott in einer Episode darum, einen Hurrikane zu stoppen und ihre Familie zu retten. Sie fügt hinzu: „Wir werden dir immer dankbar sein und dich allen unseren Freunden empfehlen.“ Ihr Sohn Bart ist überzeugt: „Weihnachten ist die Zeit, in der die Menschen aller Religionen zusammenkommen und Jesus Christus anbeten.“

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