Kopten feiern trotz Drohungen

Obwohl das Bundeskriminalamt die Terrorgefahr in Deutschland am gestrigen Weihnachtsfest der Kopten hoch einstufte, verliefen die Feiern ohne Zwischenfälle. Im Irak aber vereitelte die Polizei einen Anschlag. Derweil hat das Auswärtige Amt finanzielle Hilfe für verfolgte Christen zugesagt.


Von PRO

"Wir sind nach wie vor in einer angespannten Sicherheitslage", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke am Donnerstag. "Nun warten wir mal ab, wie die weiteren Ermittlungen, die ja parallel auch verdeckt laufen, sich gestalten." Zumindest der gestrigen Abend, das Weihnachtsfest der koptischen Christen, verlief für die Sicherheitsbeamten ruhig. Hunderte sicherten Gottesdienste in Frankfurt, Lehrte bei Hannover, Düsseldorf, München oder Berlin ab. Auf das sonst übliche Festessen im Anschluss an den Gottesdienst wurde in diesem Jahr deutschlandweit verzichtet.

Muslime und Christen zeigen Solidarität

In Berlin signalisierten der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe Solidarität mit den Christen, indem sie den Gottesdienst ebenfalls besuchten. "Das hat uns Mut gemacht, das war ein gutes Zeichen", sagte anschließend ein Gemeindemitglied. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, nahm, ebenso wie der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider, in Düsseldorf an einem Weihnachtsgottesdienst der Kopten teil. "Wir wollen als Muslime in Deutschland ein deutliches Zeichen setzen, dass keine Verbrecher auf der Welt mit ihren schändlichen und gotteslästerlichen Taten einen Keil zwischen Christen und Muslime treiben können", sagte er.

Auch in Ägypten, wo am Neujahrstag 23 Menschen bei einem Anschlag umgekommen waren, wurden keine größeren Zwischenfälle gemeldet. Polizisten im ganzen Land sicherten die Kirchen und kontrollierten Ausweise. Allerdings sorgte ein verdächtiges Paket in einer Kirche im oberägyptischen Minia für Aufregung. Wie die Behörden später mitteilten, habe es sich um eine Blechdose mit Nägeln, Muttern und einem Silvesterkracher gehandelt. Unklar ist, ob sich jemand einen bösen Scherz erlaubt hat. Auch die Bombe von Alexandria war mit Nägeln und Muttern gefüllt gewesen.

Der koptische Klerus in Ägypten hat die Christen des Landes in den Weihnacht-Mitternachtsmessen aufgefordert, sich vom Terror der Islamisten nicht einschüchtern zu lassen. Das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Schenuda III., erinnerte in seiner Predigt in der zentralen Kathedrale von Kairo an die "Märtyrer" von Alexandria. An dem Gottesdienst nahm auch Gamal Mubarak, ein Sohn von Präsident Husni Mubarak, teil. In der zur orthodoxen Weihnachtsmesse voll besetzten Kirche der Heiligen in Alexandria sagte der Priester Paulus George: "Erhebt euer Haupt – was hier passiert ist, war eine Prüfung für unseren Glauben." Vor dem Gotteshaus, das von der Polizei weiträumig abgesperrt worden war, wurden T-Shirts verteilt, die mit Kreuzen bedruckt waren und dem Wort "Christ". Einige hielten Transparente mit der Aufschrift "Betet für diejenigen, die euch Schaden zufügen" hoch. Vor der Kirche postierten sich auch dutzende Muslime, um ihre Solidarität mit den Kopten zu bekunden.

Anschlag im Irak vereitelt

Sicherheitskräfte im Irak haben am Tag des orthodoxen Weihnachtsfestes nach eigenen Angaben einen Terroranschlag auf eine Kirche vereitelt. Ein Sprecher der Einsatzzentrale der Polizei in der nördlichen Stadt Mossul sagte, Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter hätten in der Nähe der chaldäisch-orthodoxen Jungfrau-Maria-Kirche im Zentrum von Mossul sechs Sprengsätze und zwei Sprengstoffgürtel gefunden. Vor zwei Monaten hatten islamistische Terroristen in Bagdad ein Blutbad in einer katholischen Kirche angerichtet.

Das Auswärtige Amt kündigte am Freitag an, 300.000 Euro für die Hilfe Verfolgter im Irak zur Verfügung zu stellen. Damit sollen Hilfsmaßnahmen für fast 2.000 Familien in der Provinz Ninive finanziert werden. Dort haben besonders viele Christen Zuflucht gefunden, nachdem sie wegen Drohungen und Anschlägen aus weiten Teilen des Landes geflohen sind. Die Notleidenden werden über die Wintermonate mit Decken, Lebensmitteln, Hygiene-Paketen, warmer Kleidung und Medikamenten versorgt. (pro/dpa)

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