Spiegel und Stern vergessen ihre journalistische Objektivität

Viele Medien, darunter die Magazine Der Spiegel und Stern, haben die Einführung der Homo-Ehe regelrecht gefeiert. Journalistische Objektivität geriet in den Hintergrund. Ein Gastkommentar von Michael Voß
Von PRO
Der Journalist Michael Voß kritisiert: Medien wie Spiegel und Stern haben in Sachen „Homo-Ehe“ ihre Objektivität abgelegt

Der 30. Juni 2017 war nicht nur das Ende der staatlich angebotenen Ehe aus christlich europäischer Tradition und der Ersatz durch die moderne „Ehe für alle“. Der Tag war auch Schauplatz des besonderen Scheiterns journalistischer Objektivität. Beste Beispiele dafür waren die Magazine Spiegel und Stern – sie änderten mitten in eine heftige politische Diskussion hinein die Grundfarben ihrer Logos bei Facebook in die Regenbogenfarben der Schwulen- und Lesben-Bewegung. Spiegel Online machte sogar besonders kreativ das „O“ auf seiner Homepage zu einem regenbogenfarbenen Überraschungsei. Eine nette Geste in Richtung derer, die einen politischen Kampf gewonnen hatten, und ein digitaler Mittelfinger in die Richtung der Befürworter der bisherigen Ehe. Insgesamt war das das sichtbare Ende der journalistischen Objektivität.

Denn wer kann noch objektiv über die Ehe zwischen Mann und Frau berichten, wenn oben links bei jeder Veröffentlichung die Regenbogenflagge der „Ehe für alle“-Fans auftaucht? Ich könnte es nicht. Und als Leser oder Nutzer nehme ich es dem Autor auch nicht ab.

Möglichst objektiv zu berichten – das ist für mich die Krönung des Journalismus. Das heißt nicht, dass ein Journalist keine eigene Meinung haben darf. Im Gegenteil: Jemand, der sich immer wieder neu in Themen einarbeiten muss, der wird sehr schnell eine eigene Meinung zu vielen Themen haben. Und das ist auch gut so. Doch diese eigene Meinung gehört in einen Kommentar, und nicht in die Berichterstattung – und schon gar nicht in das offizielle Logo eines Nachrichtenmagazins.

Euphorie: So reagierten deutsche Medien auf Twitter auf die Entscheidung des Bundestags zur „Ehe für alle“ Foto: Collage: pro
Euphorie: So reagierten deutsche Medien auf Twitter auf die Entscheidung des Bundestags zur „Ehe für alle“

Wer berichtet, sollte alle Seiten und Argumente darstellen – und das möglichst objektiv. „Möglichst“ deshalb, weil alleine schon die Auswahl des Themas oder die Auswahl der Gesprächspartner mindestens unterbewusst durch die eigene Meinung beeinflusst wird. Aber man sollte Gegner und Befürworter einer Sache immer zu Wort kommen lassen. Und natürlich sollte man sich als Zeitung, Zeitschrift, Radio- oder Fernsehsender, aber auch als Nachrichten-Internetseite nach außen möglichst neutral geben.

Das Logo mit der Flagge einer politischen Bewegung – das ist das Niveau von Kaninchenzüchter-Vereinszeitungen, Parteizeitungen oder Lobby-Zeitschriften. Aber es zeichnet nicht möglichst objektiven Journalismus aus. Schade, dass die oft wirren Rufer von „Lügenpresse“ und „Einheitsmedien“ jetzt ein wirkliches Argument via Facebook frei Haus geliefert bekommen haben. Das ist ein Armutszeugnis ausgerechnet für die Journalismus-Dinosaurier Spiegel und Stern. (pro)

Michael Voß ist Hörfunk-Redakteur aus Halle (Saale) und engagiert sich im Vorstand des Christlichen Medienverbundes KEP, zu dem auch das Christliche Medienmagazin pro gehört.

Von: Michael Voß

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