Die Heidi-Show am Abgrund

Am Donnerstag startet die 14. Staffel der Castingshow „Germany's Next Topmodel“ unter der Fuchtel von Modelmama Heidi Klum. Es soll jetzt neben Aussehen auch um Persönlichkeit gehen. Das macht die Show allerdings nur noch schlimmer und fragwürdiger, als sie sowieso schon ist. Ein Kommentar von Swanhild Zacharias
Von PRO
Heidi Klum veranstaltet die Castingshow „Germany's Next Topmodel“ schon seit dem Jahr 2006

Heidis „Meedchen“ laufen wieder. Zum 14. Mal heißt es im deutschen Privatfernsehen: „Nur eine kann Germany‘s Next Topmodel werden!“ Und dafür nehmen die Kandidatinnen unter dem Drill von Modelmama Heidi Klum einiges in Kauf: Stolpern auf schmerzhaft hohen Schuhen, Shootings in eisiger Kälte, in luftiger Höhe, zusammen mit großen oder kleinen Tieren – oder einfach nackt. Nur, um sich am Ende in die Reihe der gekürten „Topmodels“ einzureihen, und dann doch in den Beruf der Steuerfachangestellten zurückzukehren oder erstmal Abitur zu machen.

Viel lässt sich kritisieren an dem Format, das die jungen Mädchen vorführt, oft in ihren sensibelsten Momenten zur Schau stellt und den vornehmlich jungen Zuschauern ein starres und fragwürdiges Bild von dem vermittelt, wie Frauen auszusehen, sich zu bewegen und zu verhalten haben. Das ist nichts Neues.

Doch seit der letzten Staffel ist etwas anderes hinzugekommen. Seitdem geht es auch um „Personality“, also um Persönlichkeit. Auch in der Ankündigung zur diesjährigen Show wird Klum nicht müde, das zu betonen. „Das Bild in der Modeszene hat sich total verändert. Personality wird immer wichtiger“, sagte sie vor kurzem bei einer Veranstaltung in Berlin. Bei der Auswahl der Kandidatinnen setze sie deshalb unter anderem auf eine ausgefallene Persönlichkeit.

Persönlichkeit zu haben, bedeutet dem allgemeinen Verständnis nach so viel wie Charakterstärke und Individualität zu besitzen. Dass die Macher von „Germany‘s Next Topmodel“ darunter etwas ganz anderes verstehen, zeigte sich beim Finale im vergangenen Jahr. Da wurde nämlich neben dem Topmodel-Titel auch der „Best Personality Award“ verliehen. ProSieben ließ die Zuschauer eine Woche lang über sechs Kandidatinnen abstimmen, wen sie am liebsten mögen. Die Gewinnerin erhielt den Preis.

Die falsche Botschaft

Man schlussfolgert: Wer beliebt ist, hat die beste Persönlichkeit. An dieser Feststellung stören gleich zwei Dinge. Erstens: Eine starke Persönlichkeit zu besitzen, hat nichts mit dem Thema Beliebtheit zu tun. Im Gegenteil: Jemand mit Charakterstärke und einem ausgeprägten Selbstbewusstsein wird wahrscheinlich wenig um Aufmerksamkeit heischen und um Anerkennung buhlen. Zweitens: Persönlichkeit lässt sich nicht in „gut“ oder „schlecht“ einteilen. Jemand, der eher schüchtern ist, nicht dem Schönheitsideal entspricht und sein Selbstbewusstsein vielleicht noch entwickeln muss, besitzt eine genauso wertvolle Persönlichkeit wie der Model-Typ, den eine ganze Fangemeinde anhimmelt. Die eigene Identität sollte sich nicht an Vorgaben der Modewelt messen.

Ob sich die vornehmlich junge Zuschauerschaft der Sendung allerdings darüber im Klaren ist, kann man bezweifeln. Wer gerade in der Pubertät steckt, ist oft unsicher, beeinflussbar und sucht nach Anerkennung. Was löst es bei jungen Menschen aus, wenn sie sehen: „Personality“ besitzt nur, wer schön, selbstbewusst und beliebt ist? Besser wäre es, junge Menschen zu ermutigen, sich selbst anzunehmen und sich trotz schiefer Nase oder ein paar Pfund zuviel zu lieben.

Wer sich als Christ versteht, für den hat dieses Bewusstsein nochmal eine weitere Dimension. Denn Gott verleiht keinen Preis für die „best personality“. Er hat jeden Menschen einzigartig gemacht und nimmt jeden so an, wie er oder sie ist. Bei ihm ist jeder gleich wertvoll und gleich geliebt; egal, welche Stärken oder Schwächen er besitzt. Wer sich darüber definiert, hat die Basis für eine gesunde Persönlichkeit geschaffen.

Von: Swanhild Zacharias

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