Kritik an Ehrung von Mitri Raheb

Die Verleihung des deutschen Medienpreises an den Bethlehemer Pastor Mitri Raheb hat unter Theologen, Freunden Israels und Experten für Christen in Israel Befremden und sogar "Entsetzen" ausgelöst. Am Mittwoch berichtete auch das Christliche Medienmagazin pro von der Preisverleihung an Raheb.
Von PRO

Der "leise Friedensstifter", so die Begründung der Jury, bekomme den Preis, weil er "Orte der Begegnung, des Austauschs und des Dialogs" zwischen "Juden, Christen und Moslems" geschaffen habe. Nicht erwähnt wird, dass die von Raheb gegründete Schule und die Begegnungszentren grundsätzlich für Juden gesperrt sind, da es israelischen Bürgern seit Ausbruch der Intifada unter Strafe verboten ist, palästinensisch autonome Gebiete zu betreten, also auch Bethlehem.

Bei der Schweizer Agentur "Audiatur" hat der Jerusalemer Historiker Malcom Lowe harte Kritik an einer Grundsatzrede Rahebs bei einer Konferenz in Bethlehem 2010 veröffentlicht. Der palästinensische Pastor verbreite Rassismus und Hetze sowie eine Verdrehung theologischer Lehren. So habe Raheb behauptet, dass er, der Palästinenser, authentischer Nachfahre des Königs David und Jesu sei und identisches DNA habe, während der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu keinerlei Blutsverwandtschaft mit David und Jesus habe. Denn die europäischen Juden seien erst im Mittelalter zum Judentum konvertiert. Dieses kommentiert Lowe mit den Worten: "Nicht nur zeigt Raheb sich hier schamlos rassistisch, er hat auch nicht den geringsten Beweis, um seine Behauptungen zu stützen. Über Netanjahus Abstammung weiß er nichts, und er selbst könnte genauso von griechischen Pilgern oder europäischen Kreuzfahrern abstammen."

Wegen anderer Äußerungen wirft Lowe dem palästinensischen Theologen und einstigen Erfinder der "palästinensischen Theologie" vor, keine Ahnung von der Bibel zu haben und unwissenschaftlich vorzugehen. Lowe analysiert: "Dem "neuen Denken" Rahebs liegt vor allem eine Absicht zugrunde: zu zeigen, dass die Bibel bei der Rede vom auserwählten Volk die heutigen Palästinenser und insbesondere die palästinensisch-arabischen Christen meint. Bei aufmerksamer Lektüre der "palästinensischen Theologie" von Raheb, Ateek und ihresgleichen wird deutlich, dass diese Behauptung über die Auserwähltheit der Palästinenser bei gleichzeitigem Ausschluss Israels den ganzen Sinn und Zweck der Übung bildet".

Protestbriefe an Altbundespräsident Herzog

In offenen Briefen wurde der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog aufgefordert, nicht die Laudatio für Raheb bei der Preisverleihung zu halten. Das Ehepaar Birgit Schintlholzer-Barrows und John Barrows schrieb: "Pastor Raheb und sein Umkreis verbreiten seit Jahren theologische Ideen, die primär einer theologischen Untermauerung arabisch-palästinensischer Politik dienen. Sie zielen direkt ab auf eine Delegitimierung des jüdischen Staates. Einen Höhepunkt seiner langjährigen Bestrebungen stellt sein Vortrag dar, den er im März 2010 auf der Konferenz ‚Christ at the Checkpoint‘ in Bethlehem zum Thema ‚Kontextuale palästinensische Theologie und Realitäten vor Ort‘ hielt. Der Vortrag präsentiert seine neuste ‚Erkenntnis‘, dass nicht die Juden das Volk des ‚Alten Testaments‘ seien, sondern arabische Palästinenser. Juden wie etwa Netanjahu und seine Vorfahren seien eine dem Land historisch fremde Macht wie das damalige Rom."

Der Weinheimer Theologe und Erzieher Albrecht Lohrbächer schrieb an Herzog: "Da wir uns in unserer Arbeit in Israel und auch hier seit Jahren regelmäßig mit falschen Aussagen, mit nationalistischer Theologie (à la Deutsche Christen) und als Folge davon mit der daraus entstandenen Hetze gegen Israel und der systematisch betriebenen Delegitimation Israels durch Mitri Raheb auseinandersetzen (müssen), kann ich dieser Ehrung wegen nur Widerspruch einlegen."

Lohrbächer erwähnt Raheb als einen der Autoren des "Kairos-Papiers": "In ihm wird u.a. die Gewalt verherrlicht (‚Wir haben Hochachtung vor allen, die ihr Leben für unsere Nation hingegeben haben.‘). Und in ihm werden u.a. die Christen zum Boykott Israels und israelischer Waren aufgerufen. Dieses Papier dient hierzulande vielen Christen, auch Kirchenführern als Rechtfertigung ihrer Verurteilung Israels als ‚Apartheidstaat‘, als Staat der Unterdrückung der Christen." Lohrbächer erinnert Herzog an seine eigenen Reden im Bundestag und schließt: "Sie haben uns zu Recht angehalten, auf die Anfänge zu achten, den Anfängen zu wehren – es kann und darf doch nicht sein, dass Sie dann einem solchen Menschen die Laudatio halten! Ich kann und will das nicht glauben!" (pro)

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