Konfliktpotenzial Weltreligion

Konflikte zwischen dem Islam und dem Christentum haben eine lange Geschichte. Wo die Ansatzpunkte liegen, damit ein gutes und gelungenes Zusammenleben möglich ist, hat der Islamwissenschaftler Bernard Lewis in einem Artikel der Tageszeitung Welt aufgearbeitet.

Von PRO

Die islamischen Staaten seien über die Jahrhunderte von außen dominiert worden und hätten – wenn überhaupt – von den Rivalitäten der äußeren Mächte profitiert. Viele Staaten hätten jetzt Probleme, sich auf diese neue Situation einzustellen und selbst Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. An Bedeutung zugenommen hätten dadurch auch die inneren ethnischen, religiösen und regionalen Kämpfe.

Darüber hinaus gebe es unter Muslimen Anzeichen für eine Rückkehr zu dem, was sie als „kosmischen Kampf“ zweier Religionen um die Weltherrschaft begreifen. Christentum und Islam würden nicht nur ihre Religion als universal, sondern auch als exklusiv ansehen, um Gottes finale Botschaft zu verkünden. Beide Seiten hätten sich lange geweigert, diesen Kampf anzuerkennen. Dies habe sich auch in den abwertenden Bezeichnungen des Gegenübers gezeigt.

Mehrere Phasen der Auseinandersetzung

Lewis vertritt die These, dass die Auseinandersetzung mehrere Phasen durchlaufen hätte: beginnend bei den Anfängen des Islam hin zu Zeiten, in denen der Islam mit Terror und Migration auf die Auseinandersetzung reagiert hätte. Offenkundig gebe es in Europa manches, wie etwa die Meinungsfreiheit und ein Bildungssystem, das anziehend auf Muslime wirke. Konfliktpotential berge auch die Tatsache, dass die Trennung von Kirche und Staat, Spirituellem und Temporären eine christliche Unterscheidung ist, die in der muslimischen Welt keinen Platz habe.

In der aktuellen Phase, in der Lewis ein konstruktives Engagement für unabdingbar hält, bestehe das Dilemma darin, dass Muslime in Europa zugleich mehr als auch weniger erwarte, als sie sich erhofft hatten: „Mehr insofern, als ihnen in Theorie und oft auch in Praxis politische Rechte zugestanden wurden … doch zugleich bekamen sie signifikant weniger, als sie den Christen einst in den traditionellen islamischen Staaten gegeben haben.

Große Hoffnung Freiheit

Gegenüber stünden sich aktuell Muslime, die leidenschaftlich und überzeugt über Eigenschaften verfügten, die in den meisten Ländern des Westens wenig ausgeprägt sind: „Sie halten ihre Sache für gerecht, während wir einen Großteil unserer Zeit damit verbringen, uns selbst schlecht zu machen.“ Die großen Vorteile des Westens sind für Lewis das Wissen, durch eine lange Geschichte wissenschaftlicher Errungenschaften und die Idee der Freiheit, die immer mehr geschätzt und immer öfter ersehnt werde: „Auf lange Sicht ist sie unsere größte, vielleicht unsere einzige Hoffnung“, bilanziert Lewis. (pro)

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