„Kreuz.net“: Judenhass, getarnt als Katholizismus

Im Internet verbreiten rechtsextreme Fundamentalisten antisemitische Gedanken. Dabei tarnen sie sich als katholische Nachrichtenagentur und beantworten öffentliche Kritik mit Hasstiraden. Die katholische Kirche distanzierte sich nun von den Betreibern.
Von PRO

„Tapfere Katholiken, die im gegenwärtigen, unerbittlichen Kirchenkampf aufrecht stehen, scharen sich um den von den Medien zum Märtyrer gemachten Pius-Bischof Richard Williamson.“ Mit diesen Worten berichtete das Onlineportal „Kreuz.net“ am 26. Februar über eine Webseite, die Bischof Richard Williamson verteidigt. Ihn selbst stilisiert der anonyme Autor zum Heiligen. „Unterstützung für den Märtyrer-Bischof“ lautet die Überschrift des Textes.

Rechtsextrem, antisemitisch, propagandistisch

Er ist nur ein Beispiel für die rechtsextremen, antisemitischen und vor allem propagandistischen Meinungen, die das angeblich katholische Nachrichtenportal veröffentlicht. „Jetzt buckelt auch der Papst vor den Juden“, titelte „Kreuz.net“ am 1. März dieses Jahres anlässlich eines Papsttreffens mit einer US-amerikanischen jüdischen Delegation in Auschwitz. Autor Leo G. Schüchter bezeichnet das Gedenken an die Verfolgung der Juden in seinem Text als „Holocaust-Pseudo-Religion“. Nur zwei Tage später fragt er: „Wem dient die deutsche Holocaust-Empörungsindustrie?“, und vermutet: „Der Papst wird sich bei seinem Besuch im Heiligen Land schwer tun, vor der israelischen Entrechtung, Ghettoisierung und Vernichtung arabischer Untermenschen nicht zu schweigen.“ Weiter heißt es: „Die Rede über die nationalsozialistischen Gaskammern muss sich in Deutschland gar gesellschaftlich und medial verordneten Übertreibungen beugen. Statt dessen überbieten sich die umerzogenen deutschen Medien in Gaskammer-Phantasien. Bei der Holocaust-Hysterie geht es nicht um Mitleid mit den Opfern, sondern um leichenfleddernde Kommerzialisierungen.“ Doch das Portal schießt nicht nur gegen Juden. Unter dem Titel „Homo-Perversion live“ berichtet es am selben Tag über einen Schwulentreffpunkt in Bottrop.

Die Liste menschenverachtender Artikel könnte endlos weitergeführt werden. „Kreuz.net“ gibt vor, katholische Nachrichten verbreiten zu wollen. Die katholische Kirche wie auch diverse christliche Medienunternehmen, auf die das Internetportal verlinkt, haben sich jedoch mittlerweile von der Seite distanziert. „Wir haben mit dieser Seite nichts zu tun und stehen ihr auch in keiner Weise nahe. Dass die (anonymen!) Betreiber dieser Seite zu uns linken, macht uns ärgerlich“, ließ etwa „Radio Vatikan“ in einer Stellungnahme verlauten. In einer Pressemitteilung der „Österreichischen Bischofskonferenz“ heißt es, „Kreuz.net“ sei weder ein kirchliches, noch ein katholisches Medium. Die Seite sei – anders als der Anschein, den sie erwecken möchte – keine seriöse journalistische Quelle.

Betreiber von „Kreuz.net“ bleiben anonym

Diese mangelnde Seriosität belegt, neben den journalistischen handwerklichen Mängeln, vor allem die Anonymität der Betreiber. „‚Kreuz.net‘ ist die Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind. ‚Kreuz.net‘ akzeptiert ohne Namen eingereichte Informationen und betrachtet es als Ehrensache, die strikte Anonymität seiner Informanten zu wahren“, heißt es im Impressum der Homepage. Die Macher der Seite sind lediglich als „Sodalitium for ‚Religion and Information'“ benannt. Betrieben wird die Seite aus Kalifornien, wahrscheinlich um der deutschen Gesetzgebung zu entgehen. Leicht könnte „Kreuz.net“ wohl Volksverhetzung nachgewiesen werden. In Deutschland wird dieser Straftatbestand mit drei Monaten bis fünf Jahren Haft geahndet.

In den vergangenen Wochen sind auch große Medienanstalten wie das ZDF oder die „Süddeutsche Zeitung“ auf die angeblich katholische Seite aufmerksam geworden. Jan Frerichs etwa berichtete für die Sendung „Heute Nacht“ von den Folgen der Internet-Hetzkampagnen. Der evangelische Pfarrer und Liedermacher Clemens Bittlinger veröffentlichte 2008 das Papst-kritische Lied „Mensch Benedikt – (k)ein Spaziergang mit dem Papst“. Daraufhin wurde er von „Kreuz.net“ als Papst-„Beschimpfer“ bezeichnet. Anonyme Drohungen folgten, so dass Bittlinger Konzerte sogar unter polizeilichem Begleitschutz spielen musste. Bittlinger ging an die Öffentlichkeit. Für „Keuz.net“ eine“oberpeinliche Mitleidstour“. (pro berichtete)

„Süddeutsche“: Ton ist „offen, aggressiv, verletzend“

Die „Süddeutsche“ bezeichnet den Ton der Webseite als „offen aggressiv, verletzend, gewalttätig, er ist getragen von Vernichtungswillen gegenüber dem Gegner“. „Kreuz.net“ wehrt sich daraufhin etwas hilflos, indem es den Text als „kleinen antikatholischen Hassartikel“ brandmarkt. Das Portal ist bemüht sich selbst als Opfer darzustellen. Öffentliche Kritiker werden als „dämonische Kirchenhassmediengeschäftsleute“ benannt, die ZDF-Reporter seien „Dämonenjäger“ oder „Katholikenhasser“. Selbiges gilt laut „Kreuz.net“ auch für die „Deutsche Bischofskonferenz“. Deren Sprecher Matthias Kopp distanzierte sich ebenfalls öffentlich vom Portal. Die dort vertretenen Meinungen seien „unsäglich und unerträglich“ und entsprächen keineswegs der Auffassung der römisch-katholischen Kirche. (PRO)

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