Kriege im Namen Gottes?

Mit der Folge "Terror für den Glauben" endete am Dienstagabend die fünfteilige ZDF-Dokumentation "Der Heilige Krieg". In 225 Minuten beleuchtete das ZDF die Geschichte des Islam und des Christentums. Zahlreiche internationale Experten kamen in der aufwändigen Serie zu Wort, hohe Einschaltquoten hat die Dokumentation aber nicht erreicht.
Von PRO

Das Team der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte hat unter der Leitung von Guido Knopp zum zehnten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center am 11. September eine aufwändige Produktion realisiert. Es geht um "Menschen und Mächte, die im Namen Gottes Kriege führen und am Ende doch nur um irdische Herrschaft ringen", so formulieren es die Autoren Alexander Berkel und David Hickman im Vorspann der Serie. Von dem ersten öffentlichen Auftreten Mohammeds und der Ausbreitung des Islams im sechsten Jahrhundert bis zum Tod Osama Bin Ladens im Juni 2011 beleuchtete das ZDF "zwei Religionen, die den Frieden wollen und ihn dennoch im Laufe der Geschichte immer wieder brechen".

Aufwändig inszenierte Spielfilmszenen wechseln ab mit Originalaufnahmen, zwischendurch erklären internationale Experten Hintergründe und Zusammenhänge. Regie bei der ZDF-Produktion führten Georg Graffe und der KEP-Medienpreisträger Stefan Brauburger. Rund 2,3 Millionen Zuschauer sahen den letzten Teil der ZDF-Produktion, dies entspricht einer Quote von 7,8 Prozent.

"Es ging darum, möglichst kinoreife Bilder zu schaffen"

Mit dem fünften Teil ist die Serie im 21. Jahrhundert angekommen. Die Folge "Terror für den Glauben" beschreibt Ursachen und Hintergründe des 11. September und sucht nach den Wurzeln des modernen "Dschihadismus". Bei den Anschlägen auf das World Trade Center habe es zwei Ziele gegeben, erklärt der Al-Qaida-Experte Lawrence Wright: "Einmal diese unglaublichen kinoreifen Bilder zu schaffen, die unvergesslich sind. Und dann ging es darum, so viele Menschen wie möglich zu töten." Wrights Buch "Der Tod wird euch finden – Al-Qaida und der Weg zum 11. September" ist im Jahr 2007 erschienen und wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Er ist einer der Experten in der ZDF-Produktion, die die Zusammenhänge zwischen der Radikalisierung einiger fanatischer Gruppen und der politischen Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens erklären.

Krieg im Namen Gottes auf beiden Seiten

Der fünfte Serienteil versucht, den Lebenslauf von Osma Bin Laden zu rekonstruieren und schildert, welche Vorbilder und Einflüsse den selbsternannten "Retter des Islam" prägten. Aber auch die Geschichte des Christentums, vor allem die Kreuzzüge, wird kritisch beleuchtet. Die Autoren erklären beispielsweise im zweiten Teil unter dem Titel "Kreuzzug nach Jerusalem", wie aus dem Aufruf von Papst Urban, den Glaubensgeschwistern in Jerusalem zu Hilfe zu eilen, "damit sie nicht von den Ungläubigen ihrer Länder beraubt und abgeschlachtet" würden, eine Massenbewegung wurde. Der Film zeigt, wie Christen sich durch das Versprechen des Papstes, wer "nur aus Frömmigkeit, nicht zur Erlangung von Ehre oder Geld nach Jerusalem aufbricht, den erwartet himmlischer Lohn", zu Entbehrungen, Gewalt und schlussendlich dem Einsatz des Lebens motivieren ließen. Bei der Erstürmung der Stadt richteten die "christlichen Ritter" ein Blutbad an. Der Begriff "Kreuzzug" bleibe seitdem für radikale Muslime die "historische Chiffre für westliche Aggression, Unterwanderung und Besatzung" und diene Al-Qaida als willkürliche Legitimation für den "Dschihad" im Zeichen des Terrors.

Die kompletten Folgen sowie kurze Zusammenfassungen, aber auch Hintergrund- und Unterrichtsmaterial stehen im Internet unter www.heiligerkrieg.zdf.de zur Verfügung. Animationen für PC und Tablet-Computer ergänzen das Angebot. Nach Angaben des Senders wurden die ersten drei Folgen der fünfteiligen Reihe bisher 300.000 Mal abgerufen. Außerdem sind die einzelnen Folgen auf DVD erhältlich.

Die Vergangenheit kritisch reflektieren

Im Zusammenhang mit der ZDF-Serie haben Peter Arens, Stefan Brauburger und Guido Knopp das Buch "Der Heilige Krieg" verfasst. Hier führen die Autoren vor Augen, wie im Lauf der Jahrhunderte im Islam und im Christentum religiöse Gefühle für politische Zwecke mobilisiert und missbraucht wurden, aber auch, welchen Einfluss so genannte "Heilige Kriege" bis heute auf das Verhältnis der Religionen und Kulturen ausüben. Und sie fragen nach den Auswirkungen des "arabischen Frühlings" auf die Welt.

"Es ist der Moment, das Vergange kritisch zu reflektieren", schreiben die Autoren in der Einleitung. Dazu gehöre zuallererst die Bereitschaft, etwas erfahren zu wollen über den anderen. "Ohne Wissen umeinander kein Verständnis füreinander" bringen sie ihre Botschaft auf den Punkt. Die ZDF-Produktion hat einen wichtigen Beitrag geleistet, um dieses Ziel zu erreichen.

Das Buch "Der Heilige Krieg" ist bei C.Bertelsmann erschienen und kostet 24,99. (pro)

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