Eine aktuelle Studie des Psychologen Francesco Rigoli von der Universität London hat die Auswirkungen der Corona-Krise auf die religiösen Überzeugungen untersucht. Die Studie geht der Frage nach, ob angsterzeugende Extremsituationen Menschen in ihrem Glauben bestärken oder davon abfallen lassen.
„Wir stellten fest, dass nach dem Coronavirus-Notstand stark Gläubige über ein höheres Vertrauen in ihre religiösen Überzeugungen berichteten, während Nichtgläubige von einer zunehmenden Skepsis gegenüber der Religion berichteten“, lautet es in der Vorveröffentlichung zum Ergebnis der Studie.
Für die Studie hatten im März 280 Erwachsene, je zur Hälfte Amerikaner und Briten, jeweils 50 Prozent Männer und 50 Prozent Frauen, an einer Online-Befragung teilgenommen. In einer Vorprüfung mussten die Kandidaten angeben, welche Nationalität sie haben. Zudem wollte der Forscher der University of London vorab von den Kandidaten wissen, ob sie sich zu einer Religion bekennen. An der Untersuchung sollten geplant nur Christen teilnehmen oder Menschen, die keinem religiösen Bekenntnis angehören. Von den Teilnehmern der Studie wollte Rigoli zudem wissen, wie religiös sie sich selbst auf einer Skala von eins bis fünf einschätzen (1 = nicht sehr religiös; 5 = sehr religiös).
Darüber hinaus wurde bei den Teilnehmern mit starkem Glauben die durch die Corona-Situation hervorgerufene höhere Angst mit einer zunehmenden Stärkung der religiösen Überzeugungen in Verbindung gebracht. Umgekehrt zeigte sich, dass bei Nichtgläubigen eine höhere Angst vor dem Coronavirus mit einer zunehmenden Skepsis gegenüber religiösen Überzeugungen in Verbindung steht. Die Beobachtungen stimmen nach Angaben einer Vorveröffentlichung der Studie mit der bekannten Annahme überein, dass stressbedingte Angst die Glaubensüberzeugung verstärkt, die bereits vor dem Auftreten des belastenden Ereignisses angenommen wurde.
Von: Norbert Schäfer