Korrupte deutsche Medien?

Deutsche Medien werden von der Bevölkerung als zunehmend korrupt wahrgenommen. Das fand das „Globale Korruptionsbarometer 2013“ von Transparency International heraus. Erstmals rangieren die Medien damit hinter öffentlicher Verwaltung und dem Parlament. Gründe für das schlechte Abschneiden seien unter anderem wirtschaftliche Probleme von Printmedien.
Von PRO

Mit einem Durchschnittswert von 3,6 auf einer Skala von 1 (nicht korrupt) bis 5 (sehr korrupt) hat sich das Image der Medien im Vergleich zum Jahr 2010 verschlechtert. Damals lag der durchschnittliche Korruptionswert bei 3. Schlechtere Werte erzielten in der aktuellen Umfrage nur politische Parteien mit einem Wert von 3,8 und die Privatwirtschaft mit einem Wert vom 3,7.

Das Barometer zeige, dass in allen Bereichen verstärkt gegen Korruption vorgegangen werden müsse, erklärte Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland, in einer Mitteilung der Organisation. „Korruptionsprävention muss von Führungspersonen in allen Bereichen als Führungsaufgabe angesehen werden“, sagte sie. Eine kritische Berichterstattung der Medien spiele dabei eine wichtige Rolle. Müller bezeichnete es deshalb als „alarmierend, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien zu sinken scheint“. Benötigt werde eine Diskussion über das Thema, wie langfristig Unabhängigkeit und Qualität der Medien gesichert werden könne.

Als Grund für den schlechten Wert der Medien nennt Transparency International wirtschaftliche Probleme im Bereich der Printmedien, „prekäre Arbeitsverhältnisse“ von Journalisten und Abhängigkeit von Anzeigekunden. In der Praxis führe da oft zu Interessenkonflikten.

Die Nichtregierungsorganisation (NGO) fordert deshalb, dass Prozesse in Verlagen und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf Korruption und Transparenz überprüft werden müssen. Der Rundfunk solle außerdem detaillierter über die Verwendung von Gebühren Auskunft geben.

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Michael Konken, sollten Medienunternehmen zudem die wirtschaftliche Basis von Journalisten stärken. „Insbesondere Freiberufler müssen auch künftig in der Lage sein, vom Journalismus zu leben“, sagte er gegenüber dem Branchendienst DWDL.de. Kein Medienunternehmen dürfe sich mit diesem Wert abfinden. „Die Glaubwürdigkeit ist das höchste Gut von Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Online-Portalen“, betonte Konken. Es sei „fatal“, wenn Leser, Zuschauer und Zuhörer den Eindruck hätten, es werde nicht mehr zwischen journalistischen Inhalten und Werbung getrennt.

Am besten schnitten beim Korruptionsbarometer Justiz mit einem Wert von 2,6, die Polizei und das Bildungssystem ab, beide mit einem Wert von 2,7. Genau in der Mitte lagen NGOs mit einem Wert von 3. Religiöse Institutionen lagen bei 3,1.

Für das „Globale Korruptionsbarometer 2013“ wurden 114.270 Personen in 107 Ländern befragt. In Deutschland wurden 1.000 Bürger über das Internet befragt. Das Barometer erscheint alle drei Jahre und untersucht, wie korrupt einzelne Sektoren, unter anderem Medien, Wirtschaft und Politik, von der Bevölkerung wahrgenommen werden. (pro)

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