Ein großes Hotel meldet Insolvenz an – nach tendenziöser Berichterstattung in der ARD blieben die Gäste aus. Ob die vom eigenen Idealismus getriebenen Journalisten dies gewollt haben? Ein Kommentar von Moritz Breckner
Von PRO
Foto: Hessischer Rundfunk
Das Hotel „Seepark“ in der ARD-Doku „Ausgeliefert“
Erinnern Sie sich noch an den „Amazon-Skandal“, den die ARD im vergangenen Februar aufgedeckt haben will? In einer reißerischen Reportage hatten zwei Journalisten des Hessischen Rundfunks die angeblich grauenhafte Behandlung von Leiharbeitern im Amazon-Zentrum in Bad Hersfeld angeprangert. Dass sich manche der „Fakten“ im Nachhinein als falsch oder zweifelhaft erwiesen haben, tat dem Erfolg der Dokumentation keinen Abbruch: Millionen riefen den Film in der Online-Mediathek ab, Tausende riefen in sozialen Netzwerken zum Boykott Amazons auf.
Gut acht Monate später zeigt sich eine weitere Konsequenz des „Skandals“: Das traditionsreiche Ferienresort „Seepark“, wo Amazon zahlreiche Leiharbeiter beherbergen und angeblich von einer vermeintlich rechtsradikalen Sicherheitsfirma beaufsichtigen ließ, hat Insolvenz angemeldet. Das Urlaubs- und Tagungszentrum, in dem auch immer wieder christliche Konferenzen stattfanden, sieht sich durch die Medienberichterstattung in ein schlechtes Licht gerückt. Geschäftsführer Andreas Engelhoven erklärte gegenüber pro, viele Gäste hätten ihre Stornierung explizit mit den Negativ-Schlagzeilen begründet. Das Hotel habe jeden Tag Kunden verloren, die Umsatzrückgänge hätten sich auf eine halbe Million Euro summiert.
Bereits kurz nach Ausstrahlung des ARD-Films im Februar meldete sich eine der Protagonistinnen, die spanische Leiharbeiterin Silvina, bei lokalen Medien, pro berichtete damals ausführlich. Dass der „Seepark“ im Bericht so schlecht gemacht worden sei, sei ihr unangenehm. Die Leiharbeiter hätten sogar Freizeiteinrichtungen wie das Hotelschwimmbad kostenfrei nutzen dürfen.
Medien haben Macht, und Berichte in den Medien haben Konsequenzen. Das wissen auch die Journalisten, die den „Skandal“ rund um Amazon konstruiert haben. Auch wenn das Hotel „Seepark“ laut Insolvenzverwalter gute Chancen hat, in Teilen weiterbetrieben zu werden – von den derzeit 60 Mitarbeitern müssen vermutlich 20 gehen. Im Oktober haben sie ihren Lohn wegen des Insolvenzverfahrens von der Bundesagentur für Arbeit, also vom Steuerzahler, erhalten. „Dass Amazon in diesem Winter erstmals seit 2009 keine Mitarbeiter mehr bei uns unterbringt, hat uns den Rest gegeben“, sagt Engelhoven.
Ob die idealistischen Dokumentarfilmer der ARD mit diesen Konsequenzen gerechnet haben? (pro)
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