Koptische Kinder wegen Gotteslästerung in Haft

Ein neun- und ein zehnjähriger koptischer Junge sind in Ägypten festgenommen worden. Sie sollen den Koran zerrissen und darauf uriniert haben. Nun wird gegen die beiden Kinder wegen Beleidigung des Islam ermittelt. Nach ägyptischen Gesetzen kann Blasphemie mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden, berichtet "Welt Online".
Von PRO

Laut ägyptischen Quellen soll ein Dorfimam Anzeige erstattet haben. Zwei Tage Jugendarrest hätten die beiden Jungen bereits hinter sich. "Welt Online" beruft sich auf die ägyptische Zeitung "El Ahram". Laut deren Internetseite kamen die Jungen am Donnerstag wieder auf freien Fuß, nachdem ihre Familien schriftlich zugesagt hatten, sie auch zu weiteren Befragungen zu bringen.



Waren die Jungen Analphabeten?

Der Vater eines der Kinder erklärte nach Angaben der ägyptischen Zeitung, dass die Jungen Analphabeten seien und nicht wüssten, was sie da beschädigt hätten. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen wurden auch die Sicherheitsvorkehrungen in dem Dorf erhöht, aus Angst vor Zusammenstößen zwischen christlichen und muslimischen Bewohnern.



Wie die "Gesellschaft für Bedrohte Völker" (GfbV) am Donnerstag mitteilte, nimmt die Zahl der Anzeigen wegen Gotteslästerung seit der Veröffentlichung des Mohammed-Schmähvideos vor wenigen Wochen deutlich zu: Mindestens 17 Verfahren gegen Kopten seien demnach inzwischen eröffnet worden. Nach Angaben des GfbV-Afrika-Referenten Ulrich Delius sieht sich auch eine Geschichtslehrerin mit dem Vorwurf der Gotteslästerung konfrontiert. Sie soll in ihrem Unterricht davon gesprochen haben, dass Mohammed in einer verarmten Familie aufgewachsen sei. Ein Schüler beschuldigte sie daraufhin, das Ansehen des Propheten angegriffen zu haben.



Blasphemie kann laut GfbV nach Artikel 98 des ägyptischen Strafgesetzbuches mit sechs Monaten bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Aus Sicht von Delius öffnet diese Regelung der Willkür Tür und Tor. Viele der Anzeigen basierten auf persönlichen Streitigkeiten. Radikal-islamische Parteien nutzten die Blasphemie-Gesetzgebung, um sich "als Verteidiger des Islam zu profilieren", zitiert ihn "Welt Online". (pro)

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