Kritik an Amazon wegen Pädophilen-Ratgeber

In den USA hat ein eBook für Diskussionen gesorgt. Der Online-Buchhändler Amazon hatte einen Pädophilenratgeber für das elektronische Lesegerät "Kindle" im Angebot. Nachdem Kunden empört zum Boykott von Amazon aufriefen, nahm der Internetbuchhändler den Artikel aus dem Sortiment.
Von PRO

Das Buch "The Pedophile´s Guide To Love & Pleasure" (Pädophilen-Leitfaden für Liebe und Vergnügen) fiel erst auf, nachdem der amerikanische Blog "TechCrunch" über das eBook berichtete. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals ntv reagierte Amazon zunächst gelassen und berief sich in einer Stellungnahme gegenüber dem Portal "TechCrunch" auf die Meinungsfreiheit. "Ein Buch nicht zu verkaufen, weil man der Meinung sei, es sei anstößig, wäre Zensur", zitiert ntv den Internetbuchhändler. "Mehrere Tausend negative Artikelbewertungen und User-Kommentare, die sich gegen den Verkauf des Buches wandten, zeugen von einer anderen Meinung unter den Amazon-Kunden", schreibt dazu die Onlineausgabe des Wall Street Journals. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit und die Berichterstattung in den Medien nahmen derweil die Zugriffe auf den Pädophilenratgeber kontinuierlich zu. Dieser konnte zum Preis von 4,79 US-Dollar heruntergeladen werden. Innerhalb kurzer Zeit gelangte das umstrittene Werk auf Platz 65 der Top 100 der Kindle-Bücher. Erst nach massiven Protesten und Boykottaufrufen nahm Amazon das Hörbuch doch aus dem Programm.

Wieviel Berichterstattung ist richtig?

Die Diskussion geht aber weiter, jetzt streiten nicht nur Amerikaner darüber, ob es richtig war, über das Pädophilen-Buch zu berichten. Denn erst die Medien haben die öffentliche Aufmerksamkeit auf das  fragwürdige Objekt gelenkt. Dies bestätigte der Autor des Buches, Phillip Greaves, in einem Interview mit dem Onlineportal "the smoking gun", einem Angebot der TimeWarner-Gruppe. Der 47-Jährige, der sich als manisch-depressiv bezeichnet, sagte gegenüber "the smoking gun", er habe vor der Berichterstattung lediglich ein Exemplar des selbst produzierten Werkes verkauft.

In dem Buch habe er nach einem körperlichen Zusammenbruch die sexuellen Erfahrungen, die er als Kind mit anderen Kindern gemacht habe, aufgeschrieben. Er selbst sei kein Pädophiler. Wie NTV berichtet, hält "TechCrunch"-Autor Paul Carr die "Zensur" des elektronischen Buches für wenig sinnvoll. Durch die öffentliche Diskussion gebe es keinen Pädophilen mehr oder weniger.

Bei aller Diskussion bleibt es dennoch bedenklich, dass ein derartiger Titel überhaupt in das Sortiment von Amazon aufgenommen wurde.

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