Die zweite Welle muss gestoppt werden

Auch wenn es manche Skeptiker nicht wahrhaben wollten: Die zweite Welle der Pandemie ist da. Nun müssen sich alle am Riemen reißen, um Schlimmeres zu verhindern. Ein Kommentar von Nicolai Franz
Von Nicolai Franz
Mit der Maske durch die Pandemie: Um die Infektionskurve abzuflachen, sind erneute Anstrengungen nötig.

Lange hatten Virologen davor gewarnt, nun ist sie da: Die zweite Welle der Pandemie. Schon seit Wochen steigen die Infektionszahlen. Sogenannte „Querdenker“ versuchten, den Anstieg durch eine angeblich sehr hohe Rate von falsch-positiven Tests wegzudiskutieren. Corona werde durch Massentests künstlich am Leben erhalten, hieß es. Die Fachwelt widersprach, und nun kommen harte Fakten hinzu, die niemand mehr ignorieren kann. Denn die Intensivstationen in Deutschlands Krankenhäusern verzeichnen seit etwa zwei Wochen stetig mehr Covid-Patienten, die eine besondere Behandlung brauchen. Aktuell zeigt diese Kurve steil nach oben. Wird sie nicht abgeflacht, ist die Gesundheitsversorgung bedroht, die Pandemie könnte außer Kontrolle geraten.

Wegen dieser gefährlichen Situation hat die Bundeskanzlerin das Treffen der Bund-Länder-Runde am vergangenen Mittwoch als „historisch“ bezeichnet. Zurecht. Denn es müssen unbedingt sinnvolle Entscheidungen her, die die Infektionsentwicklung bremsen. Neue Maßnahmen, Kontaktbeschränkungen – es klingt wie im Frühjahr. Einen echten Lockdown will – und sollte – die Politik unbedingt vermeiden. Denn anders als noch vor Monaten wird die Bevölkerung zunehmend Corona-müde. Umso wichtiger wird es, dass die künftigen Maßnahmen endlich transparent, am besten einheitlich, wohldosiert und gänzlich nachvollziehbar werden.

Einen Bärendienst erweisen Politiker, die etwa für das sinnlose und unverhältnismäßige Beherbergungsverbot stehen, wonach Reisende aus Risikogebieten zwar nicht im Einzelzimmer eines Hotels, wohl aber bei der befreundeten Familie zwei Straßen weiter übernachten dürfen. Keinesfalls darf nun der Eindruck entstehen, einzelne Landesfürsten wollten sich durch unabgestimmte Vorstöße für höhere Ämter bewerben. Zu viel steht auf dem Spiel.

Denn auch die Perspektive im Frühjahr war eine andere. Da stand der helle Sommer mit langen Abendstunden vor der Tür. Freunde trafen sich eben im Garten statt im Wohnzimmer, statt Familienbesuchen mit Kaffee und Kuchen konnte man sich auch zu Spaziergängen in Parks und Wäldern verabreden. Kirchengemeinden veranstalteten Open-Air-Gottesdienste mit Klappstuhl und Picknick-Decke, und wenn jemand alle 30 Minuten stoßlüftete, musste niemand dabei frieren.

Doch die zweite Welle startet zeitgleich mit der dunklen, nasskalten Jahreszeit. Deswegen ist es jetzt so wichtig, dass sich alle Bürger an die Regeln halten, um keine weitere Eskalation zu riskieren. Dazu gehören natürlich auch Kirchengemeinden, die sich wie viele gesellschaftliche Kräfte nach wenigstens einem Stück Normalität sehnen, zum Beispiel dem Weihnachtsfest mit Präsenzgottesdiensten. Diese sind möglich – wenn Bürger und Politiker jetzt Verantwortung beweisen.

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