Kriminalität im Internet nimmt zu

Die Internetkriminalität ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Das zeigen eine Umfrage des Verbandes "BITKOM" sowie das Lagebild "Cybercrime 2010" des Bundeskriminalamtes. Computerbetrugsfälle und das Ausspähen von Daten haben demnach am stärksten zugenommen.  Ebenso sei die Angst der Internet-Nutzer größer geworden.
Von PRO

Knapp 60.000 Straftaten, in denen moderne Informations- und Kommunikationstechnik eingesetzt oder angegriffen wurde, verzeichnete die Polizeiliche Kriminalstatistik 2010, dokumentiert das Lagebild "Cybercrime 2010", das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Das sei ein Anstieg von rund 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der damit verbundene registrierte Schaden liege dem Bericht zufolge um 66 Prozent höher als 2009 und belaufe sich auf rund 61,5 Millionen Euro.

"Durch die Technisierung der Gesellschaft und die weitverbreitete Nutzung moderner Medien und Kommunikationsformen haben diese neuen Medien auch Einzug in klassische Kriminalitätsformen gehalten, vor allem im Betrugsbereich", sagte Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes. "Im Zielspektrum der Cybergruppierungen steht die vollständige Identität der Internet-Nutzer, die die Täter bedarfsangepasst und flexibel für ihre kriminellen ‚Geschäftsmodelle‘ missbrauchen." Das sogenannte Phishing, das Ausspionieren von Daten beispielsweise beim Online-Banking, sei nach wie vor einer der Schwerpunkte der Internetkriminellen, stellt das Lagebild "Cybercrime 2011" fest. Im Vergleich zu 2009 seien die bekannten Fälle um mehr als 82 Prozent auf 5.331 im Jahr 2010 gestiegen, wobei der Bericht davon ausgeht, dass das nur etwa 40 Prozent der tatsächlichen Fälle sind.

Anpassungsfähige Täter

Diese Entwicklung, die sich bereits seit zwei Jahren abzeichnet, zeige die Anpassungsfähigkeit der Täter an neue technische Sicherungsmechanismen. Das Dokument macht deutlich, dass die "Phisher-Generation" von heute sich bei der Verbreitung von schädlichen Programmen immer verfeinerter Varianten bediene. So griffen sie auch auf Nachrichtendienste bei  sozialen Netzwerken wie Facebook zurück oder verschickten persönlich adressierte, infizierte Mails, um an Nutzerdaten zu gelangen, so der Bericht. Eine zunehmend verbreitete Variante sei es zudem, ausspionierte Personen oder Unternehmen mit Lösegeldforderungen für die gestohlenen Daten zu erpressen. Auch mobile Endgeräte wie Smartphones würden bereits angegriffen, um vor allem über SMS verschickte Transaktionsnummern für Online-Bankgeschäfte zu knacken. 

BKA-Präsident Ziercke weist darauf hin, dass Cyber-Kriminelle anpassungs- und innovationsfähig seien. Auch die Täterstrukturen hätten sich verändert: "Die Internet-Betrüger arbeiten zumeist auf internationaler Ebene arbeitsteilig zusammen. Sie begehen nicht nur selbst die Straftaten, sondern bieten auch Schadprogramme oder komplette kriminelle Infrastrukturen in den Foren der Underground Economy global zum Kauf oder zur Miete an", so Ziercke. Diese Werkzeuge seien relativ einfach zu handhaben und damit auch für Täter ohne fundierte IT-Kenntnisse nutzbar.

Nutzer vernachlässigen Sicherheit

Laut einer aktuellen Umfrage des Verbandes "BITKOM"  haben 70 Prozent aller deutschen Internetnutzer ab 14 Jahren schon einmal negative Erfahrungen im Netz, vor allem mit Viren und anderen Schadprogrammen gemacht. Auch die Angst vor Internet-Kriminalität hat der Umfrage zufolge zugelegt. Während sich 2010 drei Viertel aller User bedroht fühlten, seien es in diesem Jahr 85 Prozent. Am stärksten stieg die Angst vor dem Ausspähen und Missbrauch persönlicher Daten – von 46 Prozent im vorigen Jahr auf 59 Prozent 2011. Allerdings vernachlässigten noch viele Internetnutzer ihre Sicherheit. In der BITKOM-Studie "Datenschutz im Internet" geben 75 Prozent der Nutzer an, ein Virenprogramm zu verwenden, 70 Prozent nutzten eine Firewall. Dagegen surfe jeder Fünfte völlig ohne Virenschutz und Firewall. (PRO)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen