Kopfgeld für Macher des Mohammed-Films gefordert

Hetze auf Pakistanisch: 100.000 Dollar Kopfgeld soll derjenige bekommen, der den Verantwortlichen für das Mohammed-Video tötet. Das hat der pakistanische Eisenbahnminister Ghulam Ahmad Bilour gefordert. Die Taliban und das Terrornetzwerk Al-Qaida bat er dabei um Unterstützung. Die pakistanische Regierung distanzierte sich von dieser Forderung.
Von PRO

Es gebe keinen anderen Weg, um "Gotteslästerern" Furcht einzuflößen, sagte Bilour laut der Nachrichtenagentur dpa. Doch weder in der Regierung noch in seiner Partei, der Awami National-Partei (ANP), findet er Unterstützung. "Das ist seine persönliche Äußerung, die nicht der Parteilinie entspricht", erklärte ANP-Sprecher Zahid Khan laut der Nachrichtenagentur dpa. "Um die religiösen Gefühle der Menschen zu schützen, fordern wir Gesetze, die eine Bestrafung aller Extremisten garantieren – ganz unabhängig von deren Religionszugehörigkeit."

Spekulationen um Beweggründe

Nach diesen Äußerungen haben pakistanische Medien über die Beweggründe Bilours spekuliert. Seine Partei ANP, die zusammen mit der Pakistanischen Volkspartei (PPP) von Premierminister Nasim Ashraf regiert, ist eigentlich säkular eingestellt und unterstützt den Kampf gegen islamische Extremisten. Eine Vermutung war, dass bei den anti-westlichen Unruhen am Freitag in der Provinzhauptstadt Peshawar einige Häuser des Ministers zu Schaden gekommen sind.

"Dem Mordaufruf liegt politisches Kalkül zugrunde", glaubt dagegen der Politikwissenschaftler Rasool Bux Raees von der Universität Lahore. "Politikern ist oft jedes Mittel recht, um sich beim Volk beliebt zu machen", sagte er laut dpa. Sie missbrauchten den Islam und die religiösen Gefühle ihrer Anhänger.

Erst vergangene Woche war Regierungschef Ashraf selbst auf diesen Zug aufgesprungen. Nachdem zahlreiche politische und religiöse Gruppen zu Massendemonstrationen gegen das Schmähvideo aus den USA nach den Freitagsgebeten aufgerufen hatten, erklärte er den Tag kurzerhand zum Feiertag. Damit wolle er seinen Landsleuten die Möglichkeit geben, ihrer "Liebe für den Propheten" Ausdruck zu verleihen. Später nannte der Premier den Film die "schlimmste Art von Fanatismus" und heizte die Stimmung zusätzlich an.

Zwar sei die öffentliche Verurteilung des Films durch die Regierung legitim gewesen, gesteht Raess zu. Dabei bestehe aber immer die Gefahr, Extremisten in die Hände zu spielen. Wie von den meisten Beobachtern befürchtet, eskalierten die Proteste Hunderttausender Muslime. Nach Medienberichten starben mindestens 23 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. "So etwas schadet der Allgemeinheit und dem internationalen Ansehen Pakistans", sagt Raess.

Für die Äußerungen Bilours findet Raess daher kein Verständnis. Konsequenzen haben seine Äußerungen für den Politiker zunächst nicht. Ein Sprecher des Premierministers Ashraf teilte mit, die Regierung werde über das weitere Vorgehen beraten. Bilour bleibe vorerst jedoch im Amt.

Iran: Google muss draußen bleiben

Indessen nimmt der Iran das Schmähvideo zum Anlass, die Suchmaschine "Google" und den Maildienst "Gmail" für Nutzer im Iran zu blockieren, berichtet die englische Zeitung "Guardian". Der Iran begründe den Schritt mit der Weigerung der Videoplattform "Youtube", die zu Google gehört, das Mohammed-Video zu sperren.

Neben China und Nordkorea gehört der Iran zu den Ländern mit der strengsten Internetzensur. Nach Schätzungen sind derzeit mehr als fünf Millionen Internetadressen blockiert, darunter auch "Facebook". Die Regierung in Teheran plant längerfristig, den Iran vom Internet abzukoppeln und stattdessen ein nationales Netzwerk aufzubauen, das frei ist von westlichen Einflüssen.

Als Reaktion auf den Mohammed-Film hat der Iran auch damit gedroht, die Oscars zu boykottieren. Wenn die Filmakademie in Los Angeles das Video nicht verurteile, werde der Iran möglicherweise nicht an der Preisverleihung teilnehmen, teilte der stellvertretende Kulturminister des Landes, Javad Schamkadri, am Montag mit. Im
vergangenen Jahr war eine iranische Produktion als bester nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet worden. (dpa /pro)

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