„Künstler, nutzt die digitalen Möglichkeiten!

Am Katholisch-Sozialen Institut (KSI) in Bad Honnef dreht sich diese Woche alles um Kunst. Musiker, Sänger, Maler, Schauspieler und Multi-Media-Künstler aus ganz Europa tauschen sich beim "Christian Artists-Seminar" aus und wollen sich bei der fünftägigen Veranstaltung weiterbilden. Sehen Sie dazu auch unser Video!
Von PRO

Nach 30 Jahren in den Niederlanden treffen sich christliche
Künstler aus den verschiedensten Bereichen zum ersten Mal in Deutschland. Fünf
Niederländerinnen, fünf Deutsche und eine Belgierin sitzen an
Einzeltischen im "Forum II". Sie alle wollen vom erfahrenen Künstler
Eckhard Brock mehr über abstrakte Malerei lernen. "Ich habe keine
Geheimnisse, fragt mich alles, was ihr wissen wollt", bietet er den
Teilnehmern an. Sein Kurs für "Abstrakte Malerei" ist mit neun
Teilnehmern ausgebucht. Im Raum nebenan trainieren sechs junge Frauen
mit zwei Lehrern der "Spring Dance Company" aus Großbritannien. Aus der
Tür nebenan dringt Sologesang, ein paar Räume weiter klingen Klaviertöne
über den Flur. Ganz still ist es dagegen bei dem Seminar "Skulpturen".
Dort arbeiten die Teilnehmer zuerst mit Ton, bevor sie sich an den
nächsten Tagen daran wagen, Steine zu bearbeiten. Kleine Lerngruppen und
eine familiäre Atmopshäre kennzeichnen das Künstlertreffen. Dessen
Teilnehmer haben zwei Dinge gemeinsam: Sie lieben Kunst und sie sind
gläubige Christen.

Multimediale Möglichkeiten viel stärker nutzen

80 Workshops der unterschiedlichsten Kategorien stehen im Programm. In fast allen Seminaren wird auf Englisch unterrichtet. Tagesgäste sind nicht zugelassen. "Die Seminare finden jeden Tag zur gleichen Zeit statt und bauen aufeinander auf", erklärt der Leiter und Initiator von "Christian Artists Seminar", Leen La Rivière. "Es macht keinen Sinn, nur einen Tag teilzunehmen." Der Theologe und Künstler hat das europäische "Christian Artists Seminar" vor 31 Jahren ins Leben gerufen. "Es ist wichtig, dass Künstler sich treffen und ihre Arbeit reflektieren. Viele sind im Alltag so mit ihrer Arbeit und teilweise auch mit dem Überleben beschäftigt, dass sie sich nicht die Zeit nehmen, sich zu informieren, was auf der Welt und in der Kunstszene passiert."

Bei Kultur und Kunst wird zuerst gespart

Beim täglichen "Plenary Meeting" am Vormittag diskutieren sie über die Auswirkungen der Finanzkrise: "Krisen wirken sich auch auf die künstlerische Arbeit aus. Wenn alle sparen müssen, trifft dies natürlich ganz schnell die Bereiche Kultur und Kunst", weiß La Rivière. Daher findet er es wichtig, dass Künstler gemeinsam Ideen entwickeln, wie sie der gesellschaftlichen Entwicklung begegnen. Kunstschaffende sollten sich mit digitaler Technik auskennen, findet er. "Wir müssen lernen, die multimedialen Möglichkeiten viel stärker als bisher zu nutzen", sagt er. "Die meisten Künstler haben kaum Ahnung von digitalen Medien. Sie müssen Wege finden, sich in einer Gesellschaft, die  sich schnell verändert, zu positionieren."

Entsprechend stark wächst der Bereich der Multimedia-Angebote beim "Christian Artists Seminar". Im Fernsehstudio des KSI lernen Teilnehmer den Umgang mit der Fernsehkamera, aber auch, wie sie Filme konzipieren und zusammenstellen. Der britische Regisseur Richard Hughes hat langjährige Erfahrung im Filmemachen, er dreht Dokumentarfilme für BBC, Discovery Channel und andere Sender. "Christliche Produktionen sollten genauso professionell gemacht werden wie alle anderen. Nur dann haben sie eine Chance, ernst genommen zu werden", sagt er.

Fünf Tage lang Ideen und Inspiration

Die Teilnehmer kommen aus Österreich, der Schweiz, Frankreich, Großbritanien, Ungarn, Finnland, Belgien und den Niederlanden. Der Lehrer der Violinen-Meisterklasse, Antonis Sousaoglou, ist aus Griechenland angereist. Er spielt am "Thessaloniki State Symphony Orchestra" und gilt als einer der bekanntesten griechischen Violinisten. "Als ich das erste Mal hier ankam, kannte ich niemanden. Am Ende der Woche hatte ich viele neue Freunde – und den Kopf voller neuer Ideen", erzählt er. Dieses Jahr unterrichtet er zum dritten Mal.

Aber nicht nur hauptberufliche Künstler haben sich auf den Weg nach Bad Honnef gemacht – auch viele, die sich nebenberuflich mit Kunst beschäftigen, sind hier. So wie die niederländische Ärztin Margriet von Overbeeke: Sie ist zum zweiten Mal auf dem Christian Artists Seminar und will sich hier für ihr ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeinde inspirieren und schulen lassen. "Ich besuche einen Workshop, in dem wir lernen, wie wir biblische Themen im Tanz ausdrücken können.  Das ist toll, denn in der Kirche setzen wir zur Anbetung kaum einmal unseren Körper ein." Außerdem besucht sie ein Seminar zu modernen Worship-Formen.

Bei der täglichen "Talent-Evaluation" können Künstler sich und ihre Arbeit von einer professionellen Jury bewerten lassen. Viele spielen hier zum ersten Mal vor Publikum – so wie der 18-jährige Samuel aus Hilden. Er habe 20 unvollendete Songs in der Schublade, erzählt er. Nach dieser Woche will er sie gerne fertig schreiben. Vor dem Bewertungsteam aus sechs Profi-Musikern und rund 25 Interessierten präsentiert zwei eigene Lieder. Die Profis loben seine Texte und geben konkrete Tipps, wie er sein Gitarrenspiel noch verbessern kann. Kritik wird in liebevoller Weise und meist mit einer Portion Humor formuliert.

Am Nachmittag folgen drei einstündige Workshops. Etwa 14 Angebote finden parallel statt. Am Abend freuen sich alle auf die"Performances" (Vorführungen). Den Rest des Abends nutzen die Künstler zum Austausch. "Die Nächte werden hier von Tag zu Tag kürzer," verrät der Violinist Antonis Sousaoglou. "Dafür fährt man am Ende der Woche neu motiviert und voller Ideen nachhause." (pro)

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